Freitags 7. Stunde
13:15 Uhr. Es klingelt zum Pausenende. Heute ist Freitag und vor 5 Sekunden hat die letzte Stunde begonnen.
Ich sprinte die Treppe hoch und schaffe es gerade noch, vor unserer Geographielehrerin Frau Müller in die Klasse zu huschen und mich auf meinen Platz zu setzen. Nachdem wir uns begrüßt haben, sehe ich mich um und bemerke, dass alle anderen schon ihre Mappen und das Buch auf dem Tisch liegen haben. Hastig durchstöbere ich meine Schultasche nach der braunen Pappmappe und dem blauen Buch. Schließlich sehe ich ein, dass ich meine Sachen wohl im Spind vergessen habe. Ich melde mich und werde von Frau Müller drangenommen. Sie lächelt mich an und fragt freundlich: ,,Was gibt es, Hannah?" ,,Ich habe meine Sachen im Spind vergessen", gebe ich kleinlaut zu. ,,Dürfte ich sie schnell holen?" ,,Lauf!", antwortet sie mit gespielter Strenge. Dann lacht sie. ,,Na klar" Ich schlendere langsam zur Tür. Aber sobald ich den Flur betreten und die Tür geschlossen habe, renne ich schnell wie ein Gepard zu meinem Spind am anderen Ende des Flurs. Weil ich so hektisch meinen Zahlencode eingebe, vertippe ich mich ganze dreimal. Als ich den Spind dann endlich geöffnet habe und ihn nach meinen Geo-Sachen durchwühle, wird mir erst richtig bewusst, was für eine langweilige Stunde mir bevorsteht. Freitags 7. Stunde: die letzte Stunde vor dem Wochenende! Und dann auch noch Geographie! Ich sehne mich nach dem köstlichen Essen, welches meine Oma wahrscheinlich gerade zubereitet. All diese Gedanken schwirren mir im Kopf herum, während ich müde zurück zum Klassenraum wandere. Ich setze mich stumm auf meinen Platz und denke noch einmal darüber nach, wie schön es wäre, jetzt zu Hause zu sitzen, und ein Buch zu lesen. Plötzlich spüre ich etwas auf meinem Arm. Es ist kalt und glatt wie eine Schlange. Auf einmal schlägt die Schlange auf meinen Arm. Ich schaue nach links und bemerke, dass es gar keine Schlange ist, sondern nur Arina, die mich mit ihrem Lineal schlägt. ,,Arina, hörst du bitte auf mich zu schlagen?" ,,Ich hab nur versucht dich wach zu kriegen. Träumst du, oder was?", fragt sie mit hochgezogener Augenbraue. ,,Nein. Ähm ich-" ,,Wir sollen Seite 19 aufschlagen", unterbricht sie mich. ,,Was aufschlagen?", frage ich mich im Stillen. Als sie mein verständnisloses Gesicht sieht, fügt sie hinzu: ,,Im Buch. Hier!" Sie wirft mir mein Buch in den Schoß. ,,Ach so. Oh ja. Danke", stottere ich. Ich schlage mein Buch auf und nehme den angenehmen Geruch von neuen Büchern wahr. Arina erklärt mir noch kurz, was wir machen sollen, aber als ich gerade anfangen will, höre ich Frau Müllers Stimme: ,,Den Rest macht ihr bitte zu Hause!" Ich stöhne leise.
Nächstes Mal vertrödel ich nicht so viel Zeit auf dem Flur oder träume die ganze Stunde lang vor mich hin! Jetzt freue ich mich einfach nur auf das leckere Essen meiner Oma!
Hannah Clausen, 7a des Gymnasium Kronwerk, Rendsburg
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