Plastik: Interview im regionalen Einzelhandel

Klasse 10b (Gymnasium Lütjenburg) 19. November 2019 1 Kommentar(e)

 

Laboe. Plastik schadet immer mehr unserer Umwelt. Was können wir tun, um eine saubere und plastikminimierte Zukunft zu haben? Und warum ist Plastik so schädlich für die Umwelt? Darüber habe ich im Interview mit Sascha Firmenich, dem Geschäftsführer vom Edeka Markt in Laboe, gesprochen.

 

Herr Firmenich, Sie haben sich sehr viel mit diesem Thema beschäftigt und setzen in Ihrem Geschäft bereits ein System zum Minimieren von Plastikmüll ein. Was bieten Sie für Alternativen in Ihrem Geschäft an?

 Ja, ich beschäftige mich sehr viel mit diesem Thema, aber ich muss auch sagen, dass Plastik nicht zu verteufeln ist. Plastik hat seine Berechtigung, aber es muss besser eingesetzt werden. Zum Beispiel schimpfen viele Leute über die in Folie gewickelte Gurke, aber sie wissen auch nicht, dass ohne die Folie ein Ausschuss von ca. 30% entstehen würde. Es sei denn die Gurken kämen von regionalen Lieferanten direkt nach der Ernte in den Laden, dann bräuchten sie keine Folie.

Wir bieten viele Alternativen zur Plastiktüte an. Es gibt Jutetaschen, Mehrwegkörbe, in der Obst- und Gemüseabteilung gibt es auch Mehrwegnetze, die die Kunden weiter benutzen können, und es gibt Papiertüten. Allerdings finde ich die Plastiktüte teils hygienischer, und wenn die Papiertüten in der gleichen Intensität wie die Plastiktüten benutzt würden, dann wären die Wälder ( z.B. in Skandinavien) bald völlig abgerodet.

In der Schlachterei haben die Kunden bei uns die Möglichkeit, mit ihrer Plastik- oder Tupperdose zu kommen, um die Ware direkt dort hinein gelegt zu bekommen. Ich halte persönlich aber nicht viel davon und es gelten auch sehr hohe hygienische und gesetzliche Vorschriften. Die Dose kann optisch sauber aussehen, aber trotzdem mit Keimen behaftet sein. Wenn dann etwas mit dem Fleisch nicht in Ordnung ist, muss ich dafür haften.

 Was tun Sie in ihrem Laden, um Plastik zu minimieren?

 Um Plastik zu minimieren, bieten wir in unserem Sortiment nicht nur Plastikflaschen sondern auch Glasflaschen und Tetrapacks an. Wir haben Wachspapier als Alternative zu Alu- und Frischhaltefolie sowie Bambuszahnbürsten, Kosmetik und Reinigungsmittel ohne Mikroplastik, Papiertüten, Mehrwegnetze ect. Wir haben auch 74 regionale Lieferanten, die aus der Nähe kommen , um lange Verkehrswege zu vermeiden, womit wiederum die weitere Entstehung von Mikroplastik durch den Reifenabrieb verringert wird.

 Da Sie gerade bei Mikroplastik sind, wo genau kommen Mikroplastikteilchen denn vor?

 Mikroplastikteilchen kommen zum Beispiel in Kosmetik, Reinigungsmittel, Zahnbürsten, Kleidung und auch in der Tupperdose vor. Diese werden dort durch das Abwaschen gelöst und durch die darin liegenden Nahrungsmittel nimmt man dann diese Teilchen auf.

Wie eben bereits erwähnt, verlieren Reifen durch die Reibung am Boden ebenfalls Mikroplastikteilchen, die dann wiederum durch den Wind und den Regen ins Erdreich gespült werden. Die Folge davon ist, dass Früchte aus der Natur und Tiere durch Pflanzen die Teilchen aufnehmen und diese dann durch die Nahrungsaufnahme in unseren Körper gelangen.

Auch beim Waschgang von Kleidung mit Kunststoffanteilen löst sich Mikroplastik.

 Was ist Bioplastik und was denken sie darüber?

 Als Bioplastik werden Kunststoffe bezeichnet, die auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen (Stärke, Öle usw.) erzeugt werden. Es gibt bei uns zu den Coffee to go Bechern die Möglichkeit, seinen eigenen Becher mitzubringen oder unseren ökologischen Becher aus Gras zu nehmen. Dieser kann in einer bestimmten Anlage extra für Biomüll innerhalb von zehn Tagen zersetzt werden. Bioplastik ist ein umstrittenes Thema.Leider ist nicht jedes Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen biologisch abbaubar und vermeintlich biologisch abbaubare Tüten sind selbst nach drei Jahren noch intakt. Auch kann sich die vermehrte Herstellung von Bioplastik negativ auf den Klimawandel auswirken.

 Haben Sie Ideen, wie wir mithelfen können, Plastik zu vermeiden?

 Da gibt es viele verschiedene Möglichkeiten: Es gibt schon einige verpackungsfreie Läden, die alle Waren offen oder in wiederverwendbaren Pfandbehältern anbieten. Auf diese Weise kann plastikfrei eingekauft werden. Die Kunden können Milch, Joghurts und viele andere Dinge in Gläsern oder Glasflaschen kaufen. Es sollte mehr auf Mehrweg statt Einweg geachtet werden. Ein weiterer Tipp ist es, Obst und Gemüse lose zu kaufen und auch auf Trinkhalme, Plastikteller und Plastikbesteck zu verzichten. Ganz wichtig ist auch die konsequente Mülltrennung.

 Meine letzte Frage : Welche Entwicklungen erwarten Sie von der Gesellschaft und der Politik in den nächsten Monaten bzw. Jahren?

Als erstes erwarte ich von der Politik, dass die Vielzahl der Plastiksorten auf drei reduziert wird, damit diese recycelt werden können. Außerdem könnten sie verbieten, dass unser Plastikmüll in andere Länder wie zum Beispiel Asien oder Afrika exportiert wird, da dort nur das aussortiert wird, was sie weiter verwerten können, und der Rest landet dann meistens im Meer. Es ist eine Schweinerei, dass unser Plastikmüll, den wir fabriziert haben, in andere Länder abgeschoben wird.

Von der Gesellschaft erwarte ich, dass sich das Verhalten beim Kauf von Lebensmitteln wandelt. Hier in Deutschland sind die Lebensmittel billiger als in einigen anderen Ländern, trotzdem geben die Deutschen eher viel Geld für z.B. teure Autos aus, anstatt etwas mehr in die richtigen Lebens- und Reinigungsmittel ect. zu investieren. Wichtig ist ein Umdenken der Gesellschaft, d.h. mehr auf Mehrweg und saisonal regionales Einkaufen zu achten!

 

Plastikmüll ist ein sehr komplexes Thema, worüber man noch viel länger und ausführlicher sprechen könnte. Zum Schluss kann ich nur sagen, man könnte auch mit weniger Plastik leben und sich mehr dafür einsetzen, dass sich etwas ändert.

von Miriam (10 b)

 
1 Kommentar(e)
  1. Sandra
    21. November 2019

    Liebe Miriam, du hast dir ein sehr interessantes und weitreichendes Thema ausgesucht. Ich denke, es müssten sich viel mehr mit diesem Thema auseinandersetzen, und vor allem kann jeder selber etwas gegen den ganzen Plastikmüll tun.

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