von Matthis Kersten
9b, Gymnasium Altenholz
Ich wollte schon immer mehr über die „Unbekannten" im Profifußball wissen, die im
Hintergrund arbeiten und die eigentlich keiner kennt. Im Zuge des MiSch-
Projektes hatte ich die Möglichkeit, den Busfahrer von Holstein Kiel zu interviewen.
Kiel. Tim Brockmüller (44) ist hauptberuflich Fahrlehrer in
Kappeln, wo er vor allem Lkw-Fahrer ausbildet. Dank flexibler Arbeitszeiten
kann er noch einen zweiten Job ausüben. Seit dreieinhalb Jahren ist er
nebenberuflich Busfahrer bei SE-Reisen in Eckernförde. Im Januar 2017 fragte
seine Chefin ihn, ob er den Bus von Holstein Kiel fahren möchte.
Das ist seit April 2017 ein Scania Interlink HD. Der Bus ist
12,8 Meter lang, hat 410 PS, 32 Sitzplätze und sechs versenkbare Tische, die so
zu Schlafplätzen umfunktioniert werden können. Rund 330000 Euro hat das
Fahrzeug mit allen Umbauten gekostet.
Wenn Auswärtsfahrten anstehen, beginnen die Vorbereitungen
für Tim Brockmüller drei bis vier Tage vorher. Er arbeitet die Strecke aus,
checkt den Bus, tankt ihn voll. Am Abfahrtstag wird der Bus mit Trikots und
Trainingssachen beladen. Ist das Spiel weit entfernt, wird die Mannschaft zum Flughafen gebracht, während Brockmüller
schon unterwegs ist – etwa nach Regensburg: Mit über 800 Kilometern ist das die
am weitesten entfernte Stadt in der zweiten Liga. Am Flughafen wartet er dann
auf die Mannschaft und bringt sie ins Hotel, in dem auch er übernachtet. Am
Spieltag fährt er zunächst die Betreuer zum Stadion und hilft ihnen beim
Ausladen, danach holt er Spieler und Trainer ab. Wenn es ein Abendspiel ist,
bringt Brockmüller die Spieler vormittags noch zum Training. Während der Spiele
sitzt er meist auf der Bank oder auf der Tribüne. Danach helfen die Spieler
ihm, die Sachen wieder zu verstauen.
Ich will wissen, ob der Bus nach Fahrten stark verschmutzt
ist: „Nein, er ist wirklich sehr sauber", antwortet er. „Es ist eine meiner
Aufgaben, den Bus in Ordnung zu halten." Er wäscht ihn per Hand und fährt nur
im Notfall in die Waschanlage. Seine wichtigste Aufgabe sieht er darin, „die
Mannschaft und die Betreuer sicher ans Ziel zu bringen". Es sei schon etwas Spezielles, eine
Fußballmannschaft zu fahren. Das Besondere daran beschreibt er als „eine Art
Gruppengefühl".
Eine nicht so schöne Seite: Gegnerische Fans lassen manchmal
ihren Frust am Bus aus. Deshalb ist Brockmüller immer ein wenig besorgt, wenn
er das Stadion nach Auswärtsspielen verlässt. So wurde einem seiner Vorgänger
mal die Frontscheibe eingeworfen.
Aus dem Gespräch mit ihm lerne ich: Für ein Fußballspiel braucht
es mehr als 22 Mann. Natürlich ist Tim Brockmüller nur einer von vielen, die im
Hintergrund arbeiten. Ein kleiner, aber wichtiger Teil, ohne den der
Profifußball nicht funktionieren würde.