Michael G. Schmidt ist weltweit der einzige kurzsichtige Autotester, der als Beifahrer fährt. Er testet und schreibt Artikel über ausgefallene Autos mit besonderen Ausstattungen, wie z.B. Regenschirmtrocknern oder Sternenhimmeln.
Wie kam es zu Ihrem Beruf?
[...] Ich bin schon, seitdem ich ein kleiner Junge bin, ein totaler Autofan und habe mir irgendwann mal überlegt, wie ich die Möglichkeit haben könnte, Luxusautos auszuprobieren, denn ich selber bin so kurzsichtig, dass ich selbst nie einen Führerschein bekommen würde. Ich bin dann auf die Idee gekommen, Autos aus der Sicht des Beifahrers zu testen, und habe das dann meiner Redaktion vorgeschlagen, die anfangs sehr zurückhaltend war. Ich musste sie dann fast schon überreden, doch dann waren die Reaktionen der Leser und des Verlags so positiv, dass sie sagten:"Mach!" Und seither muss ich nur noch sagen, was ich machen will, und dann kann ich das machen.
Nach welchen Kriterien suchen Sie sich die Autos aus, die Sie testen?
Ich teste Autos, die ungewöhnlich sind. Das sind vor allem Luxusautos, die für "normale" Menschen unerreichbar sind, wie Ferrari, Lamborghini, Rolls-Royce etc. Oder es müssen Autos sein, die ganz außergewöhnlich, aber preislich durchaus realisierbar sind. Aber eben so außergewöhnlich, dass die meisten Menschen diese nicht kennen. [...]
Wie reagieren die Firmen, wenn Sie sich bei denen melden?
Die Firmen, die ich zuerst angeschrieben habe, waren überrascht, fanden mein Konzept ausgesprochen spannend und haben deshalb, obwohl die Zeitschrift, für die ich schreibe, eine relativ geringe Auflage hat, die Autos zur Verfügung gestellt. Inzwischen bin ich bei den meisten Firmen tatsächlich schon bekannt, die mir dann auch oft entgegenkommen. [...]
Können Sie sich bei diesen tollen Autos eigentlich auf den Bericht konzentrieren? Ich könnte das nicht.
Das ist für mich kein Problem, weil ich als Beifahrer die Möglichkeit habe, alles um mich herum wahrzunehmen. Ich kann darauf achten, wie sich das Auto anfühlt, wie es aussieht, ich kann Vergleiche ziehen, weil ich inzwischen schon sehr viele Luxusautos ausprobiert habe. Dadurch, dass ich so schlecht sehen kann, bin ich sowieso darauf angewiesen, meine Umwelt wesentlich genauer wahrzunehmen, als jemand, der richtig gut sehen kann. [...] Ich schreibe dann auch oft über die Reaktionen der Passanten. [...] Einmal haben wir Folgendes erlebt: Wir haben am Hamburger Fischmarkt eine Gruppe von Filipinos kennengelernt. Die haben unseren Morgan Roadster gesehen und als ich sagte:"Setzt euch doch mal rein!", waren sie total begeistert und haben sich gegenseitig fotografiert. Wir haben Adressen ausgetauscht und der Kontakt besteht jetzt seit vielen Jahren. [...]
Von Justus