Erst Warmwerfen, dann „Feuer frei!“

Tamo Schwarz 7. März 2018
© Uwe Paesler

Kiel. So ein Finale des Projektes „Medien in der Schule" (MiSch) hatte die Klasse 3c der Grundschule Suchsdorf bestimmt nicht erwartet. Zuerst eine Halbzeit lang „Warmwerfen" gegen das Reporterteam von den Kieler Nachrichten – Rollentausch inklusive. In der zweiten Halbzeit dann „Feuer frei!" mit Handballstar Christian Dissinger vom THW Kiel, der jede noch so private Frage beantwortete (einige Antworten bleiben aber unter uns) und nach einer anstrengenden Trainingseinheit bei THW-Coach Alfred Gislason am Dienstagmorgen sichtlich Spaß an dem Termin hatte. Kein Wunder, schließlich kennt sich „Disse" nach seinem Besuch vor zwei Jahren schon ein bisschen aus in Suchsdorf.

Die Drittklässler aus der 3c von Lehrerin Hanne Pries sind nach drei spannenden Wochen schon echte Zeitungsprofis, haben vollgestopfte „MiSch"-Tagebücher vor sich auf den Tischen liegen und stecken eigentlich mitten in den Redaktionsplanungen für die Klassenzeitung. Die wird eine ganz schön ausgewachsene Mega-Lektüre mit Berichten über die Suchsdorfer Jugendfeuerwehr, Hunde, die eigenen Lehrer (bitte sachlich bleiben!), Extremsportler oder einem Interview mit einem 95-jährigen Ur-Suchsdorfer („Früher war Suchsdorf ein Dorf"). Und Witze, das Wetter, ein Rätsel und selbst gezeichnete Comics dürfen natürlich auch nicht fehlen. 

Profis hin oder her, Fotograf Uwe Paesler und Sportredakteur Tamo Schwarz werden trotzdem mit Fragen bombardiert. „Was war Dein gefährlichster Termin?", möchte Pia (9) vom Fotografen wissen, der sich ungern an Krawalle vor dem Kilia-Stadion und seine vom Polizeihund zerfetzte Hose erinnert. Die Zahl seiner in 30 Berufsjahren gemachten Fotos (geschätzt 2,5 Millionen oder eher mehr), der liebste Artikel des Reporters (ein Treffen mit Bruce Springsteen), sein Lieblingsspieler vom THW (Børge Lund, aber der spielt nicht mehr) und die Arbeitszeiten interessieren die Jungjournalisten.

Und während man ins Plaudern gerät, ist der Rollentausch längst in vollem Gange. Uwe Paesler lässt seine Profi-Spiegelreflexkamera durch die Reihen wandern, macht die Grundschüler zu kleinen großen Fotografen. Alles zum Anfassen! Da leuchten auch die Augen der Lehrerin: „Wunderbar war immer der Moment, in dem die ganze Klasse morgens in aller Ruhe sitzt, die KN vor der Nase hat und sich gegenseitig – je nach Interessenlage – informiert. Ob Mitgefühl mit gequälten Schwänen, pure Freude über THW-Punkte oder die Diskussion, ob unsere Nationalhymne geändert werden soll oder nicht: Der Horizont wird durch dieses Projekt erweitert, und das mit sehr viel Spaß", sagt Hanne Pries und ergänzt ganz schnell: „Höhepunkt des Projektes war natürlich der Besuch der ,echten' Zeitungsmenschen mit ,Disse' vom THW Kiel – eine tolle Zeit fuer die 3c."

Dann kommt Christian Dissinger, und Applaus brandet auf. Moderator Julian (9) übernimmt ganz höflich die Begrüßung des 2,02-Meter-Riesen und eröffnet ohne langes Zögern die Fragestunde. Ganz wichtig, findet Pia: „Hast Du eigentlich extra große Möbel?" Na gut, die Türen und ihre Höhe können, so der Rückraumspieler des deutschen Rekordmeisters, schon mal ein Problem sein. Lange Matratzen zu finden sei allerdings einfach. Geburtstagskind Leon (9) und Sabina (9) fragen nach dem Grund, warum der 26-Jährige zum Handball gekommen ist („Meine Eltern haben Handball gespielt, ich war schon früh mit in der Halle und habe mit fünf Jahren angefangen").

Carolin (8) interessiert, was der Europameister von 2016 wohl gedenkt, nach seiner Karriere zu machen (Sportmanagement-Studium abgeschlossen, Finanz-Management-Studium begonnen, alles ist möglich), während Jon (8), der für die Klassenzeitung ein Dissinger-Portrait im Köcher hat, wissen möchte, was der Riese wohl gedacht hat, als der 1,77 Meter „kleine" Slowene Miha Zarabec zum THW kam: „Aus Spaß ziehen wir ihn manchmal auf. Er ist schon sehr klein."

Das könnte ewig so weitergehen: „Was wolltest Du früher werden?", fragt die achtjährige Lotta („Polizist, aber dann hat sich das mit dem Handball schon früh abgezeichnet"). Till (9) treibt die Frage um: „Würdest Du wollen, dass Dein Kind später auch Handball spielt?" Ein kurzes Innehalten: „Ach, gegen Fußball hätte ich auch nichts einzuwenden." Irgendwann ist die Stunde dann aber doch vorbei. Noch schnell ein paar Autogramme auf Shirts, Bälle, Arme und alles, worauf man Autogramme so geben kann. Als die Frage kam „Kommst du mit nach Suchsdorf in die 3c?", hat Christian Dissinger sofort „Ja" gesagt. Als Dank gibt's ein kleines Geschenk (Klassenfoto und Glücksschwein) von den kleinen Zeitungsprofis und frisch gebackenen Dissinger-Fans, Applaus und glückliche Gesichter.

Dieser Artikel ist in der KN-Ausgabe vom 7. März 2018 erschienen.

 
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