Der Tanzsport ist eine Sportart, welcher häufig unterschätzt wird. Rund 225.000 Menschen in 2.100 Vereinen, tanzen in Deutschland. Ein Verein davon ist das Erste Latin Team Kiel. Er wurde 1996 gegründet und bietet Formations- sowie Einzelpaartanz an.
Lena Tetzlaff, eine 20 jährige Studentin aus Kiel, tanzt in der Landesliga Nord für das B Team und gibt einen Einblick in ihren Tanzsport.
Wie sind Sie zum Tanzsport gekommen?
Ich habe schon mit fünf Jahren angefangen Kinderpaartanz und Hip Hop zu machen. Mein Traum war es schon immer Turniertänzerin zu werden, deshalb habe ich mich nach einem Verein umgeguckt und bin daraufhin auf das Erste Latin Team Kiel gestoßen und direkt zum Probetraining gegangen.
Was reizt Sie an dem Sport besonders?
Das ist schwer zu sagen. Tanzen ist alles für mich. Ich liebe es Tanzen zu sehen, aber auch die Ästhetik und die Herausforderung, was man alles mit seinem Körper schaffen kann, reizen mich sehr. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die schönen Kleider.
Da wir gerade über die Kleider sprechen, wie teuer ist der Sport ungefähr?
Ich glaube, das ist ein Punkt, der erklärt warum nicht allzu viele am Tanzen interessiert sind. Tanzen ist sehr teuer. Man zahlt einen Saisonbeitrag sowie einen Monatsbeitrag, die Klamotten, welche aus Bodies, Röcken und T-Shirts bestehen, Make Up und Haarschmuck gehören auch dazu, Tanzschuhe, Turnierstartgebühren und natürlich benötigt man ein Turnierkleid. Wir bekommen die in der Formation geliehen, aber die Einzelpaare kaufen sich diese selber. Die Preise liegen so zwischen 500 Euro bis 3.000 Euro.
Da kommt einiges zusammen. Bevorzugen Sie denn Einzel- oder Formationstanz?
Früher hab ich Einzelpaartanz bevorzugt, weil ich das starke Make Up der Formation nicht schön fand. Mittlerweile kann ich es gar nicht so genausagen. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Ich glaube aber, dass ich Formationstanzen ein bisschen über Einzelpaartanz stelle, weil ich es aktiver betreibe und man ein Team hinter sich hat.
Nächstes Jahr von Januar bis April 2019 ist Turniersaison und im Dezember habt ihr Präsentation. Wie aufwendig trainiert ihr im Moment?
Wir haben zweimal in der Woche reguläres Training und einmal jeweils Technik- und Freitraining.
Wie lang dauert es eine Choreographie zu erarbeiten?
Das Erarbeiten ist die Aufgabe unserer Trainer. Da wir derzeit in der Landesliga tanzen, haben wir eine bestimmte Begrenzung an Figuren. Um die Choreographie einzustudieren, braucht man schon länger. Wir haben im August angefangen und sind jetzt mit den Schritten durch. Nun fehlen noch die Koordinatenbilder für die jeweilge Position und das Perfektionieren der Armbewegungen. Alles zusammen dauert circa fünf Monate.
Bei einer Formation tanzen acht Paare. Wie viele sind denn in Ihrem Team?
Wir haben derzeit nur acht Herren, dass heißt, die Positionen sind immer besetzt. Da wir aber mehr als das doppelte an Frauen haben, hat jeder Herr mindestens zwei Partnerinnen, welche sich bei den Turnieren abwechseln müssen.
Dann sind ja sehr viele in Ihrem Team. Wie ist die Stimmung und was machen Sie für den Teamzusammenhalt?
Im Moment ist es etwas schwierig, weil wir in einem Tief sind. Das passiert aber einfach mal. Wir sind gerade dabei die Bilder zu entwerfen und manchmal vergisst man Teile der Choreographie. Dadurch, dass wir so viele sind, haben wir auch eine große Leistungsspanne, da ist es manchmal schwierig alles, unter einen Hut zu bekommen.
Gerade nach einem langen Training ist die Stimmung manchmal angespannt. Trotzdem haben wir einen sehr guten Zusammenhalt, obwohl wir viele unterschiedliche Charaktere im Team haben. Man muss natürlich freundlich und respektvoll miteinander umgehen, auch wenn was schief läuft. Wir machen häufig Teamabende, da reden wir über unsere Ziele als Team. Natürlich hat jeder seine engeren Freunde im Team, aber das ist normal.
Wie schwer ist es, Nachwuchstänzer- und Tänzerinnen zu finden?
Frauen finden wir sehr schnell. Männer hingegen sind schwer zu finden. Heutzutage ist Tanzen leider immer noch schwierig dargestellt. Viele Männer, welche Spaß am Tanzen haben, werden als ,,unmännlich'' bezeichnet, was natürlich überhaupt nicht stimmt.
Man sieht im Fernsehen sehr wenig Tanzsport und auch in den Zeitungen stehen meistens andere Sportarten im Vordergrund. Was glauben Sie, woran das liegt?
Ich denke, es liegt daran, dass Sportarten wie Fußball oder Handball immer präsenter waren und man als Fan eines Vereins ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl hat. Beim Tanzen kann man zwar auch mitfiebern und die Emotionen spüren, aber es ist nicht so gemeinschaftsfähig. Stellen Sie sich mal vor, man betritt eine Bar und anstatt Fußball läuft ein Tanzturnier, dass passt meiner Meinung nach nicht.
Als Abschluss möchte ich noch wissen, was Sie den Leuten raten, die gerne anfangen würden zu tanzen, aber sich nicht trauen.
Einfach machen. Wenn man einen Sport interessant findet, sollte man ihn ausprobieren und wenn man dann feststellt, dass es nichts für einen ist, kann man immer noch aufhören.
Rieke Tetzlaff, 10a, Gymnasium Lütjenburg
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