Kultureinblicke in Rumänien

Gymnasium Lütjenburg 23. November 2017
Erste Notversorgung in Rumänien: Kisten schleppen gehört dazu.©

von Laura Dietel

Gymnasium Lütjenburg, Wahlpflichtbereich Medienpraxis

Alba Iulia. Nach zwei Tagen Fahrt mit Zwischenstopp
in Budapest kamen wir – vier Mitglieder der evangelischen Jugend Lütjenburg,
Jugenddiakon Howard Bleck und Janike Lühr – in der rumänischen Stadt Alba lulia
an. Dort besuchten wir das Kinderheim „Stern der Hoffnung", um mit Spenden der
evangelischen Jugend das Kinderheim und umliegende arme Dörfer mit
Lebensmitteln und Kleidung zu unterstützen. Das Kinderheim beherbergt aktuell
22 Kinder, obwohl in dem Haus bis zu 90 Kinder ein Zuhause finden könnten.
Wegen der finanziellen Situation des Heims ist es aber nicht möglich, mehr
Kinder aufzunehmen.

Unsere Nothilfe starteten wir bei einer Familie, der es sehr
schlecht geht. Die deutsche Leiterin des Kinderheims, Sybille Hüttemann, hatte bereits einen Termin vereinbart.
Unterwegs holten wir die Mutter in einem Ort ab, der auf der Strecke lag, damit
sie uns den Weg zu ihrer Siedlung zeigen kann. Die Familie wohnt an einem
Berghang über dem eigentlichen Dorf, das im Tal liegt. Ihr Haus ähnelt einer
Holzhütte. Es wurde auf eine ebene Fläche am Hang gebaut: Erde, die auf dem
Berg liegt, wurde dafür gerade abgestochen und das Haus direkt daran gebaut.
Starke Regenfälle könnten dafür sorgen, dass die Erde hinunterrutscht und das
Haus der Familie zerstört. Neben schlechten Wohnverhältnissen hat die Familie
noch ein größeres Problem. Sie haben vier Kinder, zwei Mädchen und zwei Jungen;
einer der Söhne leidet an Lymphknotenkrebs. Da die Eltern nicht genug Geld
haben, kann ihr Sohn nicht dauerhaft behandelt werden. Aus diesem Grund wird er
in naher Zukunft an den Folgen der Krankheit sterben.

Der ältere Sohn geht nicht zur Schule. Er schlägt im Wald
illegal Holz, damit die Eltern den Krankenhausaufenthalt zahlen und
Lebensmittel sowie etwas Kleidung kaufen können. Der rumänische Winter wird
sehr kalt: Bis zu -40 Grad und starker Schneefall sind eine Seltenheit, weshalb warme
Kleidung und ein funktionierender Holzofen neben der Nahrung überlebenswichtig
sind. Auch wir brachten der Familie Essen und Kleidung. Der Weg zu ihnen war
allerdings nicht leicht, denn um zum Haus zu kommen, muss man einen steilen
Trampelpfad hinuntergehen.

Am nächsten Tag fuhren wir in ein weiteres sehr armes Dorf.
Die meisten Bewohner halten sich ein Schwein, das sie dann schlachten, damit
sie etwas zu essen haben. In den Häusern oder Holzhütten gibt es ein Bett, in
dem die gesamte Familie schläft, teilweise auch einen Schrank und einen Ofen.
Viele Familien besitzen einen Fernseher, der jedoch – wie der Strom dafür –
geklaut ist. Eine Toilette gibt es nicht. Sein Geschäft erledigt man einfach
vor der Haustür oder geht auf ein Plumpsklo, das vom gesamten Dorf genutzt
wird. Wir durften uns in verschiedenen Häusern ein Bild von den Wohnbedingungen
machen. Doch mit dem, was uns dort erwartet hat, haben wir nicht gerechnet. Die
Gerüche waren teils so schlimm, dass wir es keine fünf Minuten darin
ausgehalten haben. Die Luft war warm, verbraucht und dreckig. Diesen Geruch
kann man mit nichts vergleichen.

 
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