Der Feind im eigenen Körper

Klasse WPU Medienpraxis (Gymnasium Lütjenburg) 19. November 2018 1 Kommentar(e)
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Der Feind im eigenen Körper

Im Leben eines jeden Menschen gibt es besondere und vielleicht sogar alles verändernde Momente. Tage, an denen etwas Ausschlaggebendes passiert, etwas wie die eigene Hochzeit, das erste eigene Kind oder der langerwartete Schulabschluss.

Für die 15-Jährige Anna* aber war es eine ganz andere lebensverändernde Neuigkeit. Sie leidet unter einer Autoimmunerkrankung, einer sogenannten Thrombozytopenie. Der Arzt rief an, Anna solle sofort in die Praxis kommen, doch noch konnte niemand erahnen, was sie erwartet. Der Arzt versucht ihr die Ursache zu erklären, woher diese komischen Punkte auf ihren Beinen kommen, wieso ihr Fuß so stark anschwillt und sich bei der kleinsten Verletzung komplett blau färbt. Sie habe kaum noch Thrombozyten, welche die Aufgabe haben, sowohl äußerliche als auch innerliche Wunden zu verschließen. Anna muss sofort ins Krankenhaus, denn genau in diesem Moment könnte sie eine Verletzung das Leben kosten.

Nach langer Zeit und vielen stationärem Krankenhausaufenthalt darf sie endlich wieder nach Hause, doch nur unter einer Bedingung: Sie muss jeden zweiten Morgen in die Klinik fahren, um ihre Blutwerte überprüfen zu lassen. Zusätzlich wird eine medikamentöse Therapie durchgeführt, welche aber nicht anschlägt. Die Werte fallen immer tiefer. Anna wacht nachts teilweise mehrfach auf. Ihr Kissen ist mit Blut verschmiert, es dauert manchmal sogar eine halbe Stunde, bis die Blutung in ihrer Nase endgültig stoppt. Anna weiß genau, dass das nichts gutes bedeuten kann, sie muss zurück ins Uni-Klinikum.

Sie stellt sich zu diesem Zeitpunkt viele Fragen. Woher kommt diese Krankheit? Warum hat es genau sie getroffen? Warum können die Ärzte nichts dagegen unternehmen, dass die Werte immer tiefer fallen? Ob sie überhaupt wieder gesund werden wird? Doch niemand kann ihr diese Fragen klar und deutlich beantworten. Es gibt schlechte Neuigkeiten, die Werte sind nun endgültig auf Null gefallen. Für Anna ist dies nicht nur eine körperliche, sondern auch eine mental belastende Situation. Sie wird komplett eingeschränkt, Autofahren sowie selber Laufen wird ihr verboten, ihr wird komplette Bettruhe erteilt, da selbst das Sitzen auf einem Stuhl zu Einblutungen an den Beinen führt. ,,Jeder behandelt mich wie ein rohes Ei, sie trauen sich nicht einmal, mich zu umarmen, weil sie Angst haben, das könnte innere Blutungen verursachen", erzählt Anna. Sie kriegt nun täglich vier Stunden lang Blutplasma über ihre Vene, doch auch das schlägt nicht an. Kein Arzt weiß, noch was zu tun ist. Nach weiteren Wochen Behandlung plötzlich eine gute Nachricht: Die Werte steigen wieder, zwar schwankend, aber sie steigen.

Mittlerweile ist fast ein halbes Jahr vergangen, seitdem die Krankheit wie aus dem Nichts auftauchte. Annas Werte sind mittlerweile so stabil, dass sie wieder die Schule besuchen und ihr Leben genau wie vorher weiterleben darf.

Es sind nun zwei Jahre vergangen, doch dann der nächste Schock. Eine weitere lebensbedrohliche Krankheit ist aufgetreten. ,,Meine Leber hätte mich beinahe selbst vergiftet", erzählt sie mir. Sie wurde plötzlich ganz gelb und es fing an, sie am ganzen Körper zu jucken.

Weitere Krankenhausaufenthalte und Operationen waren die Folge. Noch bis heute wird Anna medikamentös behandelt und es wird weiterhin versucht, den Auslöser für diese Erkrankungen zu finden.

Anna beendet unser Interview mit den Worten: ,,Erst jetzt realisiere ich, wie ernst es um mich stand. Jeder Mensch sollte sich vor Augen halten, wie schnell das Leben vorbei sein kann. Man sollte jeden Tag für sich genießen und immer das Beste aus allem holen. Klar werden auch ab und zu mal schlechte Tage kommen doch sie werden auch wieder gehen, wie es bei mir der Fall war."

*Name geändert

Jule Wichelmann, Gymnasium Lütjenburg, WPU Medienpraxis

 
1 Kommentar(e)
  1. Hannah Clausen
    22. November 2018

    Wow! Wie toll das wir einen sehr genauen Einblick in den Krankheitsverlauf von ,,Anna'' erhalten haben. Sprachlich ist der Artikel sehr gelungen. Zu verbessern fällt uns nichts ein! Wir wünschen ,,Anna'' alles Gute für ihr weiteres Leben.

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