Der Traum- Wunscherfüller unseres Unterbewusstseins?

Klasse 10b (Gymnasium Lütjenburg) 19. November 2019
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Der Traum – Wunscherfüller unseres
Unterbewusstseins?

Ich fliege, die Vögel neben mir unterhalten sich und ich kann sie verstehen. Wir fliegen Richtung Süden, wo es warm ist. Ich stelle mir vor, wie der Ort aussieht, zu dem wir reisen. Große Palmen, weiße Sandstrände und kristallklares Meer, doch plötzlich verliere ich die Kontrolle, meine Flügel funktionieren nicht mehr und ich falle. Ich schreie, ich habe Panik und dann... wache ich auf. Es war ein Traum.
Warum träume ich? Was passiert mit mir, wenn ich träume? Warum vergessen wir unsere Träume nach einiger Zeit wieder? Und warum behaupten manche Menschen, sie würden überhaupt nicht träumen? Dies sind Fragen, die sich bestimmt jeder schon mal gestellt hat, aber die wenigsten beantworten können, obwohl es doch ein Thema ist, das uns täglich begleitet. Auch ich wollte Antworten auf diese Fragen bekommen und habe mich somit entschlossen, nach ihnen zu suchen.

Viele Menschen behaupten, dass sie nicht träumen, wohingegen andere, zu den auch ich zähle, in der Lage sind, täglich von ihren Träumen zu berichten. „Ich denke, dass jeder Mensch träumt, nur viele können sich bereits direkt nach dem Aufwachen nicht mehr dran erinnern", antwortet Hanna Meyer (15), mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck sehr richtig, als ich ihr diese Frage stelle. Anhand einer Umfrage, die ich mit meinen Freunden gemacht habe, habe ich festgestellt, dass nur 3 von 15 Personen sich regelmäßig an ihre Träume erinnern können, 5 haben mit „nur selten" geantwortet und die restlichen 7 können sich so gut wie nie an sie erinnern. Aber warum ist das so? Diese Frage lässt sich eigentlich relativ leicht klären. Die Leute, die regelmäßig wissen, wovon sie geträumt haben, haben einen wesentlich leichteren und unruhigeren Schlaf, als die anderen. Menschen wachen durchschnittlich 28 Mal pro Nacht unbemerkt auf, in diesen kurzen Phasen speichert das Gehirn die geträumten Sachen ab. Wenn man zu den Leuten zählt, die von ihren Träumen erzählen können, hat man 2 Bereiche im Gehirn, die auch im Wachzustand deutlich aktiver als bei „nicht Träumern" sind. Diese Bereiche werden „medialer präfrontaler Kortex" und „temporoparientaler Übergang" genannt und sorgen für die Aufmerksamkeit gegenüber äußeren Reizen. Das heißt, die Leute, bei denen diese beiden Areale aktiver sind, reagieren empfindlicher auf leise, kurze Geräusche und wachen dadurch nachts noch deutlich öfter als 28 Mal unbemerkt auf, wodurch das Gehirn auch öfter die Möglichkeit bekommt, Geträumtes abzuspeichern. Außerdem spielt es eine wichtige Rolle, in welcher Phase der Nachtruhe man geweckt wird. Der Schlaf lässt sich in 5 Phasen aufteilen, die sich zyklusmäßig ungefähr alle 90 Minuten wiederholen. Ein Schlaf eines Menschen ab ca. 12 Jahren durchspielt pro Nacht 4-6 Zyklen.
Wenn wir uns abends in unser Bett legen und vielleicht, wie ich das tue, über unseren Tag nachdenken, es uns unter der warmen Decke gemütlich machen, das weiche Kissen unter unserem Kopf spüren und uns noch einmal in unserem Zimmer umsehen, dann fühlen wir uns wohl und geborgen. Wenn wir dann langsam ruhiger werden und unsere Augen zufallen, beginnt die Nacht mit der Einschlafphase (NREM / non-rapid-eye-movement 1), darauf folgt die Leichtschlafphase (NREM 2) , in der häufig realitätsbezogene Träume auftauchen. Wenn einen Dinge zu sehr beschäftigen und man es nicht schafft, diese zu verarbeiten, gelingt es dem Körper nicht, in die nächste Phase überzugehen, was dazu führt, dass man am nächsten Tag unausgeruht ist. Im Normalfall schafft es der Körper allerdings in die 1. Tiefschlafphase (NREM 3) überzugehen, in der er anfängt, sich zu regenerieren, um sich dann in der 2. Tiefschlafphase (NREM 4) fast völlig zu erholen. In der 3. und 4. Phase schläft man sehr fest, wodurch es schwer fällt, in diesem Stadium aufzuwachen. Außerdem können Leute, die in dieser Zeitspanne geweckt werden, nur sehr selten auf ihre Träume zurückgreifen oder träumen gar nicht, da der Körper zu sehr mit der Regeneration beschäftigt ist. Als letztes folgt die „Traumphase" (REM / rapid-eye-movement), in der, wie es der Name schon sagt, die meisten Träume stattfinden. Laut einer Studie von Nathiel Kleitman und William Dement konnten sich Versuchspersonen, die in der REM-Phase geweckt wurden, zu 80% an ihre Träume erinnern.
Was passiert mit uns, während wir schlafen und warum führen wir keine Bewegungen aus, von denen wir träumen? „ Ich habe mir darüber ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht, aber ich vermute, dass unser Gehirn die Informationen im Traum vielleicht einfach nicht an unsere Muskeln weitergibt" , entgegnete Luise Ehmsen (13), als ich sie mit dieser Frage konfrontiere. Dies ist ein guter Gedankengang, der auf jeden Fall in die richtige Richtung geht. Während der REM-Phase verfällt der Körper in eine Lähmung, auch Schlafparalyse genannt, womit verhindert wird, dass die Dinge, die sich in der Traumwelt abspielen, an die Muskeln weitergegeben werden und man diese in der Realität ausführt. Ausgenommen von dieser Lähmung sind die Augenmuskulatur und die Atmung, was man auch daran erkennen kann, dass Träumende oft sehr schnell atmen und ihre Augen sich bewegen. Wenn der 1. Zyklus abgeschlossen ist, wechseln sich NREM- und REM-Phasen ab. Am Anfang der Nacht überwiegen noch die NREM-Phasen, die aber, nachdem der Körper sich erholt hat, immer weniger werden und von den REM-Phasen dann immer länger abgelöst werden. Dies ist auch der Grund dafür, dass wir uns eher die Träume des frühen Morgens merken können, als die vom Anfang der Nacht.
Auch die Leute, die sich regelmäßig an ihre Träume erinnern können, können selten noch von Träumen aus längerer Vergangenheit erzählen. Aber warum nicht? Wenn wir uns schon an sie erinnern, warum verschwinden sie nach einiger Zeit dann wieder? Mewes Dierolf(16) muss nicht lange überlegen: „Ich denke, unser Gehirn sortiert nach Wichtigkeit", war seine Antwort, womit er richtig liegt. Im Wachzustand wird das Gehirn mit den Neurotransmittern Noradrenalin und Serotonin überschüttet, die für Aufmerksamkeit sorgen und eine wichtige Rolle bei der Bildung des Gedächtnisses übernehmen. Diese Stoffe werden im Traum nicht ausgeschüttet, was dazu führt, dass unsere Träume nur auf Dauer im Gedächtnis abgespeichert werden, wenn wir uns noch nach dem Aufwachen mit ihnen auseinander setzen. Aus diesem Grund können wir uns auch längere Zeit an emotional bewegende Träume erinnern, als an unrealistische oder irrelevante.
Warum träumen wir überhaupt? Eine Frage, die sich schon Sigmund Freud im 19. Jahrhundert gestellt hat. „Der Traum spiele für unser seelisches Gleichgewicht die Rolle des Wunscherfüllers" war eines der Zitate aus seinem Buch „Die Traumdeutung". Stimmt das? Wollen unsere Träume uns Wünsche erfüllen, bei denen unser Unterbewusstsein sich sicher ist, dass es in der Realität unmöglich wäre, diese zu erfüllen? Nach dem heutigem Stand der Forschung dienen Träume dazu, das Gehirn „aufzuräumen" , das heißt, die Gedanken und Erlebnisse zu sortieren. Dadurch erkennen wir im Traum oft Lösungswege für Probleme aus dem Alltag, wodurch auch das Sprichwort „Schlaf erst mal eine Nacht drüber" entstanden ist. Außerdem versucht unser Unterbewusstsein belastende Tageserlebnisse im Traum zu verarbeiten oder durch positive Träume auszugleichen. Ein letzter Grund dafür, dass wir träumen, besteht darin, dass aufgenommene Informationen währenddessen ins Langzeitgedächtnis übertragen werden, was auch der Auslöser dafür ist, dass einem geraten wird, sich Dinge, die man beispielsweise für Tests braucht, vor dem Schlafengehen noch einmal anzusehen.
Wenn wir dann am nächsten Morgen unser Traumland verlassen, egal ob wir uns an das, was passiert ist, erinnern können oder nicht, will man oft die Augen einfach wieder schließen und sich zurück in sein gemütliches Bett fallen lassen. Wenn der Wecker dann zum 3. Mal schrill klingelt, muss man aber leider doch die Decke umschlagen und das Bett, oft noch etwas verschlafen, verlassen, um sich auf denn neuen Tag vorzubereiten.

Wenn ich morgens meine Augen öffne und mein Blick auf meine Fotowand fällt, an der ich viele Momente der letzten Jahre festgehalten habe, denke ich oft darüber nach, welche dieser Personen in meinem Traum vorgekommen sind. Da ich mich meist, wie oben schon erwähnt, an meine Träume erinnern kann, brauche ich oft nicht lange, um festzustellen, welche von ihnen involviert waren. Wenn ich dann noch einige Minuten länger über meinen neusten Traum nachdenke, werden die Bilder immer klarer und ich kann mich auch an winzige Details, wie beispielsweise an das Oberteil der Person, die letzte Nacht mit mir zusammen in Italien war, erinnern. Dies ist etwas, was mich schon immer fasziniert hat und es auch heute noch tut. Während meiner Recherchen habe ich festgestellt, dass unsere Träume noch einen deutlich tieferen Sinn haben, als ich es gedacht hatte. Sie helfen beim Treffen von wichtigen Entscheidungen und entlasten das Gehirn, indem sie gesammelte Informationen aus den einzelnen Notizen, die sich das Gehirn während des Tages macht, ziehen, um sie zu einem Buch zusammensetzen, es also aufräumen. Mir gefällt die Vorstellung, dass man seinen stressigen Alltag verlässt, seine Probleme für ein Paar Stunden ablegt und das Unterbewusstsein durch positive Träume versucht, einen wenigstens für den Moment glücklich zu machen. Wie weit man daran glaubt, dass Träume einem „helfen wollen", ist jedem selbst überlassen, aber der Gedanke eine anstrengende Schulwoche wenigstens für eine Nacht in einen schönen Sommerurlaub am Meer einzutauschen gefällt denke ich jedem.

Quellen: scinexx.de, getlucid.de, schlaf.de, spektrum.de, wondergressive.com

von Laura Müller (10 b)

 
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