Und was tust du?

WPU Medienpraxis (Gymnasium Lütjenburg) 20. November 2019
© Umfrage "Assoziationen zu Stiftungen", Bundesverband Deutscher Stiftungen durch Kantar Emnid, Januar/Februar 2019

von Jan-Luis Wegner

In den Zeiten von Klimakatastrophen, wie zum Beispiel den Waldbränden in Kalifornien oder dem Anstieg des Meeresspiegels, habe ich mir die Frage gestellt: Was sind weitere Alternativen zu „Fridays for Future", um mit den eigenen Möglichkeiten einen kleinen, positiven Unterschied in der Welt zu machen?
Bei meiner Recherche bin ich auf die Stiftung eines Bekannten gestoßen, welcher sich zum Beispiel in Afrika für den Bau von Brunnen einsetzt, um dadurch die Menschen mit sauberem Wasser, aber indirekt auch mit der Chance auf Bildung versorgt.
Doch was ist eigentlich eine Stiftung? Und wie funktioniert sie?

Stiftungen sind Einrichtungen, die mit Hilfe eines Vermögens langfristig einen vom Stifter festgelegten Zweck verfolgen. Die meisten Stiftungen sind private Einrichtungen, es gibt aber auch öffentlich rechtliche, wie zum Beispiel die „Klassik Stiftung Weimar", welche sich für den Schutz von Kulturgütern in Deutschland und der ganzen Welt einsetzt, oder die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ), welche sich für die Auseinandersetzung mit der Geschichte und das Handeln für Menschenrechte engagiert.
Laut den Angaben des Bundesverbands deutscher Stiftungen gibt es in Deutschland zurzeit ca. 22.000 Stiftungen, von denen 95% gemeinnützige Zwecke verfolgen. Zwei Drittel der Stifter/innen möchten die Allgemeinheit fördern und haben das Gefühl, der Gesellschaft etwas zurückgeben zu wollen, weshalb sie sich für immer von ihrem Vermögen trennen. Dabei kann prinzipiell jede Person ab 18 Jahren oder jede Organisation eine Stiftung gründen. Man kann die Stiftung so gestalten, dass man sie zu Lebzeiten vorbereitet, damit sie nach dem eigenen Tod Realität werden kann, oder man gründet sie schon zu Lebzeiten, sodass man sich noch selbst innerhalb seiner eigenen Organisation engagieren kann. Wer eine Stiftung führt, kann mit Steuervergünstigungen rechnen, steht momentan aber auch vor dem Problem, dass die geringen Zinsen das Vermögen der Stiftung nur minimal vermehren.
Um einen Eindruck zu bekommen, was der Normalbürger über das Engagement in Stiftungen denkt, habe ich zehn Menschen aus meinem Bekanntenkreis die Fragen gestellt, ob sie Stiftungen für wichtig halten, was sie für die Zukunft bedeuten und was für eine Stiftung sie ins Leben rufen würden, wenn sie die finanzielle Möglichkeit hätten. Dabei habe ich mich auf eine Umfrageveröffentlichung vom 28.03.2019, mit dem Namen ,,Stiftungen- die großen Unbekannten" bezogen, welche eine Neuauflage von 2010 ist, um die Veränderungen innerhalb der letzten neun Jahre bewerten zu können. Es ist sehr interessant zu sehen, dass sich das Image von Stiftungen in den letzten neun Jahren verbessert hat. In fast allen 12 Eigenschaften, die abgefragt wurden, schnitten die Stiftungen besser ab als im März 2010. So fand zum damaligen Zeitpunkt gut ein Viertel der Befragten, dass Stiftungen hauptsächlich der Allgemeinheit dienten. Anfang 2019 stimmten immerhin 38% dieser Aussage zu. Auch die Wirkung von Stiftungen wurde in der aktuellen Umfrage positiver bewertet als 2010: Während vor 10 Jahren 35 Prozent der Befragten sagten, dass Stiftungen viel bewirken, waren es in diesem Jahr fast die Hälfte. Die dem Artikel beigefügte Grafik zur Umfrage „Assoziationen zu Stiftungen" (Bundesverband Deutscher Stiftungen durch Kantar Emnid, Januar/ Februar 2019, Aufruf:15.11.19) verdeutlicht die drei positivsten Einschätzungen gegenüber Stiftungen: 51 Prozent der 1025 Befragten sind der Ansicht, dass Stiftungen seriös sind, sie bewirken viel (48 Prozent) und sind kompetent (45 Prozent). Es gibt nur ein negatives Extrem, bei dem sich 31 Prozent dafür aussprechen, dass Stiftungen nicht transparent arbeiten und sich nicht in die Karten schauen ließen.
Außerdem ist es auffällig, dass 27 Prozent der Befragten meinen, dass Stiftungen hauptsächlich den Interessen des Stifters dienten. Der drittgrößte negative Ansatz, vertreten von 20 Prozent aller Befragten, lautet, dass Stiftungen elitär und abgehoben seien.

Auch alle meine Befragten waren sich einig, Stiftungen seien unverzichtbar, vor allem um finanzielle Lücken in Bereichen zu füllen, für die der Staat nicht genug Geld zur Verfügung hat. Ebenso unbestritten waren die Auswirkungen für die Zukunft. Durch Förderung der ausgesuchten Gruppe oder des förderungswürdigen Projekts sei es möglich, längerfristige und nachhaltige Veränderungen innerhalb der kleinen Gruppe aber auch global zu erreichen. Dieser Überzeugung der von mir befragten Gruppe meiner Bekannten entspricht vor allem der beeindruckenden Herangehensweise der größten Privatstiftung der Welt, der „Bill and Melinda Gates Foundation", die seit ihrer Gründung vor 18 Jahren bisher ein Vermögen von über 50,7 Milliarden Dollar in Gesundheits- und Entwicklungsprojekte in über 18 Ländern weltweit steckte. Eine der Zielsetzungen der Stiftung lautet dabei: „ Wir glauben, dass der Weg aus der Armut heraus dann beginnt, wenn die nächste Generation Zugang zu Gesundheitsvorsorge und guter Bildung hat."
Wie weitreichend der Einfluss einer Stiftung sein kann, ist auch gut am Beispiel des hoch begehrten und anerkannten Nobelpreises zu erkennen, der seit 1900 verliehen wird und hinter dem sich ebenfalls eine Stiftung verbirgt, die die wissenschaftliche und medizinische Forschung immer wieder durch finanzielle Mittel, aber vor allem durch die gesteigerte Aufmerksamkeit und das enorme Prestige in der Wissenschaftswelt voranbringt.
Dabei reicht die Gründung von Stiftungen in vielen Fällen noch deutlich hinter dieses Jahr zurück. Allein in Deutschland gibt es rund 250 Stiftungen, die älter als 500 Jahre sind. Zu dieser Zeit waren die Stiftungen allerdings oftmals an kirchliche Zwecke, z.B. die Errichtung eines neues Altars gebunden. Mit dem zur Verfügung gestellten Geld wollte der Stifter sich und seine Familie aber nicht selten von vermeintlichen Sünden freikaufen bzw. für die Zukunft im Jenseits vorsorgen. Hier greift sicherlich auch der Kritikpunkt der Befragten in der Umfrage vom Anfang des Jahres, nach der das Interesse des Stifters, sich ein Denkmal zu setzen, auch heute nicht ganz von der Hand zu weisen ist.
Es ist interessant zu sehen, dass keiner meiner Bekannten bei meiner Umfrage dieselbe Stiftungsidee hatte wie ein anderer, und dass es extrem viele Wege gibt, zu wählen, an welcher Stelle man etwas verändern möchte. Ihre Ideen reichten unter anderem von dem Einsatz für mehr Bildung für benachteiligte Mädchen über die Förderung von Kindern im Allgemeinen bis zur Unterstützung von Künstlern. Der Bundesverband deutscher Stiftungen fasst die Unmenge an Möglichkeiten auf seiner Website in den acht Oberkategorien: Bildung, Gesundheit und Sport, Gesellschaft, Internationales, Kunst und Kultur, Religion und Kirche, Umwelt und Wissenschaft zusammen.
Wer keine Stiftung selbst gründen möchte oder nicht über das nötige Geld verfügt, aber trotzdem eine Stiftung unterstützen möchte, hat in den unter den acht Kategorien aufgelisteten Stiftungen eine große Auswahl an Projekten, die sich auch über kleine Geldbeträge freuen.
Ich glaube, dass es vielen Menschen so ähnlich geht wie mir, dass sie wenig über Stiftungen wissen. Mir persönlich hat es die Augen geöffnet, welche Fülle an Möglichkeiten es gibt, sich im Bereich von Stiftungen zu engagieren, z.B. auch, indem man für eine Stiftung arbeitet. Bemerkenswert ist es zu erkennen, wie Leute ihren Wohlstand nutzen, damit sie die Welt ein Stück in ihrem Sinne verändern und verbessern können. Um den 20 Prozent der Befragten Rechnung zu tragen, die sich dafür ausgesprochen haben, dass Stiftungen elitär und abgehoben seien, würde ich es befürworten, wenn die Stiftungszweige weiter ausgebaut würden und für alle gesellschaftlichen Schichten problemlos zugängig wären. Damit meine ich nicht, dass man ohne persönliche Anstrengung gefördert werden sollte, sondern dass es mehr Förderplätze geben sollte. Das bedeutet auf der anderen Seite aber auch, dass eine größere Bereitschaft da sein müsste, Stiftungen zu unterstützen, um diese Förderung möglich zu machen. Zukünftig könnte ich mir vorstellen, dass das System der Stiftungen durch Crowdfunding ergänzt wird, da dieser Weg direkter und weniger bürokratisch ist. Insgesamt sollten wir uns also auch dann, wenn wir nicht über ein großes Vermögen verfügen, an den Personen, die sich engagieren, ein Beispiel nehmen und schauen, was wir selber tun können, um die Welt in unserem Sinne positiv zu beeinflussen.

Ich habe dieses Thema gewählt, weil mich schon seit längerem Stiftungen von verschiedenen Sportlern (wie z.B. Dirk Nowitzki „41") interessieren, und ich wissen wollte, wie sich meine Idole abseits des Sportplatzes engagieren und wie Stiftungen funktionieren.

 
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