Recht auf Waffenbesitz und seine Folgen

Gymnasium Kronshagen 6. November 2017
Statistik zum Vergleich von Schusswaffenbesitz in den USA, Jemen und Deutschland ©

Der

Begriff „le massacre" beschreibt im Französischen ein Gemetzel,

Blutbad oder Massenmord. Alle drei Begriffe treffen auf das zu, was
sich um 22.08 Uhr Ortszeit am weltberühmten Las Vegas Strip
ereignete. Zu diesem Zeitpunkt spielte der Sänger Jason Aldean vor
22.000 Besuchern als letzter Interpret auf dem „Route 91
Harvest"-Festival, als Stephen Paddock das Feuer eröffnete. Er
befand sich im 32. Stockwerk des Mandalay Bay Hotels. Dort hatte er
mit einem Hammer zwei Fenster eingeschlagen, durch die er mit
Schnellfeuergewehren in die ca. 500 Meter weit entfernte
Menschenmenge schoss. In den zehn Minuten, bis er durch ausgelöste
Rauchmelder in seinem Hotelzimmer vom Sicherheitspersonal entdeckt
wurde, fielen seinem Dauerfeuer 58 Festivalbesucher zum Opfer,
weitere 530 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Als schließlich
sein Hotelzimmer nach einer Stunde von einem Sondereinsatzkommando
der Polizei gestürmt wurde, hatte der Täter sich bereits selbst das
Leben genommen. Selbst in der an Amokläufen reichen Geschichte der
Vereinigten Staaten hatte noch nie ein Einzelner für eine so hohe
Opferzahl gesorgt.

Stephen

Paddock hat weder ein Bekennerschreiben noch einen Abschiedsbrief

hinterlassen. Nach Aussagen von Angehörigen und Bekannten war er nie
als gewalttätig oder extremistisch aufgefallen, seine Freundin
beschrieb ihn sogar als besonders liebenswürdig. Er hatte keine
Vorstrafen und war als Buchhalter im Ruhestand durchaus wohlhabend.
Auffällig war jedoch eine Neigung zum Glücksspiel - und verborgen
von der Umwelt der Besitz eines ganzen Arsenals an Waffen, Munition
und Sprengstoff in seinem Wohnhaus. Zwar reklamierte die
Terrororganisation „Islamischer Staat" die Tat bereits am
nächsten Tag für sich, bislang gibt es jedoch keinerlei Hinweise
auf ein mögliches islamistisches Motiv. Es dürfte sich um eine
reine Propagandameldung handeln.

Aber

wie war es einem Einzeltäter praktisch möglich, eine Tat von

derartigem Ausmaß zu begehen? In keinem anderen westlichen Land wäre
es Stephen Paddock erlaubt gewesen, sich auf legalem Wege und
unerkannt eine solche Menge an tödlichen Waffen zu beschaffen. In
den USA garantiert jedoch der zweite Zusatzartikel zur Verfassung
seit dem 15. Dezember 1791 jedem Bürger, Waffen zu besitzen und zu
tragen. Dieses Recht darf vom Staat nicht eingeschränkt werden. In
einem blutigen Krieg hatten sich die Vereinigten Staaten 1783 ihre
Unabhängigkeit von England erkämpft. Waffen zur Selbstverteidigung
waren in dieser Zeit eine Selbstverständlichkeit und Notwendigkeit.
Man konnte sich aber noch nicht vorstellen, welche Schusswaffen das
21. Jahrhundert hervorbringen würde. Damals konnte mit Waffen immer
nur ein Schuss nach dem anderen abgegeben werden. Moderne
automatische Waffen erlauben hingegen ein Dauerfeuer, solange der
Abzug betätigt wird. Derartige Waffen gelten als Kriegswaffen und
sind auch in den USA seit 1986 verboten. Paddock war es aber möglich,
eine legal erworbene, halbautomatische Waffe mittels eines ebenfalls
legal erworbenen Zubehörs zu einer automatischen Waffe umzubauen. Er
konnte mit einer Frequenz von bis zu 800 Schuss pro Minute feuern. So
hatten die Festivalbesucher keine Chance, dem Kugelhagel zu
entkommen.

Wie nach jedem Massaker oder Amoklauf mit Schusswaffeneinsatz entbrannte
auch jetzt wieder in den USA eine Debatte über eine mögliche
gesetzliche Einschränkung des Besitzes von Schusswaffen. Selbst die
Waffenlobby in Form der „National Rifle Association" schien
zumindest mit einem Verbot der Umbauvorrichtungen einverstanden. 14
Tage nach den Ereignissen von Las Vegas nahm die NRA aber selbst
dieses minimale Zugeständnis wieder zurück.

Friederike Heinze, 9b Gymnasium Kronshagen

 

 
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