Fakten, Geschichten und ein Vorschlag

Jördis Früchtenicht 13. März 2019

Strohbrück. Es könnte sich auch um eine Pressekonferenz handeln: Die Viertklässler der Regenbogenschule Strohbrück stellen so routiniert Fragen, dass der Besuch aus der Redaktion der Kieler Nachrichten kaum dazu kommt, eine zu beantworten, bevor die nächste gestellt wird.

Fotograf Thomas Eisenkrätzer und Volontärin Jördis Früchtenicht besuchen die vierte Klasse der Schule im Rahmen von MiSch (Medien in der Schule). Das Projekt, das Kieler Nachrichten und Segeberger Zeitung in Kooperation mit der Förde Sparkasse und der Sparkasse Südholstein anbieten, soll Lese- und Medienkompetenz fördern. Vier Wochen lang haben die Kinder in der Regenbogenschule die KN gelesen, nun bietet der Besuch zum Abschluss die Möglichkeit, Fragen zu Journalismus und Zeitung zu stellen.

Einige Antworten mussten Früchtenicht und Eisenkrätzer zunächst einmal recherchieren, etwa die Mengen Papier und Farbe, die wöchentlich im KN-Druckzentrum verbraucht werden. Antwort: Insgesamt werden in der Druckerei, in der mehrere Tageszeitungen produziert werden, etwa 400 Tonnen Papier und vier Tonnen Farbe pro Woche benötigt. Davon werden 120 Tonnen Papier und 1200 Kilogramm Farbe pro Woche für die KN gebraucht.

Neben Zahlen und Fakten wollen die Kinder auch Geschichten aus dem Journalistenalltag hören. Anton fragt, ob die Journalisten bei der Arbeit auch schon mal in eine gefährliche Situation gekommen sind. Thomas Eisenkrätzer erzählt von Demonstrationen, bei denen er mit Gegenständen beworfen wurde: „Einmal hat mich ein Farbbeutel getroffen. Da waren meine Jacke und mein Rucksack an der Seite gelb. Die Farbe ging nicht mehr ab." Er erinnert sich auch an einen jungen Finnwal, der 2003 in der Kieler Förde schwamm. Etwa 15 Meter lang sei das Tier gewesen. „Den habe ich fotografiert. Ich bin mit der Wasserschutzpolizei in einem kleinen Schlauchboot in die Nähe des Wals gefahren. Plötzlich war der direkt unter uns, zum Glück ist er erst ein paar Meter weiter aufgetaucht."

Marieke möchte wissen, ob man als Journalist regelmäßige Arbeitszeiten hat. Antwort: Einerseits ja, andererseits gibt es rund um die Uhr Ereignisse, über die berichtet wird. Zudem sind Termine nicht immer innerhalb der eigentlichen Arbeitszeit – sondern auch mal morgens, abends oder am Wochenende.

Dass die Kinder sich nach vier Wochen MiSch schon gut mit der Zeitung auskennen, zeigt sich nicht nur in ihrem Wissen – Begriffe wie Ressort muss man ihnen nicht mehr erklären – sondern auch in ihren prall gefüllten Zeitungsheften. Emily und Malene etwa haben die Artikel eingeklebt, die sie am interessantesten fanden. Berichte über Tiere und Polizei sind dabei, aber auch Texte zum Streit um das Niqab-Verbot an der Christian-Albrechts-Universität oder zur Kriminalität in El Salvador. „Wir schreiben auch auf, was uns an dem Text gefallen hat", sagt Emily.

Einigen Kindern kommt noch die Idee, dass die KN ja auch einmal über die Spiele berichten könnten, die sie in ihren Pausen spielen. Der Vorschlag, dass die Schüler das selbst machen könnten, sagt ihnen zu und sie nehmen sich fest vor, dazu einen Text zu schreiben. Genügend Neugier, um als Journalisten zu arbeiten, haben die Viertklässler allemal.

Dieser Artikel ist in der KN-Ausgabe vom 11. März 2019 erschienen.

 
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