Ein Redakteur zum Anfassen

Niklas Wieczorek 9. März 2018
© Uwe Paesler

Schilksee. Nein, als Journalist wird nun wirklich niemand geboren: Und dennoch ist die Frage von Thore in der Klasse 4 der Grundschule Schilksee berechtigt: „Hast Du das schon immer gemacht?", fragt er gleich zu Beginn des MiSch-Redakteurbesuchs gestern Morgen.

Nicht immer, aber bereits zur Schulzeit fing es mit einer freien Mitarbeit in einer Lokalredaktion im Münsterland an. Ein bisschen Zeit wollen sich die Schüler aber noch nehmen, bevor sie sich ein Urteil zum Beruf des Journalisten erlauben – so ungefähr zwei Schulstunden, die mit jeder Menge Fragen gefüllt sind.

Zunächst einmal hat sich die Klasse unter Lehrer Axel Nitsche akribisch vorbereitet: Nicht nur, dass sie wissen, aus welchem Land der Nachname des Redakteurs stammt – auch Hauptstadt Warschau und Kattowitz/Katowice sind bekannt. Die Vorbereitung nennt der Lehrer übrigens „telepathische Kräfte", weil er die Angaben von den Schülern einfach so abrufen kann. Mysteriös...

Ganz von dieser Welt sind dagegen die Erkenntnisse der Schüler, dass im Internet auch Bilder des Redakteurs zu finden sind – schließlich arbeitet er in der Öffentlichkeit und muss damit umgehen, dass er auch abgebildet wird und mit Namen und als Person für seine Artikel steht. Fotograf Uwe Paesler erklärt aber, dass jeder Mensch – auch im Grundschulalter – ein Recht am eigenen Bild hat, und gefragt werden muss, ob er fotografiert werden möchte und das veröffentlicht werden darf. Mit dem Wissen macht sich das gemeinsame Foto anschließend fast von alleine.

Und doch muss der Redakteur schmunzeln, als er von Celina gefragt wird: „Bist Du berühmt?" Ein Journalist interviewt vielleicht einmal berühmte Menschen, aber sollte selbst nicht auf eigene Prominenz hinarbeiten. Natürlich ist sein Ziel, Neuigkeiten zu berichten, die alle wissen wollen – im besten Falle auch schneller als andere Journalisten, auf der Internetseite KN-online und in der gedruckten Ausgabe der Kieler Nachrichten.

Selbst wenn ihm das einmal gelingt, und der Beruf viel Freude macht, geht er nicht immer mit einem Lächeln nach Hause. Als Berichterstatter über Einsatzthemen, Kriminalität oder Unfälle, gibt es häufig Trauriges zu beschreiben. Danach fragt Wilhelmine – und der Redakteur macht besonders deutlich, dass es bei diesen Themen wichtig ist, ernsthaft und genau zu schildern, was passiert ist.

Ins Stocken kommt er, als Ben Luca fragt: „Arbeitest Du gerne im Büro?" Nun ja... die Aufgabe des Journalisten ist, aus der Redaktion herauszugehen, mit Menschen zu sprechen, Themen und Probleme zu finden und zu berichten. Aber das Schreiben in der Redaktion mit den Kollegen macht Spaß, die Vielfalt Freude. Gar nicht so leicht, mit „Nein" oder „Ja" zu antworten. Einfacher kommt die Botschaft herüber, als Lehrer Nitsche fragt: „Wer kann sich nach dem Besuch des Redakteurs vorstellen, irgendwann einmal Journalist zu werden?" Ein Drittel der Kinder meldet sich. Wir brauchen immer motivierte, junge Kollegen.

Dieser Artikel ist in der KN-Ausgabe vom 9. März 2018 erschienen.

 
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