Delfine als Dauergäste?

Erik L. Wehkamp 19. November 2020 2 Kommentar(e)
Die Rückenflosse eines Delfines taucht zwischen den Wellen in der Eckernförder Bucht auf. © Erik L. Wehkamp Ein Delfin beim Auftauchen in der Eckernförder Bucht. © Erik L. Wehkamp Delfinrückenflosse unter der Wasseroberfläche. © Erik L. Wehkamp

Delfine in der Ostsee wurden in den letzten Sommern zu regelmäßigen Gästen.

Eckernförder Bucht. Es ist ein sonniger und windstiller Tag am Meer. Ich schwimme in der Nähe der Sperrgebietsboje vor Hemmelmark. In wenigen Metern Entfernung sitzen Menschen auf Paddelbooten, einige schwimmen auch im Wasser. In der Ferne kreischen ein paar Möwen und man sieht ein Motorboot weit entfernt vorbeifahren. Alle scheinen auf etwas zu warten. Plötzlich taucht eine Rückenflosse nahe bei einem der Schwimmer aus dem Meer auf. Ein Delfin! Als die Rückenflosse erscheint, lassen sich mehrere Menschen ins Wasser gleiten – alle wollen dem Delfin so nah wie möglich kommen.

Wer an Delfine denkt, denkt meistens an türkisblaues Wasser, einen weißen Sandstrand und Wärme. Gerade die ersten beiden findet man eigentlich nicht an der Ostsee. Das Klima ist an der Ostsee zwar nicht tropisch, aber durch den Klimawandel wurde es hier in den letzten 30 Jahren im Schnitt 2° C wärmer. Trotzdem liegt die Durchschnittstemperatur der Ostsee im Sommer nur zwischen 14° C und 17° C und fällt im Winter auf Temperaturen um den Gefrierpunkt ab. Dennoch gab es in den letzten Jahren mehrere Delfine, die in die Ostsee geschwommen sind.

„Obwohl viele Touristen ins Wasser gehen, haben die Delfine nicht den Reflex wegzuschwimmen", sagt Meeresbiologe Dr. Jan Dierking vom Meeresinstitut Geomar in Kiel aus eigener Erfahrung. Vermutlich sind die Delfine Fischschwärmen gefolgt und haben sich so in die Ostsee hinein verirrt. Meistens handelte es sich allerdings nur um Einzeltiere, obwohl der Delfin ein sehr soziales Wesen und Herdentier ist. Gesichtet wurden die Delfine auch ausschließlich in der Sommerzeit und auch nur in Küstennähe, wo es wärmer ist. Dies liegt daran, dass den Delfinen im Winter in der Ostsee zu kalt ist - so Dr. Jan Dierking – und sie deswegen dort nicht überwintern können. In den Tiefen sei die Temperatur zwar annehmbar, aber die Oberfläche wäre „definitiv zu kalt", so Dr. Dierking. Und da der Delfin ein Säugetier ist und keine Kiemen besitzt, muss er zum Atmen immer wieder an die Oberfläche kommen.

Ein weiterer Grund dafür, dass Delfine hier nicht überwintern können, ist, dass sich die Fischschwärme im Winter von der Küste entfernen, um ins tiefere und wärmere Wasser zu kommen. Das Jagen von Schwärmen wäre im Winter also erheblich schwieriger für die Delfine. Aus diesen Gründen schwimmen sie im Winter vermutlich wieder zurück in die Nordsee, von wo sie gekommen sind.

In der Ostsee gab es auch in den letzten Jahren mehrere Menschen, die mit einem der Delfine geschwommen sind. Wer das Glück hatte, einem Delfin zu begegnen, dem ist wahrscheinlich aufgefallen, wie zutraulich und sozial Delfine sind. Das liegt daran, dass sie den Menschen nicht als Feind sehen, sondern sehr menschenfreundlich sind. Im Gegensatz zu anderen Meeressäugern und Fischen schwimmen sie nicht weg, sondern suchen sogar teilweise den Kontakt.

Der Delfin hat – wie jedes andere Lebewesen auch – den Instinkt, sich fortzupflanzen. Nun stellt sich aber die Frage: „Geht das in der Ostsee auch? Oder ist es in der Ostsee dafür zu kalt?" Dr. Dierking hierzu: „Im Sommer wird die Temperatur vielleicht passen, aber die Kleinen sind ja noch temperaturanfälliger, da sie keine Reserven haben. Ich glaube, dass die Ostsee für Delfinbabys völlig ungeeignet wäre und dass wir hier keine jungen Delfine finden werden und auch keine Paarung."

Ob in der Ostsee in Zukunft mehr Delfine gesichtet werden, hängt vor allem davon ab, wie häufig geeignete Fischschwärme auf ihrem Weg in die Ostsee von diesen verfolgt werden. Letzten Endes wird die Ostsee nie ein ganzjähriges Delfinhabitat werden. Vielleicht wird aber der Klimawandel die Zeit im Jahr erweitern, in der sie hier leben können. Und sicherlich wird es immer wieder einen oder mehrere Delfine geben, die uns in der Ostsee besuchen.

 
2 Kommentar(e)
  1. Peter Walter
    24. November 2020

    Ich mag Delphine.
  2. ich
    24. November 2020

    Das ist die beste Reportage ,die ich je gesehen habe

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