Eine tickende Zeitbombe

Jan Isermann-Hill 26. November 2019

Der Vesuv ist das Symbol für Neapels gefährlichen Untergrund. Niemand weiß genau, ob und wann der gigantische Vulkan wieder ausbricht. Aber wenn es so weit kommt, schweben Hunderttausende Menschen in Lebensgefahr

Schon beim Anflug auf den Flughafen von Neapel kann man den großen und mächtigen Vulkan in der Landschaft entdecken. Er hebt sich leicht aber auch deutlich von seiner Umgebung ab. Man hat beinahe das Gefühl, von dem großen Kraterloch mit dem Flugzeug verschluckt zu werden.
Einer der heftigsten Ausbrüche des Vesuvs, 79 nach Christus, war explosionsartig. Das siliziumreiche Magma stieg aus der Tiefe empor, schildert uns unser italienischer Guide Roberto. Die in dieser Art von Magma aufgelösten Gase wechselten vom flüssigen Zustand in Gasblasen. Der enorme Druck von den sich ausdehnenden Blasen lies die obere Spitze des Vulkans explodieren. Die Eruption war eine Mischung aus Bimsstein, Asche und Felsstücke, die an die Oberfläche stiegen und mit einer enormen Geschwindigkeit Pompeji und weitere Städte unter sich begrub. Große Staub- und Bimssteinwolken dehnten sich in einer Höhe von maximal 15 Kilometern über NN aus. Von dort fielen sie bis hin zu 50 Kilometern in westlicher Richtung ab. Der Staub und die Schwefelgase erstickten die Bevölkerung von Pompeji, bis sie anschließend von der glühend heißen Vulkanasche begraben wurden. In nördlicher Richtung konnten manche Menschen das Naturschauspiel zu verfolgen, denn sie hatten Glück, dass nur eine gewaltige Aschewolke zu ihnen zog.
Bis heute ist statt dieser Spitze ein im Durchmesser 500 Meter breites „Loch" vorhanden. Man darf sich allerdings nicht vorstellen, dass man im Inneren des Loches brodelnde Lava sieht... Ganz im Gegenteil: das „Loch" ist von kleinen Bäumen und Sträuchern bewachsen. Der letzte Ausbruch war im Jahr 1944, also vor 75 Jahren.
Jeder, der eine Reise nach Neapel macht, sollte den Vulkan einmal besteigen. Auch wir sind mit dem Auto auf dreiviertel Höhe des Vulkans gefahren. Auf dem Weg fahren vor uns lauter Reisebusse, die sich hupender Weise den Weg zur Sammelstation erkämpft haben. An dieser Stelle ist für Autos und Reisebusse Schluss.
Am Fuße des Vulkans haben wir auffällig viele verbrannte Bäume gesehen. Denn im Jahr 2017 sind an mehreren Stellen auf dem Vulkan Rauchsäulen aufgestiegen. Sie stammen aber nicht aus dem Krater des Vulkans, sondern aus Brandherden an seinen Flanken, berichtet unser Guide Roberto. Die Brände waren so heftig, dass manche Einwohner an einen Ausbruch des Vesuvs dachten. Die restlichen zwei Kilometer muss man dann über steile Bergpfade zu Fuß bezwungen werden, bevor man oben auf dem Krater von einem wunderschönen Ausblick über den Golf von Neapel belohnt wird. Gleich am Anfang zeigt uns Roberto die Messstationen, die den Vulkan rund um die Uhr beobachten. Im Osservatorio Vesuviano (siehe Bild links) überwachen 24 Stunden pro Tag Experten pausenlos die Aktivitäten der neapolitanischen Vulkane. Hier wird zum Beispiel der Stickstoffgehalt in der Luft gemessen. Was sich genau im Untergrund abspielt bleibt aber auch den Vulkanologen verborgen, erklärt uns Roberto. Er führt uns weiter einmal halb um den Krater herum, dabei weist er uns auf die leichtsinnigen Touristen hin, die über das Geländer bis weit an den Kraterrand klettern, um das perfekte Selfie für ihre SocialNetwork-Plattformen ergattern zu können. Er kann darüber nur den Kopf schütteln, da sie jederzeit abrutschen und 300 Meter tief auf den Boden des Kraters fallen könnten. Auf der anderen Seite des Kraters kann man Pompeji in circa 1,3 Kilometer Entfernung erahnen. Von dieser Position aus kann man auch den Vesuv leicht „ausatmen" sehen. An einer kleinen Stelle an der Kraterwand steigt ganz leise eine kleine Wolke aus Schwefel und anderen Gasen aus dem Erdinneren empor. Völlig ungefährlich sagt Roberto. „Mal ist die kleine Schwefelwolke hier, mal dahinten", beruhigt er, während er auf die andere Seite zeigt. Um 16:00 Uhr schließen im Oktober die Tore des Vulkans und die letzten Busse beginnen ihre Fahrt runter in die Stadt. Auf einmal ist der Vesuv wieder ein ganz ruhiger Berg bis zum nächsten Tag, wenn die Touristen den Vulkan erneut besichtigen wollen.

(von Kevin D., Klasse 8d, Gymnasium Elmschenhagen)

 
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