Wenig Auszubildende, viele Studenten ?

Klasse WPU Medienpraxis (Gymnasium Lütjenburg) 16. November 2018
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Die Zahl der unbesetzten Lehrstellen war seit 20 Jahren noch nie so hoch wie jetzt. Zwischen Oktober 2016 und September 2017 wurden 48.900 unbesetzte Lehrstellen von der Bundesagentur für Arbeit gemeldet. Bis 2008 stieg die Zahl der Auszubildenden an, doch ab diesem Zeitpunkt sank die Anzahl allmählich von 1,6 Millionen( 2008) auf 1,3 Millionen (2016).

Da immer weniger Menschen eine Ausbildung in Betracht ziehen, steigt die Zahl der Studenten jährlich. Dies ist auch an den Studierendenzahlen zu beobachten: Von 1,9 Millionen (2008), stieg die Zahl auf 2,8 Millionen im Jahr 2016, also ist die Zahl der Studenten um 45 Prozent gestiegen, wohingegen bei den Auszubildenden die Zahl um 18% gesunken ist.

Ein möglicher Grund für die Abnahme der Auszubildenden ist, dass Eltern ihren Kindern heutzutage meistens zu einem Abitur und einem anschließendem Studium raten und nicht zu einer Ausbildung. Dies liegt an den zahlreichen Berufen, für die ein abgeschlossenes Studium Voraussetzung ist.

"Ich möchte später lieber Studieren, da ein Studium einem  eine sichere Zukunft und bessere Chancen im Bereich der Jobauswahl sichert", sagt Mitschüler Linus A. Außerdem erscheinen der Jugend Berufe wie Restaurantfachmann/-frau, Koch oder Friseur unattraktiv, da sie oftmals körperlich anstrengend sind und unzureichend bezahlt werden.

Restaurantfachmann/frau ist der Beruf in Deutschland mit den meisten unbesetzten Lehrstellen, dicht gefolgt vom Fleischer- und Lebensmittelhandwerk. Laut Elisabeth Krekel vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) lehnten Eltern oft die Berufswünsche des Kindes ab.

Doch die Aufnahme eines Studiums garantiert nicht gleichzeitig den Ausbildungserfolg: Die Abbrecherquote an allen Hochschulen beträgt bereits 27 Prozent. An Universitäten gehen sogar 32 Prozent vor dem Bachelorabschluss von der Uni ab. Bei Studienanfängern mit Migrationshintergrund, das sind Menschen die in Deutschland zur Schule gegangen sind, aber keinen deutschen Pass besitzen, liegt die Abbruchquote sogar bei 43 Prozent.

Die Studie zur Abbruchsquote wurde von dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) durchgeführt. 2014 wurden für die Studie 6000 junge Menschen befragt.

Viele Firmenchefs haben das Problem, dass sie keine Azubis fänden, so Georg Konjovic (Geschäftsführer von meinestadt.de), jedoch seien dies meist interne Firmenprobleme. Laut dem deutschen Gewerkschaftsbund üben viele Firmen Bestenauslese aus, weswegen heutzutage ein mittlerer Abschluss oder ein Abitur selbstverständlich seien. In Deutschland haben sich 2016 erstmals mehr junge Menschen mit Abitur als mit einem Hauptschulabschluss auf einen Ausbildungsplatz beworben. Ein weiterer Aspekt für ein Studium sei, dass man auch schon mit dem Erwerb der Fachhochschulreife an Fachhochschulen studieren kann. Männer sind beim Fachhochschulstudium mit 55% etwas zahlreicher vertreten, wohingegen bei den Frauen der Anteil bei 45 Prozent liegt. Laut der CHE-Erhebung ist fast jeder zweite dieser Studenten älter als 30 Jahre. Diese zusätzliche Gruppe trägt ebenfalls zur wachsenden Anzahl der Studierenden und zur Verschärfung des Fachkräftemangels bei.

Ein weiteres Beispiel ist die Baubranche. Die Auftragsbücher der Bauunternehmen sind prall gefüllt, doch durch den zunehmenden Fachkräftemangel können die Aufträge nicht fristgerecht bearbeitet werden oder müssen abgelehnt werden. Laut der Bundesagentur für Arbeit würden aktuell 150.000 Fachkräfte im Handwerk fehlen. Zudem bräuchte das Handwerk mehr Fachkräfte aus dem Ausland. Die KFW rechnet damit, dass dieses Jahr mehr als 300.000 Wohnungen fertig gestellt werden sollen, doch ohne ausreichende Fachkräfte ist dies sehr unwahrscheinlich. Im Handwerk mangelt es aber nicht nur im Bereich Wohnungsbau, sondern auch an Fachkräften in den Bereichen Sanitärhandwerk, Klempnerhandwerk, Heizungs- und Klimahandwerk. Der Fachkräftemangel würde allmählich zum größten Risiko für eine Ausweitung der Bautätigkeit für Deutschland, warnte ein Ökonom.

Tristan Stoffer, Gymnasium Lütjenburg, WPU Medienpraxis

 
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