„Ich bin lernbehindert“

Klasse WPU Medienpraxis (Gymnasium Lütjenburg) 18. November 2018 2 Kommentar(e)
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Bis zur Förderschule war es ein langer, steiniger Weg, doch Lukas* hat es geschafft.

Für Lukas (9) geht es heute, wie jeden Tag, fröhlich los zur Schule. Doch das war nicht immer so. Die Förderschule besucht Lukas erst seit einem Jahr, davor war er auf einer ganz normalen Grundschule. „Alle nannten mich dumm, aber ich habe mich so angestrengt," erzählt Lukas von der Grundschule. Schon als Baby hatte er mit Epilepsie, Fieberkrämpfen und ADHS zu kämpfen. Durch die vermehrten Anfälle wurde sein Gehirn immer mehr angegriffen, so dass er heute lernbehindert ist.

Lukas Mutter erinnert sich an diese Zeit: „Sein Kind so leiden zu sehen, das wünsche ich keinem." Etliche Arztbesuche, Tests und Tabletten gehörten damals für Lukas zur Routine. Doch bis hin zur richtigen schulischen Unterstützung war es ein langer, steiniger Weg. „Die Ärzte meinten zuerst, ich soll mich einfach mehr anstrengen" erzählt Lukas aufgelöst, „Ich wollte schon immer lesen und schreiben wie die anderen können."

Lukas Mutter und seine Lehrer versuchten, ihm entgegen zu kommen und zu helfen, aber es wurde in der Regelschule nicht besser. Anders und nicht willkommen auf der Schule, so fühlte er sich jeden Tag aufs Neue. Die riesige Klasse von bis zu 30 Schülern überforderten ihn. Er hatte keine Freunde auf der Schule, alle hielten sich von ihm fern. Durch die Abweisungen seiner Mitschüler entwickelte sich seine Traurigkeit langsam zur Aggressivität. Lukas bekam immer mehr Wutanfälle in der Schule, er wusste sich gegenüber der Ablehnung der anderen Schüler nicht anders zu helfen. „Es konnte nicht so weitergehen, es musste endlich etwas getan werden."

Da auch eine Schulbegleitung durch die Grundschule abgelehnt worden war, versuchte Lukas Mutter, ihn auf einer Förderschule testen zu lassen. Nach vielen Tests das Ergebnis: Lukas hat wirklich eine Lernbehinderung und braucht Hilfe. „Als ich das Testergebnis sah, konnte ich es kaum glauben!." Lukas hatte zwar Angst vor dem Schulwechsel, freute sich aber auch auf seinen neuen Anfang: „Ab jetzt wird alles besser, jetzt lerne ich auch lesen und schreiben, in meinem Tempo." Neue Schule, neue Mitschüler und vor allem, neue Fördermethoden: Lukas war jetzt anstatt mit 30 nur noch mit zehn Kindern in einer Klasse und der Unterricht war auf sein Lernverhalten angepasst.

Der Kampf um eine Schulbegleitung ging jedoch weiter, nach vier Anträgen insgesamt hatte Lukas dank der Hartnäckigkeit seiner Mutter eine individuelle Förderung. „Am Anfang war es etwas ungewohnt, dass immer jemand bei mir saß, aber daran hatte ich mich schnell gewöhnt, es war toll", erzählt er.

Für den kleinen Lukas war die Betreuung eines Erwachsenen und somit zusätzliches Lob genau das, was er gebraucht hatte. Durch die Schulbegleitung lief es für Lukas immer besser. Nach zwei langen Jahren geht Lukas endlich gerne in die Schule. Er hat neue Freunde gefunden, mit denen er sich regelmäßig trifft. Das Lesen und Schreiben, das früher so eine Qual für ihn war, macht er freiwillig jeden Tag mit großer Freunde. Sein Leben hat sich dank der richtigen Förderung um 180° gedreht.

*Name geändert

Von Lea Meyer

 
2 Kommentar(e)
  1. Johannes Jens Hubertus Sievers
    22. November 2018

    Guter interessanter Text, sehr gelungen
  2. Hannah Clausen
    22. November 2018

    Sehr interessant geschrieben! ,,Lukas'' hat sehr viel Respekt verdient, so geärgert und ignoriert zu werden ist nicht einfach! Ich wünsche dem Jungen alles Gute für sein weiteres Leben!

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