Glasfaser- ein leeres Versprechen?

Klasse WPU Medienpraxis (Gymnasium Lütjenburg) 16. November 2018 2 Kommentar(e)

Jeder kennt es: Egal wo man ist, das Thema ist immer Glasfaser. Mit Fragen wie „Bist du schon drin?" oder „Wie lange dauert das denn noch?" löchern wir alle unsere Freunde, Verwandte und Kollegen. Aber was wir meist nicht wissen, ist, dass es eventuell doch noch länger dauern kann, als wir vermuten.

Seit 2014 hat der Zweckverband Breitbandversorgung im Kreis Plön es sich zur Aufgabe gemacht, 46 Gemeinden des Kreises mit einem leistungsstarken und zukunftsorientierten Glasfasernetz zu versorgen. Nach dem ersten Spatenstich im Sommer 2017 befindet sich das Projekt derzeit in der Bauphase und wird voraussichtlich bis Ende 2019 alle Anschlüsse fertigstellen. Die Firma pepcom GmbH wurde als Errichter und Betreiber verpflichtet, wobei eigentlich die Telekom als Staatsunternehmen verpflichtet worden ist, allen Kunden eine entsprechende Datenverbindung zu ermöglichen. Die privaten Konkurrenzunternehmen nicht. Doch es gibt Gerüchte, dass die Breitbandverlegung nicht einmal bis 2025 abgeschlossen werden wird.

Jahr für Jahr verspricht die Regierung schnelles Netz für alle, aber die Wahrheit über das Breitband-Versagen ist, dass die meisten Versprechen nicht ernst gemeint waren. Bereits 2009 versprach Angela Merkel in einem Videocast flächendeckendes Breitband für alle bis 2010. Diese Versprechen wurde jedoch 2010 wieder zurückgezogen. Im selben Jahr sagte unsere Bundeskanzlerin zu, dass 75 Prozent der Haushalte bis 2014 über "mindestens 50 Megabit" verfügen sollten. 2014 verlängerte sie dann die Frist bis 2018 und kommentierte das mit dem Wunsch: „Ich hoffe, dass wir das auch wirklich erreichen."

Dazu kommt ein weiteres, dieses Mal terminloses, Versprechen, welches eine viel größere Bandbreite und zwar für jeden Haushalt verheißt. Bis heute haben von 100 Deutschen, laut aktuellen Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), erst 0,6 einen Breitbandanschluss. Oder anders ausgedrückt: Nur 1,6 Prozent aller stationären Breitbandanschlüsse in Deutschland waren im Juni 2016 mit einem Glasfaserkabel verbunden. Damit belegt die Bundesrepublik den achten Platz im Ranking aller OECD-Staaten. Wie die Infografik von Statista und Technology Review zeigt, sind in Japan rund 74 Prozent aller Breitbandanschlüsse an Glasfaserkabel angeschlossen, womit sie auf Platz eins liegen.

Wir Deutschen würden da niemals hinterher kommen, denn wie jeder weiß, kann ohne Geld nichts passieren. Die Versorgung mit schnellem Internet geht leider nur schleppend voran, da die bereitgestellten Fördergelder der Regierung bisher unzureichend genutzt wurden. Tatsächlich sind von den 3,5 Milliarden Euro, die von dem vor drei Jahren gegründeten "Bundesförderprogramm Bereitbandausbau" zur Verfügung gestellt wurden, nur 26,6 Millionen Euro von den Gemeinden, Städten und Kreisen abgerufen und erhalten worden und selbst von dem Geld flossen nur 3,1 Millionen Euro in Baumaßnahmen.

Die Landeshauptstadt Kiel rief dabei am meisten Geld ab. Berlin hat zwar die beantragte Förderung von 50.000 Euro erhalten, doch von den bewilligten rund 382.000 Euro für den Ausbau der Infrastruktur weniger als ein Drittel abgerufen. Damit gilt die Hauptstadt trotzdem noch mit Abstand am aktivsten. Berlin ist aber auch die einzige Stadt, die überhaupt die Fördergelder in Höhe von 2.73 Milliarden, für den Breitbandausbau erhalten hat. Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen haben nur ungefähr 600 Millionen Euro bekommen. Die Bundesregierung geht davon aus, dass das Geld bis Ende 2021 ausgezahlt werden darf. Warum die Gelder so wenig genutzt werden, weiß keiner so genau. Aber was wir wissen ist, dass die meisten wohl noch einige Zeit auf Breitband warten müssen.

Für mich als Jugendliche bedeutet ein Anschluss ans Glasfasernetzt so etwas wie Freiheit. Bei mir Zuhause kann man nicht mal eine Nachricht verschicken ohne einige Zeit warten zu müssen bis sie gesendet wird. Noch schlimmer ist es wenn wir für die Schule etwas recherchieren sollen und man sich am nächsten Tag outen muss, dass man die Hausaufgaben nicht hat, weil man kein Internet hatte. Ich wohne auf dem Land und meine Familie hat noch einen Funkanschluss. Uns wurde bis Herbst 2018 Glasfaser versprochen, doch nun ist schon fast Dezember und es hat sich immer noch nichts geregt. Langsam geben wir schon alle die Hoffnung auf Glasfaser in diesem Jahr auf, aber dies trifft nicht nur uns, sondern auch auf viele andere Dörfer. Dort gibt ebenfalls wenig bis gar kein Internet. Doch ob sich da so schnell etwas daran ändert, bleibt eine Frage ohne Antwort. Glasfaser wird wohl für einige noch immer ein Traum bleiben.

Sophie Lange, Gymnasium Lütjenburg, WPU Medienpraxis,10c

 
2 Kommentar(e)
  1. Leon
    23. November 2018

    Mir geht es genau so! Wie sollten diesen Oktober bekommen, jetzt heißt es nächstes Jahr im April
  2. Kim
    13. Juni 2019

    Schön wäre es! Wir bekommen nicht einmal Glasfaser! Obwohl unsere Gemeinde aufgeführt ist, doch unser Gut wo wir wohnen bekommt gar nichts! Und man findet nichts dazu, o wir noch was bekommen oder nicht. Der Vermieter bekommt leider auch nichts raus. Dabei heißt es doch das GANZ Deutschland verkabelt werden soll. Wir gehören wohl nicht zu Deutschland oder zu Kreis Plön.

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