Fragen, nachhaken und ein Wunsch

Tanja Köhler 27. Februar 2019 1 Kommentar(e)
© Frank Peter

Kiel. Nicht auf den Mund gefallen, das sind die Grundschüler der Klassen 4a und 4b der Goethe-Schule in Kiel. Statt Mathe oder Sport stand am Dienstagmorgen MiSch auf dem Stundenplan. Und das bedeutete vor allem eins: Fragen stellen wie ein Journalist auf einer Pressekonferenz.

Wer entscheidet, wo der Artikel steht? Warum ist die Zeitung am Sonnabend teurer? Und kommt unser Foto auf die Seite 1? Die 49 Grundschüler der Goethe-Schule können später allesamt einmal Reporter werden. Denn in den eineinhalb Stunden stellten sie ihrem Besuch aus der Redaktion der Kieler Nachrichten über 50 Fragen zur Nachrichten- und Zeitungsproduktion sowie dem Alltag einer Redakteurin.

Wie „echte" Journalisten waren die Schüler natürlich gut vorbereitet. Im Unterricht von Stephanie Kohler und Sophia Wittig haben die Nachwuchsreporter sich zuvor schließlich intensiv mit der Zeitung befasst. Was Ressorts sind und welche es gibt. Nachrichten gelesen. Artikel ausgeschnitten. Einen Blick ins E-Paper geworfen. Sich Fragen überlegt.

So wie Ole (10). Er wollte wissen, wie Nachrichten von Israel nach Kiel in die Zeitung kommen. Denn das Land liege ja nicht gerade ein paar Hundert Meter von der Landeshauptstadt entfernt. Die Antwort bekam er prompt von Chefredaktionsmitglied Tanja Köhler: „Auf der ganzen Welt gibt es Korrespondenten, die über die aktuelle Lage vor Ort berichten. Die informieren uns und schreiben dann einen entsprechenden Artikel."

Nike (10) interessierte hingegen mehr die gedruckte Schrift. „Warum ist die immer schwarz?", fragte sie. Bilder könnten ja schließlich auch in Farbe gedruckt werden. „Damit auch Menschen mit Rot-Grün-Schwäche die Nachrichten gut lesen können", antwortete Tanja Köhler. Denn bunt sei zwar schön, aber eine Zeitung im Regenbogenprint würde auch vom Wesentlichen ablenken.

Gleich zwei Fragen am Stück stellte Moonno: Wer schrieb den Karl-Lagerfeld-Artikel? Und müssen Reporter Reisen selbst bezahlen? Natürlich nicht, lautete die Antwort. Wer den THW Kiel oder Holstein Kiel regelmäßig zu Auswärtsspielen begleitet, wäre finanziell sonst mehr belastet als Reporter, die nur in der Stadt Termine haben. Und weil die erste Frage nicht gleich beantwortet wurde, hakte der Zehnjährige ganz journalistisch nach: „Wer hat denn nun den Artikel geschrieben?" Da durfte die Antwort nicht lange auf sich warten lassen. Kristiane Backheuer war die Autorin.

Lara (10) sprach das sensibelste Thema an: Fehler. Kein Reporter macht sie mit Absicht. Kein Editor überließt sie mutwillig. Aber dennoch tauchen sie auf. „Darüber ärgern wir uns, und wir können uns dafür nur bei den Lesern entschuldigen", sagte Tanja Köhler.

„Kommen Eure Nachrichten denn auch im Radio?", wollte Julian (9) wissen. Direkt nicht. „Nur, wenn wir mit einer exklusiven Nachricht zitiert werden." Einen eigenen Radiosender haben die Kieler Nachrichten nicht. Nur Alexa, die die Meldungen über den Amazon Echo oder Dot vorliest.

Damit nicht der Anschein entsteht, die Fragen vom Anfang wären unbeantwortet geblieben, hier noch die Auflösung: Dass der Artikel an dieser Stelle erschienen ist, hat der Kieler Lokalchef Kristian Blasel mit seinem Team entschieden. Sonnabends ist die Zeitung teurer, weil sie mehr Umfang hat – etwa durch das Magazin „Sonntag" und die Stellen-, Immobilien- und Motor-Anzeigen. Und das Klassenfoto auf der Seite 1? Daraus ist leider nichts geworden – auch wenn alle Schüler sich das gewünscht haben. Aber immerhin ziert das Bild jetzt diese Seite.

Dieser Artikel ist in der KN-Ausgabe vom 27. Februar 2019 erschienen.

 
1 Kommentar(e)
  1. Promedia Maassen
    27. Februar 2019

    Wir, so wie sicherlich auch alle andere MiSch-Klassen, haben das Foto und den Artikel sofort in der Zeitung entdeckt - auch wenn es nicht auf Seite 1 ist ;)

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