Frauenhaus, die Hilfe in ein neues Leben

Klasse 10b (Gymnasium Lütjenburg) 20. November 2019
© Frauenhaus Kreis Plön e.V.

Frauenhaus
Die Hilfe in ein neues Leben
Häusliche Gewalt ist leider immer noch ein weit verbreitetes Problem. Jede vierte Frau hat mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Im Jahr 2017 wurden 138.893 Opfer von Gewalt erfasst. Frauenhäuser sind Zufluchtsorte für genau diese Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind. Wie werden die Frauen in den Frauenhäusern unterstützt? Wie ist das Leben dort ? Wie sieht die Arbeit der Mitarbeiterinnen im Frauenhaus aus?
Ich habe ein Interview mit Andrea Heitmann, einer langjährigen Mitarbeiterin des Frauenhauses Preetz, geführt. Im Folgenden werde ich diese und viele weitere Fragen beantworten.
Der Grund, weshalb Frauen das Frauenhaus aufsuchen, ist in den meisten Fällen Gewalt. Gewalt ist all das, was jede Frau für sich als Gewalt wahrnimmt und hat viele Gesichter. Dazu gehören sexuelle Belästigung, Bedrohung und Demütigung im Alltag, am Arbeitsplatz, am Telefon, im Freundes- und Bekanntenkreis. Außerdem Stalking, phsychische Gewalt, finanzielle Gewalt, sexueller Missbrauch in der Kindheit, versuchte Vergewaltigung, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, rituelle Gewalt in Sekten/Kulten, Frauenhandel und Zwangsprostitution. Auch häusliche Gewalt ist ein häufiger Grund, allerdings geht diese nicht immer vom Ehepartner aus, sondern dies können auch Nachbarn, Eltern, Stiefeltern oder andere Personen im Bekanntenkreis sein. Außerdem gab es eine Zeit, in der sehr oft junge Mädchen kamen, die in Jugendcliquen waren, in denen vorallem die jungen Männer Gewalt ausgeübt haben. Sie haben die Mädchen gezwungen Drogen zu beschaffen, zu dealen, oder im schlimmsten Fall sich zu prostituieren. In solchen Situationen ist das Frauenhaus ein sicherer Zufluchtsort. Es gibt keine besondere "Sorte" an Frauen die in das Frauenhaus kommen, allerdings gehen die Frauen mit einem gutem Einkommen oder die, die noch an das Konto ihres Mannes herankommen eher in ein Hotel oder sie mieten sich eine Wohnung und nehmen nur die Beratungsstelle des Frauenhauses in Anspruch. Es passiert seltener, dass sich Frauen im hohen Alter noch von ihrem Mann trennen. Es kommt aber trotzdem vor. Frau Heitmann erzählte: „ Zu uns ist schon eine über 80 jährige Frau gekommen, die von ihren Mann eingesperrt und geschlagen wurde. Diese ist durch ein kleines Toilettenfenster geflohen. Danach haben wir ihr mit einem Anwalt einen Platz in einem Altenheim besorgt, in dem ihr Mann Hausverbot hatte". Die Adresse des Frauenhauses ist geheim, damit die Täter nicht so einfach herausfinden können wo die Frauen sich aufhalten. Wenn eine Frau sich dazu entschließt, in das Frauenhaus zu gehen, kann sie sich entweder in der Beratungsstelle in Preetz beraten lassen oder durch einen Anruf an das Frauenhaus einen Treffpunkt abmachen, an dem sie abgeholt und ins Frauenhaus gebracht wird. Das machen dann nicht nur die Mitarbeiterinnen sondern auch Bewohnerinnen, denn Frauenhäuser sind ursprünglich mal ganz ohne Mitarbeiterinnen konzipiert worden, sodass die Frauen alles selbst geregelt haben. Wenn eine Frau dringend Hilfe braucht, aber das Frauenhaus in Preetz keine Plätze mehr frei hat, wird sie von den Mitarbeiterinnen an ein anderes Frauenhaus in der Nähe vermittelt. Die Frauen dürfen generell ihre Kinder mitbringen, allerdings ist es bei Jungen individuell bis zu welchem Alter diese im Frauenhaus leben dürfen. Preetz ist aber eines der wenigen Frauenhäuser in Deutschland, das Jungen bis 18 Jahre aufnimmt. Nach Absprache dürfen die Frauen in Preetz auch Haustiere mitbringen. In dem Preetzer Frauenhaus gibt es 18 Plätze für die Frauen und deren Kinder, mit 10 Schlafräumen in denen jeweils ein bis fünf Betten stehen. Außerdem sind die Räume mit Matratzen, kleinen Schränken und Schreibtischen ausgestattet. Die Dauer, die die Frauen im Frauenhaus bleiben ist von Frau zu Frau komplett unterschiedlich. Es gibt aber auch Frauen die wieder gehen müssen weil sie sich nicht an Regeln halten. Zum Beispiel wegen übermäßigen Alkohol- oder Drogenkonsums oder weil sie Männer ins Frauenhaus mitgebracht haben. Männer dürfen allgemein nicht in das Frauenhaus. Ausnahmen sind Handwerker oder Techniker, da es in diesen Berufsfeldern wenig Mitarbeiterinnen gibt. Im Frauenhaus arbeitet kein Arzt oder Psychologe, allerdings haben alle Mitarbeiterinnen eine psychosoziale Ausbildung absolviert. Frau Heitmanns Aufgaben sind sehr vielfältig. Dazu zählt Betreuungs- und Beratungsarbeit, das Begleiten der Frauen zu wichtigen Terminen, Organisation aber auch politische Arbeit. Das Leben im Frauenhaus organisieren die Frauen allerdings selbst. Sie erstellen einen Putzplan und kochen manchmal zusammen. Auch Feiertage wie Weihnachten oder die eigenen Geburtstage gestalten die Frauen selbst, so wie es ihnen gefällt. Wenn eine Frau Hilfe braucht, die kein Deutsch oder Englisch spricht, gibt es beim Beratungsgespräch meistens einen Dolmetscher. Wenn die Frauen wieder ausziehen, um sich ein neues eigenes Leben aufzubauen, können sie die Beratung durch die Mitarbeiterinnen natürlich dennoch weiter in Anspruch nehmen. Manche Frauen kommen leider ein zweites Mal wieder zurück in das Frauenhaus. Das kam aber früher häufiger als heute vor. Frau Heitmann arbeitet schon seit 1984, also ganze 35 Jahre, im Frauenhaus Preetz. Auf die Frage, ob sie manchmal Angst habe, dass einer der Täter, vielleicht sogar bewaffnet vor der Tür steht, antwortet sie: „Wenn ich Angst vor diesen Männern hätte, könnte ich diesen Beruf nicht machen. Ich muss ja auch die Frauen dazu anleiten selbstbewusst aufzutreten " .In der Öffentlichkeit passiert es in der Regel sehr selten, dass Frauen durch Gewalt misshandelt werden, sondern meistens im Privaten. Dann sagen die Männer zum Beispiel: „ Die Frau ist psychisch Krank! " , „ Die hat mich angegriffen, ich habe mich nur gewehrt! " oder „ Die ist die Treppe heruntergefallen! "
Für viele Frauen ist das Frauenhaus die perfekte Hilfe für den Start in ein neues Leben und der Flucht aus der Gewalt. Dank ehrenamtlichen Helferinnen und Mitarbeiterinnen wie Frau Heitmann, welche sich für den Erhalt der Frauenhäuser einsetzen, wird Tag für Tag den Opfern geholfen.
Wenn Sie Hilfe brauchen oder ehrenamtlich unterstützen wollen, rufen Sie

Tel. 04342/82616 an.


Das Spendenkonto sowie weitere Informationen finden Sie unter: frauenhauskreisplön.de

von Hanna (10 b)

 

 
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