Unbekannte Fahrobjekte

Klasse 8a (Ricarda-Huch-Schule) 20. November 2019 2 Kommentar(e)
© Louisa Lemke © Louisa Lemke

KIEL. Das Schnattern von Gänsen und das leise Rauschen der Straße mischen sich mit dem Geruch von nassen Blättern. Drei nichts ahnende Mütter schieben ihre Buggies durch den Hiroshimapark und beobachten ihre spielenden Kinder. Nichts stört die nachmittägliche Ruhe. Doch auf einmal saust ein komisches Gefährt über den Sandweg. Die jugendliche Fahrerin des Rollers fährt mit blitzenden Augen und wehenden Haaren rasant um die Kurven. Aufgeschreckt drehen sich die Mütter um und nehmen ihre Kinder an die Hand. Doch sie beruhigen sich schnell wieder. Es ist nämlich kein unbekanntes Fahrobjekt, sondern nur ein E-Scooter.


Diese elektrisch betriebenen Roller gibt es schon seit Juli 2019 im Geschäft Trankvile zu kaufen. Dort stehen neben E-Scootern und E-Bikes auch E-Mopeds, E-Motorräder und E-Mobiles zum Verkauf. Einen Führerschein braucht man für die Scooter nicht, und es besteht keine Pflicht, einen Helm zu tragen.


Beim Preis gibt es allerdings eine große Spannweite: Von 300 Euro bis 2400 Euro gibt es verschiedenste Modelle zu kaufen. „Wir würden das 300 Euro-Modell aber nicht wirklich empfehlen. Um anständige Qualität zu erreichen, muss man schon 500 Euro ausgeben", sagt Klaus von Waldow. Er ist der Inhaber von Trankvile, wohnt in Eckernförde und fährt jeden Tag mit dem Auto zu seinem Geschäft in der Rathausstraße.


Wenn man dort durch die Tür tritt, empfängt einen eine freundliche Atmosphäre. Es liegt der Geruch von Gummi in der Luft. Links sieht man die E-Roller, rechts stehen verschiedene E-Scooter-Modelle nach Größe sortiert: „Ich halte den Scooter nicht als Konkurrenz für Fahrräder, ich denke es ist eine Ergänzung." Letztendlich müsse das ganze Verkehrssystem auf E-Scooter und Fahrräder umgestellt werden: „Von allen zweispurigen Straßen müsste eine Spur an E-Scooter, Fahrräder usw. abgegeben werden."


Als Nina wieder vom Scooter absteigt, dem 2400 Euro teuren Spitzenmodell BMX X2 City von Trankvile, kommentiert sie: „Es hat schon extrem Spaß gemacht. Aber als ich losgefahren bin, gab es so einen Ruck, das hat mich ein bisschen erschreckt." Nina probiert es gleich noch einmal. Sie wendet den E-Scooter vorsichtig und stößt sich leicht ab. Das ist nötig, weil der elektrische Roller mindestens drei Stundenkilometer braucht, um beschleunigen zu können. Es gibt bei diesem Spitzenmodell fünf Geschwindigkeitsstufen. Nina schaltet auf die höchste Stufe.


Um einen E-Scooter fahren zu dürfen, muss man 14 Jahre alt sein. „Mein ältester Kunde war 94 Jahre.", sagt von Waldow. Eine bestimmte Altersgruppe, die sich für den Kauf von E-Scootern interessiert, gibt es nicht. „Es sind viele Geschäftsleute, die damit zur Arbeit fahren wollen. Die sind dann vielleicht 30, 40, 50 Jahre."
Eine Umfrage hat ergeben, dass vor allem in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen großes Interesse an der Nutzung von E-Scootern besteht. Es gibt aber auch viel Kritik: Gerade bei Sharing-Companies, bei denen man sich elektrische Roller per App ausleihen kann, wird mit den E-Scootern nicht gut umgegangen. Obwohl man mit E-Scootern nicht auf Bürgersteigen fahren darf, stehen diese ausgeliehenen Exemplare dann oft mitten auf dem Weg. Sie landen im Wasser oder werden achtlos irgendwo liegen gelassen. Von Waldow ist überzeugt: „Das wird vermutlich jemand, der einen Privatroller hat, alles nicht machen." Trotzdem interessiert er sich für das Miet-System: „Ich warte auf die richtigen Roller, die ich dann auch verleihe."


Auch Stefan, Kunde bei Trankvile, sagt ganz klar: „Ich bin gegen Mietfahrzeuge." Stefan hat kürzlich erst einen E-Scooter für 1140 Euro erworben und ist sehr zufrieden. Er hat sich für den Kauf eines E-Scooters entschieden, weil er häufig Parkplatzprobleme hatte und sich auch umweltfreundlich fortbewegen wollte. Mit seinem E-Scooter klappt das ganz gut: Auch Entfernungen bis 30 Kilometer sind für ihn kein Problem.


Jetzt möchte Nina auch mal das Modell, das Stefan fährt, ausprobieren. Sie düst los, kriegt gerade noch die Kurve und brettert haarscharf an einem parkenden Auto vorbei. „Es ist schwierig, enge Kurven zu fahren, ich finde dieses Modell etwas unhandlich", meint sie grinsend. Aber das letzte Mal auf einem E-Scooter war es auf keinen Fall für sie.

Louisa Lemke, Ricarda-Huch-Schule, Klasse 8a

Fotos:
Nina auf dem E-Scooter von Trankvile
Klaus von Waldow in seinem Geschäft

 

 
2 Kommentar(e)
  1. Sabine Kutter
    30. November 2019

    Sehr gut, bis auf Fotos
  2. Dietmar Kutter
    30. November 2019

    Folgerichtige Beschreibung der Angebote in diesem Bereich, handwerklich gut geschrieben, die Problematik dieses neuen Fahrzeugtyps im Strassenverkehr kommt zu kurz und müsste präzisiert werden.Gerne hätte ich Stefan im Bild gesehen! Bravo! Dietmar

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