Zum Schuljahresbeginn 2018 fehlen an vielen Schulen in Schleswig-Holstein qualifizierte Lehrkräfte. Größtenteils ist das Fehlen der Lehrer in naturwissenschaftlichen Fächern wie Mathematik, Informatik, Chemie, Biologie und Physik zu beobachten. Grundschulen, Gymnasien, Förderzentren sowie Berufsschulen sind von dem Lehrerproblem benachteiligt und geschwächt worden.
Laut Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sei das Problem der Mangel an Bewerbern, da im Vorjahr zu wenig Lehramt-Studenten die Universität mit dem Ersten Staatsexamen verlassen konnten. Pädagogisch unqualifizierte Kräfte müssen an vielen Schulen eingesetzt werden, da sonst Unterrichtsausfälle sowie Stundenverschiebungen zustande kommen und die bereits durch Lehrermangel angespannte Situation noch weiter verschärfen würde. So werden viele Schüler und Schülerinnen von Lehrern unterrichtet, die über kein vollständig abgeschlossenes Lehramtsstudium verfügen. Laut einer Statistik sind von über 22.000 Lehrern in Schleswig-Holstein, über 880 Lehrer mit keiner vollständigen Qualifikation eingestellt. Bei 673 Stellen fehlt den Lehrenden sogar jegliche Lehramtsausbildung.
Folgen dieses eklatanten Mangels: Die Schülerzahlen pro Klasse steigen, zum Teil müssen Klassen zusammengelegt werden und dadurch sinkt die Produktivität des Unterrichts. Versuche, Gruppen- und Computerarbeiten sind nicht mehr möglich, da die Lehrkraft nicht mehr in der Lage ist, die Schüler adäquat zu beaufsichtigen, zu unterstützen, anzuleiten und zu begleiten. Schüler können so nicht gut für ihren angestrebten Schulabschluss vorbereitet werden, weshalb zum Einen das Gesamtniveau des Bildungsstandards sinkt sowie zum Anderen viele Schüler ihren angestrebten Schulabschluss nur mit Mühe oder überhaupt nicht erreichen.
Benachteiligte Schüler wie lern- oder sozialschwache Kinder oder Migranten haben keine Chance auf dringend benötigte spezielle Förderung. Inklusion, politisch gewollt, ist aufgrund des immensen Lehrermangels praktisch nicht umsetzbar. Die Folge: ansteigender Lautstärkepegel, demotivierte, sowohl über- als auch unterforderte Schüler und unterschiedliche Leistungsniveaus machen den Unterricht zu einer Herausforderung sowohl für den Lehrer als auch für die Schüler.
Ein weiteres schwerwiegendes Problem: das Durchschnittsalter der Lehrerschaft, beträgt der Zeit 55 Jahre, weshalb rund die Hälfte aller Lehrkräfte bis 2030 in den Ruhestand gehen werden. Die Lehrer, die nicht in den Ruhestand gehen, erwarten zunehmend erschwerte Arbeitsbedingungen, da im Vergleich zu sinkenden Lehrerzahlen die Schülerzahlen aufgrund von steigender Geburts- sowie Zuwanderungsrate stetig zunehmen. Laut Prognose einiger Forscher, ist es möglich, dass im Jahr 2025 bereits 22 Prozent mehr Schüler die Schulen in Schleswig-Holstein besuchen werden.
Der enorme Bedarf an jungen Nachwuchs-Pädagogen und Pädagoginnen ist nicht mehr zu verleugnen. Von Jahr zu Jahr steigt die Bedeutung von beruflichen Quereinsteigern beziehungsweise Seiteneinsteiger. Als Quereinsteiger gilt, wer aus einer fremden Berufssparte oder Branche in ein neues Betätigungsfeld wechselt, ohne die übliche Berufsausbildung absolviert zu haben. Qualifizierte, systematische Weiterbildung der Quereinsteiger in Didaktik und Pädagogik könnten ein Hilfsmittel sein, den Lehrermangel zu bekämpfen, aber nicht die alleinige Lösung. Hier muss auf politischer Ebene gehandelt werden, denn nur über Bildung lässt sich der Lehrermangel beheben. "Wir brauchen Lösungen, die dauerhaft wirken", sagte Karin Prien im Bildausschuss des Landtages Kiel. Das 5-Punkte-Programm zur Stärkung von Lehrern soll die Lösung sein. In ihrem Konzept soll der Einstieg in den Ruhestand von Fachkräften im Pensionsalter durch Zuschläge verschoben werden. Zudem sollen Schulen an sozialen Brennpunkten mehr Stellen, Weiterbildungen sowie Assistenzen bewilligt bekommen. Der Beruf soll durch das intensive Werben und durch Veranschaulichung der Stellung innerhalb der Gesellschaft in den Vordergrund geschoben werden. Die Lehrer-Gewerkschaft GEW und der Philologenverband sehen die Entwicklung mit großer Schwierigkeit. GEW-Landeschefin Astrid Henke sorgt sich um die Qualität des Unterrichts. Sie behauptet, dass in solcher einer Situation keine andere Möglichkeit besteht, als Aushilfestellen zu engagieren. Am Gymnasium Lütjenburg fallen ebenfalls manche der oben genannten Probleme auf. Es fallen Stunden aus oder werden verschoben und einige der bei mir unterrichtenden Lehrer werden bald in den Ruhestand gehen, weshalb man auch an dieser Schule Lehrer braucht.
Linus Adam, Gymnasium Lütjenburg, WPU Medienpraxis