Wie NS-Sprache salonfähig wird

WPU Medienpraxis (Gymnasium Lütjenburg) 20. November 2019 1 Kommentar(e)

von Arvid Hausschild

Der AfD-Politiker und Spitzenkandidat der Thüringer AfD 2019, Björn Höcke, trägt in geschliffenen Worten NS-ähnliche Ideologien vor. Diese scheinen in rechten politischen Parteien in Deutschland nicht mehr Einzelerscheinungen, sondern verbreitetes Vokabular zu sein.

So spricht er von einer „tausendjährigen Zukunft" für Deutschland, was eine offensichtliche Anlehnung an das „Tausendjährige Reich" ist, das Adolf Hitler den Deutschen versprochen hat. Außerdem diffamiert er politische Gegner als „Volksverräter" und „Volksverderber", was ebenfalls etabliertes Nazi-Vokabular ist. Darüber hinaus heroisiert er das Siegen der Deutschen im Jahre 955 über andere Völker, in historischen Kriegssituationen, und führt ihr Siegen auf ihre Nationalität zurück. Ebenso wie Joseph Göbbels, der Propagandaminister der NS-Diktatur, zieht er den Vergleich von „Wolf oder Schaf" zurate. Er sagt, er entscheide sich „Wolf zu sein" und sagt sogar „Die Zeit des Wolfs ist gekommen". Zwei Passagen seines Buches „Nie zweimal in denselben Fluss" wurden Parteikollegen vorgelesen, welche einschätzen sollten, ob es sich um Zitate Höckes oder Hitlers handele. Die Zitate lauten wie folgt: "Ein paar Korrekturen und Reförmchen werden nicht ausreichen, aber die deutsche Unbedingtheit wird der Garant dafür sein, dass wir die Sache gründlich und grundsätzlich anpacken werden. Wenn einmal die Wendezeit gekommen ist, machen wir Deutschen keine halben Sachen, dann werden die Schutthalden der Moderne beseitigt" und „Die Sehnsucht der Deutschen nach einer geschichtlichen Figur, welche die Wunden im Volk heilt, die Zerrissenheit überwindet und die Dinge in Ordnung bringt, ist tief in unseren Herzen verankert". Die Parteikollegen konnten sich nicht festlegen. Der Historiker Maik Tändler sieht hinter Höckes Tabubrüchen, hinsichtlich der bewussten Anwendung von NS-Sprache, die Ziele Aufmerksamkeit zu provozieren aber auch belastetes Vokabular wieder zu etablieren.

Aufgrund seiner Ideologien und Gewandtheit in Sprache und Ausdruck, sehe ich den Faschisten Björn Höcke als demokratiegefährdend an, da er im Gegensatz zu anderen stark rechten Politikern eine intellektuelle Alternative für bekannte, rassistisches und menschenfeindliches Gedankengut darstellt.

 
1 Kommentar(e)
  1. just a human
    28. November 2019

    ein sehr gut gelungender artikel : sachlich formuliert und mit vielen zitaten

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