Black Lives Matter - Wenn schwarze Leben zählen

Merle, Samira, Jessy und Jan (9C Jungmannschule) 11. November 2020

Nach dem gewaltsamen Tod des schwarzen US-Amerikaners George Floyd kam es weltweit zu Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt. Hierbei spielt auch die internationale Bewegung Black Lives Matter eine große Rolle.

Ihren Ursprung hatte die Black-Lives-Matter-Bewegung jedochbereits im Jahr 2013: Als Reaktion auf den Freispruch George Zimmermanns, der den schwarzen unbewaffneten Teenager Trayron Martin tötete, gründeten die Aktivisten Alicia Garza, Patrisse Cullors und Opal Tomet die Bewegung, deren Name sich aus dem damals verbreiteten Hashtag #BlackLivesMatter ableitete.
Hinter der Bewegung steckt jedoch nicht nur ein gewaltsamer Mord an einem schwarzen US-Amerikaner: Rassismus zeigt sich in den USA immer wieder in Form von Polizeigewalt, aber auch durch strukturelle Benachteiligung von Schwarzen.
Auch in Deutschland kommt es immer wieder zu rassistischen Straftaten und struktureller Ungleichheit wie Racial Profiling oder Polizeigewalt. Bei Racial Profiling handelt es sich um Polizeikontrollen, bei denen Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe verdächtigt werden, eine Straftat begannen zu haben. Insbesondere Schwarze junge Männer sind davon betroffen.
Außerdem sind selbst in Deutschland Menschen an den Folgen des strukturellen Rassismus gestorben, wenn es auch bisher nicht zu einem Vorfall wie bei dem Tod von George Floyd in Minneapolis kam. Allein in den letzten zwei Jahren gab es unzählige Fälle in Deutschland:


Schweinfurt: Rooble Warsame stirbt in der Zelle der Polizeiwache (2019)
Am 26. Februar 2019 wird der 22-Jährige somalische Geflüchtete Robble Warsame von einem Ankerzentrum in Schweinfurt auf die Polizeiwache geführt. In der Nacht hatte er sich mit einem anderen Mann im Zimmer seiner Sammelunterkunft gestritten. Beide hatten Alkohol getrunken, wurden aber nicht handgreiflich. Die eingetroffene Polizei erklärte, dass es nicht erlaubt sei, Alkohol zu trinken, doch Warsame sagte, sie hätten diesen in der Unterkunft gekauft. Er widersetzte sich der Verhaftung nicht. Wenige stunden später wurde er tot in seiner Zelle aufgefunden. Die Polizei spricht von Suizid.
Zu den genaueren Umständen herrschen allerdings Unklarheiten. Seine Familie, gemeinsam mit der Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt in Berlin (KOP), verlangen Aufklärung!


Hamburg: William Tonou-Mbobda stirbt nach gewaltsamer Fixierung in einer Klinik (2019)
In dem Fall handelt es sich nicht um Gewalt durch Polizei, sondern durch die Sicherheitskräfte einer Klinik. Der 34-jährige BWL-Student William Tonou-Mbobda ging im Frühjahr 2019 in die Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf (UKE), um dort psychiatrisch behandelt zu werden. Da sein Zustand sich nicht verbesserte, sollte er zwangseingewiesen werden. Doch der Beschluss hatte am 26.April noch nicht vorgelegen. An diesem Tag habe William auf einer Bank vor der Klinik geraucht . Daraufhin sollen Sicherheitskräfte gewaltsam versucht haben, ihn zurück in die Klinik zu bringen. Der Kameruner verlor dabei das Bewusstsein, musste reanimiert und in ein künstliches Koma versetzt werden. Fünf Tage später starb er.

Dies sind nur zwei von den Fällen, bei denen Rassismus in Deutschland tödlich endete.
Und dies sind keine Einzelfälle: Denn Rassismus gegenüber schwarzen Menschen ist noch heute viel zu normalisiert und verinnerlicht. Dieser Rassismus hat viele Gesichter, kommt in Formen von Alltagsrassismus bis zu struktureller Benachteiligung schwarzer Menschen vor.
Bei Alltagsrassismus handelt es sich beispielsweise um Situationen, bei denen man gefragt wird, welche Nationalität man habe. Wenn man als Schwarzer oder allgemein als dunkelhäutiger Mensch mit "Deutsch" antwortet, wird noch einmal genauer nachgefragt. Dies zeigt deutlich, dass einige einfach nicht akzeptieren wollen, dass man deutsch ist, weil man nicht so aussieht.

Dabei muss jeder bei sich selbst anfangen, um solche Situationen zu vermeiden. Rassismus gegenüber schwarzen Menschen ist noch heute sehr stark. Durch die historische weiße Vorherrschaft gibt es viele, die Rassismus als Ideologie verinnerlicht haben. Denn wenn man sich die damalige Rassentheorie anguckt, sieht man, dass der schwarze Mensch schon immer ganz unten war. Bei weißer Vorherrschaft handelt es sich darum, dass Weiße anderen menschlichen "Rassen" prinzipiell überlegen seien und ihre privilegierte Stellung daher gewährleistet werden müsse.

In einer Studie aus dem Jahr 2016 wird gezeigt, dass schwarze Menschen, die in den USA über Schmerzen klagten, oft keine Hilfe oder Zugang zu medizinischer Versorgung hatten.
Der Grund ist, dass viele Medizinstudenten und junge Ärzte fälschlicherweise an biologische Unterschiede zwischen schwarzen und weißen Menschen glauben, wie zum Beispiel, dass schwarze Menschen keinen Schmerz spüren können.
Es gibt außerdem, neben unterlassener Hilfe für schwarze Menschen und Toten bei Polizeieinsätzen, härtere Strafen für Schwarze. Bei Verurteilungen erhalten Schwarze für das gleiche Verbrechen fast 20% längere Haftstrafen als Weiße, wie ein Bericht der Regierung für den Zeitraum 2011-2016 feststellte. Afroamerikaner machen der Bürgerechtsorganisation NAACP zufolge rund 34% aller rund 2,2 Millionen Gefängnisinsass*innen aus. Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil werden demnach fünf mal mehr Afroamerikaner als Weiße inhaftiert.

Also warum nicht für Gleichberechtigung die Black Lives Matter Organisation unterstützen?

Nun ja, viele sind der Meinung, dass die Proteste zu weit gegangen seien und die Bewegung auch nicht andere Leben beinhalte, sondern nur Schwarze. Dabei heißt "Black Lives Matter" übersetzt "Schwarze Leben zählen". Die Bewegung steht außerdem für Gleichberechtigung und befasst sich mit den Problemen schwarzer Menschen.

Es wurde jedoch als Antwort und als Gegenprotest die All-Lives-Matter-Bewegung ins Leben gerufen. Während die Forderung "All Lives Matter" ein grundsätzlicher Fakt sein sollte, ist es als Antwort auf "Black Lives Matter" doch ziemlich problematisch: Wenn es hierbei um alle Leben geht, gibt es einige, die von keinen Problemen betroffen sind, denn bei "Black Lives Matter" beschäftigt man sich explizit mit den Problemen schwarzer Menschen in der heutigen Gesellschaft.


Bis wir Rassismus gegenüber Schwarzen nicht vollständig aus den Köpfen der Menschen verbannt haben, kann es kein "All Lives Matter" geben. Es können nicht alle Leben zählen, bis schwarze Leben zählen.

 
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