Es ist gegen 14 Uhr, als ich in der Werk- und Betreuungsstätte Ottendorf eintreffe. Es ist ruhig und entspannt, da sich nach dem Mittagessen die meisten Beschäftigten im sonnigen Garten aufhalten. Hier in Ottendorf arbeiten Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen in verschiedenen Werkstattgruppen. In den einzelnen Gruppen sind bis zu 10 Menschen untergebracht, die mit Holz, Ton, Filz, im Garten, am Computer oder mit Kerzen arbeiten. Die meisten Mitarbeiter sind Erzieher, Heilerzieher, Krankenpfleger, Ergo- oder Sozialtherapeuten.
Ich frage Frau S., die schon etliche Jahre in der Einrichtung arbeitet, ob sie Geld für ihre Arbeit bekommt und ob ihr die Arbeit Spaß macht. Sie sagt: „Geld verdiene ich keins. Trotzdem gehe ich gerne in die Einrichtung, hier fühle ich mich gut aufgehoben, mein Tag hat Struktur und ich tue etwas Sinvolles für mich."
Auf die Frage, wie man sich unterhalte, da einige Personen ja gar nicht sprechen können, erklärt sie mir,
dass es sogennante Talker gibt. Ein Talker ist ein Computer, auf dem man einen Text eintippt, der dann gesprochen wird. Einige verständigen sich auch durch Mimik und Gestik.
Persönlich hat mich das Schicksal eines jungen Mannes bewegt, der mit 16 Jahren mit seinem Fahrrad
gegen einen Baum gefahren ist – ohne Helm. Seitdem ist sein Hirn schwer geschädigt und er befindet sich in einer Art Wachkoma.