Ein Schulbesuch per Videokonferenz

Jonas Bickel 5. Oktober 2020
KN-Volontär Jonas Bickel © Uwe Paesler

Das Projekt Medien in der Schule (MiSch) geht in die nächste Runde - doch 2020 ist vieles anders. Das zeigt schon der erste Schulbesuch von KN-Volontär Jonas Bickel an der Ricarda-Huch-Schule in Kiel. Per Videokonferenz unterhält er sich mit den Schülern - eine Premiere im Rahmen des Projekts.

Freitagmorgen, 8.25 Uhr. Während draußen graue Wolken über Kiel wabern, sitze ich in den bis auf meine Anwesenheit leeren Räumen der Sportredaktion der Kieler Nachrichten. Zu dieser frühen Uhrzeit sind insbesondere die Sportreporter meistens noch nicht im Einsatz. Doch ich bin trotzdem nicht alleine.

Gleich werde ich im Rahmen des Projekts Medien in der Schule (MiSch) die Klasse 8a der Ricarda-Huch-Schule in Kiel besuchen. Dafür bleibe ich allerdings in der Sportredaktion. Denn anders als in den Jahren vorher besuchen die Reporter die Klassen nicht vor Ort – sondern per Videokonferenz. Es ist eine Premiere in der langjährigen Geschichte von MiSch. Der Grund ist natürlich Corona.

Ich klappe meinen Laptop auf und klicke auf einen Link, den mir Stefan Bichow im Vorfeld zugeschickt hat. Bichow ist Deutschlehrer der 8a. Per Videokonferenz soll ich die Klasse besuchen, genutzt wird die Open-Source-Plattform Jitsi. Die Schulen dürfen selbst aussuchen, welches Konferenz-Tool sie bei einem Redakteursbesuch verwenden wollen.

Die 8a der Ricarda-Huch-Schule ist eine von insgesamt 58 Klassen aus 35 Schulen, die bei MiSch mitmachen. Das aktuelle Projekt MiSch-Eroberer richtet sich an die Jahrgangsstufen acht bis zehn aller Schulformen sowie die siebten Klassen der Gymnasien.

Mehr als 1000 Schüler bekommen vom 14. September bis zum 12. Dezember täglich die Kieler Nachrichten oder Segeberger Zeitung als Print-Version ins Klassenzimmer geliefert und haben zudem einen Zugang für das ePaper und KN Plus. Die Schüler schreiben während des Projekts eigene journalistische Texte und lernen den selbstständigen Umgang mit Medien.

Auf meinem Bildschirm erscheint das Gesicht von Stefan Bichow, der eine Maske trägt. Am rechten Bildschirmrand ploppen weitere Fenster mit Konferenzteilnehmern auf, allerdings ohne Videoübertragung. Es sind die Schüler, die in kleinen Gruppen vor mehreren Laptops im Klassenzimmer sitzen. Für die Achtklässler wird es in den kommenden Wochen ernst. Sie müssen eine Reportage schreiben, die dann als alternativer Leistungsnachweis gewertet wird.

Ob der Besuch eines Basketballtrainings des TSV Kronshagen in Zeiten von Corona, Mobbing in der Schule oder die Arbeit der Klinik-Clowns am UKSH: Die Schüler haben bereits spannende Themenideen für ihre Reportage. Nun geht es um die Umsetzung. Was macht eine Reportage aus? Wie führe ich ein Interview? Welche Quellen nutze ich für die Recherche?

Um diese Fragen zu beantworten, bin ich zugeschaltet. Ich erzähle davon, wie wichtig szenische Elemente in einer Reportage sind und das man ganz dicht am Protagonisten und dem Geschehen dran sein muss. Denn Ziel ist es, dass der Leser den Eindruck hat, das Geschehen selbst miterlebt zu haben.

Eine Videokonferenz haben seit Beginn der Pandemie sicher schon viele Menschen miterlebt – und auch die damit verbundenen Probleme. Denn natürlich ist es unpersönlicher, mit den Schülern nur über den Laptop zu reden. Dazu kommen Tonprobleme, einige Schüler müssen ihre Frage zweimal stellen, bis sie zu verstehen ist. Als dann plötzlich mehrere Sekunden lang totale Stille herrscht, wird klar: Die Verbindung ist abgebrochen. Kurze Zeit später höre ich aber wieder ein „Hallo" – das Gespräch geht weiter. Nach rund einer Stunde sind die meisten Fragen beantwortet.

In den Herbstferien werden die Achtklässler der Ricarda-Huch-Schule als Reporter im Einsatz sein –und hoffentlich mit vielen spannenden Texten zurückkommen. Die besten Beiträge der an MiSch teilnehmenden Schüler werden dann im Dezember im Rahmen einer Preisverleihung geehrt.

 
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