Die Körperlichen und seelischen Folgen von Mobbing

Jiyun Omote, Klasse 8a, Ricarda-Huch-Schule Kiel 19. November 2020

VON JIYUN OMOTE

Kiel. Jeder sechste Schüler wird von anderen Schülern aufgrund von verschiedenen Gründen schikaniert. „Meine beste Freundin hat mich gemobbt, weil sie meinen Kleidungsstil nicht mochte,” erzählte Anna*. Über einen längeren Zeitraum werden einzelne Schüler oder eine Gruppe von Schülern wiederholt und systematisch drangsaliert. Oftmals wird dadurch das Bedürfnis nach Macht und Anerkennung befriedigt.

Betroffene Schülerinnen und Schüler sind meist nicht in der Lage, das Problem allein zu lösen. Die Äußerungen von Mobbing zeigen sich unterschiedlich, zum Beispiel durch Auslachen, das Abwerten des Aussehens, Belustigung vor anderen Schülern, Bedrohen oder unter Druck setzen, Schlagen, Treten und Schubsen. Vielen Schülern sind die Folgen von Mobbing gar nicht bewusst.

„Ich hatte oft schlechte Träume und fürchtete mich in die Schule zu gehen,” berichtet die 16-jährige Anna, ein Mobbingopfer. Heutzutage ist es schwer nachzuvollziehen, wer in der Schule geärgert wird. Durch den Zugang zum Internet mit Smartphones kann ein Mobbingopfer auch weiterhin schikaniert werden. Mobbing wird oft online weitergeführt. Deshalb ist es schwer, die beiden Begriffe “Mobbing” und “Cybermobbing” zu unterscheiden. “Es fiel mir schwer, einen Zufluchtsort zu finden,” sagt das Mädchen Anna.  Sie fühlte sich hilflos.

Leider holen sich die Mobbingopfer spät Hilfe oder sie teilen ihre Sorgen ungern mit anderen. Daher gibt es in Schulen auch Vertrauenslehrer oder eine externe Fachkraft, die sich im Bereich Mobbing auskennt und spezialisiert ist. “Die größte Aufgabe ist, Mobbing-Prävention zu betreiben, damit es gar nicht erst entsteht. Wenn ein Mobbingfall auftritt, gibt es verschiedene pädagogische Konzepte, wie man mit Tätern und Opfern verfährt,” erklärt die Sozialarbeiterin der Ricarda-Huch-Schule, Christina David-Pakula. “Nachher führt man ein richtiges Opfer-Täter-Gespräch.” Sie legt uns ans Herz, nicht mit solch gravierenden Belastungen alleine fertig zu werden, sondern die Möglichkeit zu ergreifen, gemeinsam eine Lösung zu finden.

Ein systematisches Mobbing kann die Psyche von Menschen angreifen und gravierende psychische Narben hinterlassen, aber auch ein aktives Mobbing kann zu körperlicher Gewalt führen. Mobbingopfer sprechen von Depressionen, Angststörungen, Panikattacken und Verschlechterung der Schulischen Leistungen sowie erhöhten Suizidgedanken. Die Opfer verhalten sich zurückhaltender und verlieren ihr Selbstbewusstsein. In den Pausen verstecken sie sich vor den Tätern, was wiederum zu einer sozialen Isolation führt. Eine Abkapselung von der Gesellschaft ist eine der Folgen von Mobbing.

“Ich bemerkte, wie mein Kind nicht mehr zur Schule gehen wollte und Krankheiten vorspielte,” äußert sich die Mutter von Anna. Ein Opfer, das von anderen gemobbt wird, fühlt sich hilflos und allein. Hinzu kommen die Gefühle von Minderwertigkeit und Wertlosigkeit. Sie versuchen ihre Probleme alleine zu lösen und verlieren das Vertrauen zu anderen Menschen, zum Beispiel Familie, Freunden und Bekannten. Oft ist damit eine Veränderung des Verhaltens  bei den Opfern bemerkbar, welches jedoch dem Opfer selbst nicht auffällt. Diese Veränderung bemerken Eltern und enge Freunde zuerst, weil sie mit den Opfern am nächsten im Kontakt sind. Durch die Isolation von der Gesellschaft und den Rückzug ins eigene Zimmer vermeiden die Betroffenen den Kontakt zu anderen Menschen, um sich vor weiteren Verletzungen zu schützen.

Wenn sich ein Opfer zu spät Hilfe holt, können gravierende psychische Schäden hinzukommen, z. B. Depressionen, Essstörungen oder ein Borderline-Syndrom. Den Opfern ist eine Konfrontation mit den Tätern undenkbar und in manchen Fällen ist auch das Anvertrauen der Probleme ihren Liebsten gegenüber ein schwerer Schritt. „Wenn das [Mobbing] rauskommt, dann wird es hier, an dieser Schule, immer pädagogische Maßnahmen geben. Das würde nicht geduldet werden. […] Von einer Missbilligung bis zu einem Schulverweis, je nachdem was das natürlich auch für eine Art von Mobbing ist,“ sagt David-Pakula, die Sozialarbeiterin an der Ricarda-Huch-Schule.

                                                                                                                                   * Name wurde geändert

 

 
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