Woher kommt der Fisch von morgen?

Klasse 10b (Gymnasium Lütjenburg) 20. November 2019
© Mewes Dierolf

Woher kommt der Fisch von morgen?
- Ein Besuch bei der "Kieler Lachsforelle"-

Die Überfischung der Weltmeere ist eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit.
Laut Berechnungen des Umweltprogrammes der Vereinten Nationen (UNEP) ist spätestens 2050 weltweit keine kommerzielle Fischerei mehr möglich, da die Fischbestände bis dahin aufgrund von Fischerei und der Zerstörung von Lebensräumen immer weiter zurückgehen werden.
Fische aus dem Meer zu fangen und somit die natürlichen Bestände zu schädigen, ist allerdings nicht die einzige Möglichkeit an Speisefisch zu kommen. Die gezielte Zucht und Mast von Fischen ist ebenfalls eine effiziente Art der Fischerei und wird von vielen Verbraucher*innen als vergleichsweise umweltfreundlich wahrgenommen.
Ob der Einsatz von Aquakulturen dazu beiträgt, dass sich Fischbestände erholen können, ohne dass der Mensch auf Fisch als Nahrungsmittel verzichten muss, ist unklar. Um mir ein eigenes Bild zu machen, habe ich eine solche Aquakultur in Kiel besucht, die Kieler Lachsforellenzucht.

Recht unscheinbar, direkt am Wasser auf dem Kraftwerksgelände in Kiel-Dietrichsdorf, findet man die Forellenzucht "Kieler Lachsforelle". In dem kleinen und irgendwie gemütlichen Gebäude finden unter anderem der Schlachtraum, der Lager- bzw. Kühlraum, Räucheröfen und ein kleines Büro Platz. Hier werden wöchentlich rund 150 Fische geschlachtet und zu Delikatessen wie Fischfrikadellen oder kaltgeräucherte Filets verarbeitet. "Vom ganzen Fisch bis zum fertigen Produkt passiert alles hier drinnen", sagt Yvonne Rößner, eine der beiden Meeresbiologinnen, die den Betrieb Anfang des Jahres übernommen haben. Verkauft werden die Produkte nur regional an gastronomische Betriebe oder direkt an die Verbraucher*innen.
Nur mit dem Boot erreichbar, nicht weit entfernt vom Ufer, liegt aber die eigentliche Aquakultur in der Kieler Förde. In einem kreisrunden Netz mit einem Durchmesser von circa 8 Metern schwimmen zum Zeitpunkt meines Aufenthaltes an die eintausend Lachsforellen. Ein anderes Netz wird getrocknet, nach Schwachstellen untersucht und gereinigt. In dieses Netz werden in der folgenden Woche Jungfische aus Dänemark eingesetzt, die darin zu ihrem Schlachtgewicht heranwachsen sollen.
Marine Aquakulturen wie die "Kieler Lachsforelle" bringen viele Vorteile mit sich: Zum einen muss sich nicht um Frischwasser gekümmert werden, da die Fische im meist recht hochqualitativen Meerwasser leben. Zum anderen haben Fische, die im Meerwasser wachsen, den Ruf des deutlich besseren Geschmacks im Vergleich zu in Teichkulturen gewachsenen Fischen.
Einer der Hauptkritikpunkte an Aquakulturen ist die Gewässerverschmutzung. Marinen Aquakulturen wird beispielsweise vorgeworfen, dass aufgrund der übermäßigen Fütterung Futterreste und die Ausscheidungen der Tiere zu einer starken Überdüngung führen. Ein gesundes Ökosystem wird man beispielsweise unter einer Lachszucht also nicht finden.
Solch umweltschädigende Methoden sind laut Yvonne Rößner aber nicht immer nötig. "Wir füttern weniger als vom Futterhersteller empfohlen und geben keine Medikamente ins Wasser. Trotzdem haben wir keine wirtschaftlichen Nachteile."
Ein weiteres Argument, das gegen Aquakulturen als Fischfangersatz spricht, ist, dass ein Großteil des in Aquakulturen verwendeten Futters aus Fischmehl besteht. Wenn Aquakulturen also der Überfischung entgegenwirken sollen, muss dringend ein Futterwechsel her.
Aber auch dann ist laut der Geschäftsführerin der "Kieler Lachsforelle" das Problem noch nicht gelöst. "Es darf in Zukunft einfach keinen Billigfisch mehr geben!" Denn so günstiger Fisch, wie wir ihn heutzutage im Supermarkt finden, kann nicht umweltfreundlich produziert werden.
Dass man zumindest an Futter und Medikamenten sparen kann, davon überzeugt mich ein Blick ins Netz: Große Forellen tummeln sich im Wasser, keinerlei Spur von Gesundheitsschäden, geschweige denn von Futtermangel. Auch die durch und durch wohlschmeckende Fischfrikadelle, die ich am Ende meines Aufenthaltes probieren darf, weist keinerlei Qualitätsmängel auf.

Abschließend muss man wohl sagen, dass es für das Problem der Überfischung der Meere keine Alleinlösung gibt. Der Mensch wird in Zukunft nicht in dem Maße und für den Preis Fisch verzehren können, wie er es im Moment tut, wenn er auch nach 2050 noch ab und zu wilden Fisch auf dem Teller haben möchte. Denn das sei auch gesagt: Wenn sich an der Fischerei nichts verändert, rotten wir vor allem den Wildfisch als Lebensmittel aus, obwohl dieser, gerade in ärmeren Regionen der Welt, eine der Hauptnahrungsquellen des Menschen darstellt.
Richtig eingesetzt werden Aquakulturen aber durchaus einen großen Teil zum Erhalt und Wiederaufbau von gesunden, wilden Fischbeständen beitragen können und somit ihren Platz in einer umweltfreundlicheren Welt finden.

Mewes Dierolf

 
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