Wie kommt die Farbe in die Zeitung?

Jördis Früchtenicht 22. Februar 2019 1 Kommentar(e)
© Thomas Eisenkrätzer

Hasseldieksdamm. Dass es eine App gibt, mit der Zeitzeugen der NS-Zeit mittels Video-Aufnahmen beinahe in den Klassenraum gebeamt werden, haben die Schüler der 4c der Gorch-Fock-Schule in den Kieler Nachrichten gelesen – und die Augmented-Reality-App direkt ausprobiert. Die Entdeckung wird dann auch dem Besuch aus der Redaktion der Kieler Nachrichten gezeigt, der mit den Kindern eigentlich über den Journalisten-Beruf sprechen möchte. Doch das Fragenstellen muss zunächst warten. „Die Schüler haben sich gerade einen Monat intensiv mit dem Zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt", erklärt Klassenlehrerin Henriette Nishiura.

Seit einer Woche steht „Zeitung lesen" bereits auf dem Stundenplan der 4c, die an „Medien in der Schule" – kurz MiSch – teilnimmt. Das Projekt, das Lese- und Medienkompetenz fördert, läuft vom 11. Februar bis zum 9. März. In diesem Zeitraum wird den Schülern jeden Morgen die KN in die Schule geliefert. Beim Klassenbesuch bekommen die Kinder die Möglichkeit, Journalisten Fragen über ihren Beruf und die Entstehung einer Zeitung zu stellen. Insgesamt nehmen mehr als 1700 Schüler aus 84 Klassen an dem Projekt teil, das Kieler Nachrichten und Segeberger Zeitung in Kooperation mit der Förde Sparkasse und der Sparkasse Südholstein anbieten. Die MiSch-„Entdecker" sind überwiegend Grundschüler aus dritten und vierten Klassen.

Nach der Präsentation der App „1933-1945", bei der das Video einer russischen Zeitzeugin gezeigt wurde, reden die Viertklässler nicht lange um schwierige Fragen herum: Warum Fehler in der Zeitung sind, wollen die Viertklässler von Volontärin Jördis Früchtenicht und Fotograf Thomas Eisenkrätzer als Erstes wissen. Als Beispiel lesen sie eine Meldung über einen Drogenfund vor, in der sich gleich zwei Fehler finden lassen. Obwohl jeder Text eigentlich mehrfach gelesen wird, bevor er gedruckt wird, muss es manchmal schnell gehen. Dann kann es auch mal zu Fehlern kommen – was die Journalisten aber selbst am meisten ärgert.

Wie die Farbe in die Zeitung kommt, beschäftigt Tessa. Etwas erstaunt sind die Schüler darüber, dass die Grundfarben Gelb, Yellow genannt, Blau (Cyan) und Rot (Magenta) sowie Schwarz einzeln gedruckt werden. Die Mitarbeiter im Druckzentrum müssen dabei sehr exakt arbeiten, damit Schrift und vor allem die Bilder nicht verschwommen sind.

Auch die Mitarbeiterzahl der Kieler Nachrichten – insgesamt mehr als 300 – wundert die Kinder. „Wer hätte gedacht, dass es über 1000 sind?", fragt Lehrerin Henirette Nishiura. Viele Hände in der Runde werden gehoben.

Dass die 4c sich intensiv mit der Zeitung beschäftigt, merkt man nicht nur an den gestellten Fragen, sondern auch an den Lesetagebüchern, die jeder Schüler führt. In den kunterbunten Heften sammeln sie, was ihnen gefällt. Viele schneiden Bilder aus, malen diese weiter. Marie findet den Sportteil gut, da dort viel über Pferde berichtet werde. Daher hat sie sämtliche Bilder von Pferden und Reitern ausgeschnitten und sie um ganze Landschaften erweitert, etwa um eines der Tiere samt Reiter ein ganzes Springreitturnier gemalt.

Auch im Klassenraum sieht man, dass das MiSch-Projekt die Kinder beschäftigt. An einer Pinnwand sind einzelne Artikel befestigt, daneben haben die Schüler kurze Kommentare gepinnt. Neben einem kurzen Text mit kleinem Bild steht, dass diese Meldungen oft spannend sind.

An der Tafel stehen die W-Fragen, die in journalistischen Texten für gewöhnlich beantwortet werden: Wer? Was? Wo? Wann? Wie? Dass die Antworten auf diese Fragen in einem Bericht wichtig sind, wissen die Viertklässler bereits. Sie wollen üben, da ein Bericht am Ende auch in einer Klassenarbeit zu schreiben ist. So werden die Journalisten um Tipps gebeten. Der erste Rat lautet: Das Wichtigste kommt zuerst. Zudem muss man sich immer an die Fakten halten und darf nichts dazu erfinden.

Dieser Artikel ist in der KN-Ausgabe vom 20. Februar 2019 erschienen.

 
1 Kommentar(e)
  1. Promedia Maassen
    25. Februar 2019

    Vielleicht schafft ihr es sogar noch das Druckzentrum der KN/SZ zu besuchen. Dort könnt ihr euch einmal direkt vor Ort informieren, wie die Farbe auf das Papier kommt.

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