Kennen Sie es, wenn Sie ein Buch lesen, aber plötzlich am Ende der Seite ankommen und sich nicht daran erinnern können, was Sie da genau gelesen haben? Oder sind Sie mal mit dem Auto über die Autobahn gefahren, um dann zu realisieren, dass Sie gar nicht wirklich auf die Straße geachtet haben? Das ungefähr ist es, womit sich Betroffene der Dissoziativen Identitätsstörung, früher bekannt als Multiple Persönlichkeitsstörung, tagtäglich auseinandersetzen, mit dem kleinen Unterschied, dass es bei ihnen dauernd passiert und dass ein anderer Anteil ihrer Persönlichkeit dabei die Kontrolle übernimmt.
Und auch wenn die Diagnose DIS schon an sich belastend ist, ist sie auch noch ein Teil des Kinoprogramms. 2019 kommt Filmregisseur M. Night Shyamalan mit dem Thriller „Glass" raus, der die Fortsetzung von „Split" wird. Damit tut er es vielen Filmen gleich, die sich diese Krankheit ebenfalls als Vorbild genommen haben, zum Beispiel „Dressed To Kill", „Psycho" oder „Primal Fear"
In den Köpfen vieler ist durch Filme wie diese das Bild entstanden, dass Betroffene von DIS gefährlich sind, was natürlich nicht der Fall ist. Menschen mit DIS sind Überlebende schwerer und schwersten Traumata in ihrer Kindheit. DIS bildet in dem Fall eine Art Schutzmechanismus, um als Kind mit belastenden Ereignissen umzugehen. Solche Erinnerungen werden verdrängt, bis die Persönlichkeit des Kindes zerbricht und sich in Anteile aufsplittert. Diese Anteile haben ihre eigenen Namen, oft ein anderes Alter und nicht selten auch ein anderes Geschlecht. Dazu haben sie ihre eigenen moralischen Vorstellungen, Vorlieben und Denkmuster, teilweise auch Dialekte. Im Grunde genommen, entwickeln sich in den Betroffenen vollwertige und dreidimensionale Persönlichkeiten.
In den letzten Jahren hat die Gesellschaft angefangen, die mentale und psychische Gesundheit der Mensch immer ernster zu nehmen, aber das Stigma der DIS bleibt bestehen. Müssen sich diese Menschen wirklich mit der Skepsis und den Vorurteilen der Menschen auseinandersetzen, wenn sie schon an Panikattacken, Amnesien, Depressionen und vielem mehr erkranken?
Um das zu verhindern und das Stigma zu minimieren, haben sich viele Betroffene auf YouTube zu Wort gemeldet und erzählen dort von ihren Erfahrungen. Unter ihnen sind zum Beispiel „MultiplicityAndMe", „The Entropy System" und „DissociaDID", die aus ihrem nicht ganz so einsamen Leben erzählen und ihren Zuschauern zeigen, dass ihre Krankheit sie eben nicht zu Mördern machen.
von Irem
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