Krank- doch keiner merkts

Klasse WPU Medienpraxis (Gymnasium Lütjenburg) 18. November 2018

Ihr Kind ist müde, hat keine Lust zu spielen oder ist einfach nur ohne erkennbaren Grund traurig? Dies sind vielleicht schon ernst zunehmende Warnzeichen, die bei ihrem Kind auf eine Depression hinweisen.

Grundlose Bauchschmerzen und andauernd wieder ausbrechende Aggressionsanfälle, die bei 14 Prozent aller Kinder und Jugendlichen auftretten, können auf Depressionen hinweisen, welcher die Betroffenen in der Regel nicht ohne professioneller Hilfe entkommen können. Sie werden mit Gefühlen wie Hoffnungs- und Mutlosigkeit belastet, welche durch Mobbing in der Schule, zerrütteten Familienverhältnissen oder andere Faktoren gesteigert werden können.

Die Zahl der Betroffennen in Deustchland ist in den letzten Jahren drastisch gestiege. Im Jahre 2000 lag die Zahl der Betroffenen, die stationär behandelt worden sind, bei ungefähr 2100 Kindern und Jugendlichen, heute liegt die Zahl deutlich höher, bei ungefähr 12500. Hinzu kommen die Betroffenen, die sich nicht behandel lassen, oder nur zu einem professionellem Kinder- und Jugendphsychologen gehen. Über 60 % der Betroffenen leiden zusätzlich noch an einer weiteren phychischen Erkrankung, besonders häufig sind Angst- oder Suchterkrankungen. Aber auch chronische somatische Erkrankungen können Depressionen auslösen, aber auch körperliche Erkrankungen nach sich ziehen.

Depressionen treten häufig auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Tumorerkrankungen, Migräne, Asthma, Allergien, Magengeschwüren, Diabetes, Infektionserkrankungen sowie hirnorganischen oder neurologischen Erkrankungen auf.

Ob Kind oder Erwachsener - die Mechanismen der Depressionen sind noch immer nicht vollständig geklärt. Es handelt sich jedoch um ein komplexes Zusammenspiel aus genetischen, biologischen und Umwelteinflüssen. Ein Faktor für eine Depression können beispielsweise die Gene sein, wenn eins der Elternteile an einer Depression litt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Kind auch an einer erkrankt. Man geht jedoch inzwischen davon aus, dass es letztlich Umweltfaktoren sind, die entscheidend dazu beitragen, dass Depressionen bei Kindern ausbrechen. So spielt bei Kindern die Familie eine entscheidende Rolle. Eine gute Beziehung zu den Eltern, die Rückhalt und Liebe vermitteln, kann die Kinder vor Depressionen schützen. Leistungsdruck, Scheidung oder Tod der Eltern, aber auch Hänseleien in der Schule, Armut und sexueller Missbrauch gelten als mögliche Auslöser depressiver Erkrankungen. Dabei ist nicht nur die Stärke der Belastung ausschlaggebend, sondern auch, wie gut das Kind gelernt hat, Krisen zu verarbeiten, Probleme zu lösen oder sich Hilfe zu suchen.

Jedoch sind Depressionen bei Kindern häufiger als bei Jugendlichen. Die Pubertät birgt ein besonderes Risiko. Diese Zeit ist mit vielen Veränderungen und großen Herausforderungen und dadurch mit einem erhöhten Stresslevel verbunden. Jugendliche sind auf der Suche nach ihrer eigenen Identität, sie grenzen sich stärker von den Eltern ab und suchen Zugehörigkeit bei den Gleichaltrigen. Auch der Körper und das äußere Erscheinungsbild verändern sich stark in dieser Zeit. Eine große Rolle spielen vermutlich auch die hormonellen Turbulenzen in dieser Lebensphase. Die großen Verunsicherungen, die der Umbruch mit sich bringt, können zum Ausbruch einer Depression bei Jugendlichen beitragen. Gute soziale Beziehungen zu den Eltern oder Freunden können dem aber entgegenwirken und die Jugendlichen stärken. So kann man in den meisten Fällen einen Suizidversuch vorbeugen oder sogar unterbinden.

Während die Suizidrate in der Durchschnittsbevölkerung unter 0,5 Prozent liegt, sterben 2,2 Prozent der depressiven Patienten, die ambulant, und vier Prozent derer, die stationär behandelt wurden, durch Suizid. Fast jeder zwölfte depressive Patient, der aufgrund von Suizidversuchen oder -gedanken in stationärer Behandlung war, stirbt durch Suizid. Um dies vorzubeugen, achten sie genau auf die Anzeichen bei ihren Kindern und Jugendlichen in ihrem Umfeld.

Kleine Kinder drücken ihre Gefühle eher durch Verhalten als durch Worte aus. Statt in den klassischen Symptomen wie Niedergeschlagenheit oder Antriebslosigkeit, zeigt sich eine Depression bei Kindern manchmal in Form von Wutausbrüchen, starkem Weinen oder ständigem Anklammern an die Eltern. Erschwerend kommt hinzu, dass vor allem die Kleinsten eine Depression als "Bauchweh" oder "Kopfweh" beschreiben, weil ihnen noch die Fähigkeit fehlt, Niedergeschlagenheit zu benennen. Eltern und Ärzte geraten damit auf eine vollkommen falsche Fährte. Je älter die Kinder sind, desto mehr entsprechen ihre Symptome denen von Erwachsenen. Doch auch bei Jugendlichen gilt es gut zu differenzieren. Denn in der Pubertät können Traurigkeit und Verzweiflung Teile einer normalen Entwicklung sein, die nach einiger Zeit wieder verschwinden. Dennoch müssen sie ernst genommen werden. Für Depressionen bei Kindern gelten zwar die gleichen Diagnosekriterien wie für Erwachsene, doch zeigen sich die Symptome bei Kindern oft in anderer Form.

Um ihr Kind vor Depressionen zu schützen stellen sie sicher das sie ihm viel Halt durch die Familie vermitteln und weitgehend keine Probleme in der Schule oder anderweitig vorliegen. Falls ihr Kind doch unter Depressionen leidet oder sie den verdacht haben, suchen sie sich Hilfe bei einem Arzt. Eine Behandlung umfasst dann meist Depression eine alters- bzw. entwicklungsgerechter Aufklärung des Kindes/Jugendlichen sowie der Eltern über die Erkrankung, Psychotherapie unter Einbeziehung von Familie und weiteren Bezugspersonen, ggf. sogar medikamentöse Therapie, oder Interventionen in der Familie (ggf. einschließlich Familientherapie).

Zur Not gibt es auch noch eine Notfallnummer, die ihr Kind jederzeit erreichen kann; TelefonSeelsorge in Deutschland:
+49(0)8001110111(gebührenfrei), +49 (0)800 111 0 222 (gebührenfrei).

Von Leni Lamp, Klasse 10c, Gymnasium Lütjenburg

 
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