Die Zeitung von morgen im Blick

Jördis Früchtenicht 28. Februar 2019
© Frank Peter

Moorsee. Die Führung beginnt bei dem, was man zum Drucken ganz bestimmt braucht: Papier. Große Rollen sind im Lager übereinander gestapelt. Die Klasse 4b der Grundschule Kronsburg schaut sich alles ganz genau an und hört den Erläuterungen von Nicole Hemme zu, die die Viertklässler durch das Druckzentrum der Kieler Nachrichten führt. „Die Rollen sind so schwer wie ein Auto", sagt sie.

Im Rahmen des Schulprojekts MiSch (Medien in der Schule) haben die Kinder bereits über zwei Wochen lang jeden Tag in der Schule die KN gelesen, nun wollen sie den Ort besichtigen, an dem die Zeitung gedruckt wird. Klassenlehrerin Gabriele Brame hat schon mehrfach mit ihren Klassen an MiSch teilgenommen und weiß, dass der Besuch im Druckzentrum für die Kinder spannend ist. „Darüber schreiben sie später einen Bericht. Das ist gar nicht so einfach, schließlich müssen sie die Fakten nennen und dürfen diese nicht mit ihren Empfindungen mischen", so die Lehrerin.

Nicole Hemme weist auf eine Zahl hin, die auf dem Etikett einer Papierrolle steht. „Diese Rolle ist über 18000 Meter lang." Dass das 18 Kilometern entspricht, weiß der zehnjährige Selim. Nachdem noch geklärt wird, dass es für Stromausfälle ein Notstromaggregat gibt, geht es weiter in den Raum, in dem die Druckerfarbe gelagert wird. Hier werden die Erklärungen von Nicole Hemme immer wieder durch lautes Zischen unterbrochen: „Das ist Luft, die in die Behälter gepresst wird." Das sei notwendig, weil die Farbe sonst zu dickflüssig ist.

Wie groß die Druckerpatronen in den Geräten zu Hause sind, können die Kinder fast alle mit ihren Fingern zeigen – ein paar Zentimeter. Dass die Behälter hinter ihnen, die größer sind als die Kinder selbst, die gleiche Funktion haben wie die Patronen, überrascht allerdings einige. Neben Schwarz stehen hier Behälter für blaue, rote und gelbe Farbe. Genannt werden die Farben Cyan, Magenta und Yellow.

Nachdem geklärt ist, wo Papier und Farbe lagern, geht es weiter zu den Maschinen, die die Druckplatten herstellen. Vier Platten aus Aluminium werden pro Zeitungsseite benötigt, denn die Farben werden einzeln gedruckt. Das genutzte Verfahren nennt sich Offsetdruck, erklärt Nicole Hemme: „Das ist ein wenig wie Kartoffeldruck." Die Stellen, die hervorgehoben sind, werden gedruckt.

Während die Viertklässler beobachten, wie die Zeitungsseiten auf die Platten übertragen werden, merken sie sich die Seitenzahl. Am nächsten Tag wollen sie die Seite in der Zeitung wiederfinden. Für welche Farbe die Platte ist, die gerade aus der Maschine herausrollt, können die Kinder bereits sagen. „Die ist für Schwarz", so der elfjährige Kaan. „Denn da ist die Schrift mit drauf und der Text in der Zeitung ist schwarz."

Auch das Herzstück der Druckerei, die Druckmaschine, wird angeschaut. „Achtet auf eure Kleidung, es kann sein, dass hier etwas Druckerfarbe an Wänden und Geländer ist", so Nicole Hemme. Von einer Empore blicken die Kinder hinab auf die Maschine. „Schätzt mal, wie hoch sie ist." Fünf, zehn oder auch 15 Meter schlagen die Schüler vor. „17 Meter", sagt die neunjährige Emily und liegt damit richtig.

Die historischen Druckmaschinen, die im Eingangsbereich des Druckzentrums stehen, wirken im Vergleich geradezu zwergenhaft – sie sind höchstens mannshoch. „An denen mussten die Drucker auch noch mit der Hand drehen, um zu drucken", erklärt Nicole Hemme.

Dieser Artikel ist in der KN-Ausgabe vom 28. Februar 2019 erschienen.

 
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