Eine Zeitung zum Frühstück

Kerstin von Schmidt-Phiseldeck 6. März 2018
© Kerstin von Schmidt-Phiseldeck

Strande. Neues Morgenritual in der dritten Klasse der Grundschule Strande: Seit drei Wochen starten die 24 Mädchen und Jungen mit einer ausgedehnten Lektüre der Kieler Nachrichten in den Tag. Dazu gibt es immer ein gemeinsames Frühstück mit Lehrerin Julia Horbach. Daran kann man sich gewöhnen! Und so ganz nebenbei, beim Lesen und Frühstücken, hat der Nachwuchs schon einiges darüber gelernt, wie Nachrichten entstehen und ausgewählt werden.

Was würden sie selbst zum Beispiel an diesem Montag zur Nachricht machen? Na klar, das Wetter! Schließlich gab es am Morgen Eisregen. Eine Schülerin erzählt, dass in Kiel sogar Busse ausgefallen sein sollen. Und ein anderes Mädchen sagt, dass der Papa sie wegen des Eises mit dem Auto gebracht hat und dabei schon mal ins Schlittern geriet. Doch nicht nur Menschen hatten mit dem Wetterwechsel gestern und der Eiseskälte zuvor zu kämpfen: Ein anderes Mädchen würde in der Zeitung darüber schreiben, wie Tiere über den Winter kommen. Tiere sind immer ein Thema, wenn Grundschüler bei Misch mitmachen.

Da hätte die Reporterin also vielleicht auch mit der Frage nach der Zeitungsente rechnen können, und warum die so heißt. Doch dafür kann sie ein praktisches Arbeitsgerät vorführen, für eine erste schnelle Recherche unterwegs: das Tablet mit Tastatur. Darüber können von unterwegs zum Beispiel Bilder ins Redaktionssystem eingelesen und wichtige Ereignisse schnell auf KN-online veröffentlicht werden: wie zum Beispiel vergangene Woche der Öl-Unfall im Strander Hafen.

Doch zurück zur Zeitungsente, ein alter Ausdruck für Falschnachrichten – heute hört man dafür oft das englische Wort „Fake News". Eindeutig geklärt ist der Begriff „Zeitungsente" wohl nicht. Man vermutet derzeit, dass er ursprünglich aus dem Französischen kam, vom Ausdruck „donner des canards". Das bedeutet „Enten geben" oder lügen. Oder von „vendre des canards à moitié", „Enten zur Hälfte verkaufen", nicht die ganze Wahrheit sagen. Vermutet wird, dass die Ente als unzuverlässige Brüterin galt. Übrigens: Auch im Englischen steht das Lehnwort „canard" für eine „Zeitungsente".

Die Kinder der dritten Klasse in Strande bringen für das Reporterdasein schon mal eine wichtige Tugend mit: viel Neugier. Die Fragen gehen ihnen einfach nicht aus – obwohl die Stunde sogar überzogen wird. Zum Glück bleiben ihre Kritikpunkte überschaubar: So wünschen sie sich zum Beispiel das Suchbild-Rätsel öfter als nur am Wochenende. Und für die Meinungsseite in den KN mal eine Karikatur, die auch Kinder verstehen.

Dieser Artikel ist in der KN-Ausgabe vom 6. März erschienen.

 
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