Ist das Ausüben eines Ehrenamtes bei der Tafel sinnvoll?

WPU Medienpraxis (Gymnasium Lütjenburg) 20. November 2019
© Isabelle Treschan © Isabelle Treschan

von Isabelle Treschan

Donnerstag, 15 Uhr, in der beschaulichen Altstadt stehen vor einem Haus in der Oberstraße schon seit einer halben Stunde eine Schlange voller bedürftiger Menschen, darunter Rentner, Alleinerziehende, Kinder etc., die sich mit einem leeren Beutel sehenswürdig auf den Start der Nahrungsmittelausteilung freuen. Viele Menschen helfen mehrfach in der Woche, ohne eine Einnahme von Geld, Bedürftigen, Lebensmittel auszuteilen. Ehrenamtler stellen sich in ihrer Freizeit zur Verfügung, mit viel Liebe und unentgeltlich, die Freiwilligentätigkeit auszuüben.
Doch gäben die Ehrenamtler ihr Engagement auf, wäre die Tafel arm dran. Ist es für die freiwillig Engagierten überhaupt sinnvoll und vorteilhaft ein Ehrenamt auszuüben?

Für die Tafeln in Deutschland sind derzeit mehr als 60.000 freiwillige Helferinnen und Helfer regelmäßig aktiv, Menschen aus den verschiedensten Tätigkeitsfeldern, gesellschaftlichen Schichten und Kulturen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen:
der sinnlosen Verschwendung genießbarer Lebensmitteln entgegenzuwirken und damit die Menschen zu unterstützen, die der Hilfe bedürfen.
Dass Ehrenamt sich positiv auf die Gesundheit auswirkt, beweisen Studien, die sich ausführlich mit den Themen Ehrenamt, Gesundheit und Wohlbefinden beschäftigen.
Denn wenn Interesse für das Wohlbefinden oder die Gesundheit bestände, sollte man sich ebenfalls ehrenamtlich engagieren.
Trotz dieser offenkundigen individuellen Vorteile des Ehrenamts stoßen für die Freiwilligen selber ehrenamtliche Initiativen in Bereiche vor, die eigentlich dem Staat vorbehalten sein sollten.
Die Bekämpfung der Ursachen von Armut ist dadurch nicht gelungen sondern nur gelindert.
Denn es sollte Aufgabe des Sozialstaats sein, die Grundsicherung für Menschen so ausreichend zu gestalten, dass kein Mensch gezwungen sein muss, zu einer Tafel zu gehen.
Die deutschen Tafeln unterstützen mehr als 1,6 Millionen Menschen, die sonst nicht oder sehr schwer über die Runden kommen.
Die Politik sollte sich nicht auf die Ehrenamtler verlassen und darf sich dadurch nicht auf die Ausgleichung der unzugänglichen Existenzsicherung verlassen.
Sie darf ihre Aufgabe, darauf zu achten, dass jeder Einwohner genug Einkommen zum Leben hat, nicht vernachlässigen.
Die Tafeln sind ein gutes Beispiel dafür, dass Ehrenamtler zeigen, wo der Staat nicht funktioniert.
Eine Statistik zeigt, wie die Anzahl der Tafeln zur Versorgung von Bedürftigen in Deutschlang jährlich steigt.
Denn ab dem Beginn von den Tafeln im Jahre 1998 stieg die Zahl in zwei Jahren mit 260 Tafeln in Deutschland schnell an.
So ging es weiter von 2005 bis 2006, wo sich die Tafeln in einem Jahr um Hundert mehr vermehrten.
Der letzte Stand aus dem Jahre 2017 zeigte, dass sich momentan 934 Tafeln in Deutschland befinden.
Deshalb ist es wichtig, genügend Personal für die reichlichen Tafeln zu besitzen.

Ein Ehrenamt bei der Tafel auszuüben bedeutet, dass man die Möglichkeit ergreifen kann, neue Fähigkeiten auszuprobieren und zu erlernen.
Ein Vorteil für manche ist aber, dass die Arbeitserfahrung in diesem Interessengebiet oder Studienfach zu sammeln.
Denn außerhalb des Ehrenamts bei der Tafel gibt es noch weitere Organisationen, wo freiwillige Helfer gebraucht werden und Eindrücke in die jeweiligen Bereiche vermittelt werden können.
In einem Lebenslauf könnte dieses zu einem verbesserten Eindruck führen und auf der Karriereleiter in der Zukunft helfen.
Dagegen wird die Arbeit bei der Tafel nicht vergütet, was für viele Menschen ein Grund ist, sich nicht ehrenamtlich zu engagieren.
Die Freiwilligentätigkeit kann allerdings zu viel Zeit in Anspruch nehmen und somit die Freizeit mit den Freunden, der Familie oder dem Partner vernachlässigen.
Das Gefühl der Sinnhaftigkeit durch das Helfen von Menschen kann sehr erfüllend sein und zu Erfolgserlebnissen und einem gestärkten Selbstvertrauen führen.
Man lernt viele neue Menschen aus den verschiedensten Lebensbereichen kennen, denen es auch viel Spaß macht, mit Herz und Seele dabei zu sein.
Doch aus dem Grund, dass man Menschen in Not hilft, könnte diese Arbeit emotional sehr belastend sein, ein Problem, mit dem viele Bürger lernen müssen, richtig umzugehen.
Für eine bessere Gesundheit und ein gutes Immunsystem dient die Freiwilligenarbeit ebenfalls, denn Experten stellen fest, dass das Ehrenamt die Lebensdauer verlängern kann sowie den alltäglichen Stress reduziert und das Wohlbefinden stärkt.

 Das Ehrenamt bei der Tafel beweist, dass beide Seiten, die Bedürftigen als auch Helfer, vom Ehrenamt profitieren und dieses eine Bereicherung darstellt, da es den Helfern eine Menge Selbstvertrauen und Gesundheit schenkt.
Teilweise ist diese Organisation aus dem Leben beider Seiten nicht mehr wegzudenken, da es auch das Selbstvertrauen einiger verstärkt als auch den Stress um einiges reduziert. Meiner Auffassung nach, hat der Sozialstaat kapituliert, da er eine seiner eigensten Aufgaben nicht ausreichend wahrnimmt.
Ohne die ehrenamtlichen Tafeln in Deutschland gäbe es viel Hunger. Doch zugleich wird mit dieser ehrenamtlichen Tätigkeit ein Ausgleich und ein beliebtes Engagement für die Helfer geschaffen.

Mich hat das Thema Ehrenamt bei der Tafel überzeugt, weil ich es faszinierend finde, wie ehrenamtlich engagierte Bürger sich für Menschen in Not mit Herz und Seele einsetzen und somit Erfolgserlebnisse erzielen.

 

Quellen: www.tafel.de , www.tagesspiegel.de , www.platinnetz.de , https//:www.rantlos.de/politik/immer-mehr-tafeln-in-deutschlan.html

 

 
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