Fallende Bäume, steigendes Glück

Emmi Bahlburg,12b, RBZ am Königsweg 12. November 2020
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Ein ganz normaler Tag am Wochenende. Ich laufe durch den Wald mit meinen beiden Hunden. Es riecht nach Pilzen und frischem Laub. Es ist nebelig und kalt. Der Wind fegt um meine Ohren und lässt die Bäume hin- und herwehen. Es ist ein nasser Wind. Morsche Bäume knarren und lassen in mir das Gefühl aufkommen, dass ich jede Sekunde erschlagen werden kann. Dennoch fühle ich mich irgendwie wohl. Ich gehe diese Waldrunde ja nicht zum ersten Mal und bisher hatte ich ja auch immer Glück, dass nichts passiert ist. Aber apropos Glück. Was ist das eigentlich? Habe ich nur Glück, wenn ich nicht von einem Baum erschlagen werde? Nein. Das macht irgendwie keinen Sinn. Meine Mutter sagt mir auch ständig, dass sie Glück hat, mich als ihre Tochter bezeichnen zu können und, dass ich Glück habe, so tolle Hunde wie Max uns Moritz zu haben. Aber wieso wird sowas als Glück bezeichnet?

Zum Glück habe ich mein Handy mit. Ich entsperre es und öffne Safari, um zu googlen, was denn überhaupt Glück ist. Es ploppen ganz viele Ergebnisse auf. Ich bin überfordert. Ich klicke willkürlich auf eine Anzeige und werde direkt zu Amazon weitergeleitet. Ähh, aber wieso denn Amazon? Ist Glück jetzt plötzlich materiell geworden? Wie soll ich da denn jetzt erfahren, was Glück ist? Ich schaue etwas genauer und sehe bunte Pillen. VEGAN. Steht fettgedruckt in der Beschreibung. Echt jetzt? Mir werden Tabletten angezeigt, die mich glücklich machen sollen? Was ein scheiß!

Die Dopamintabletten sorgen dafür, dass man sich gut fühlt. Sie vermitteln den Nervenzellen im Gehirn, dass man glücklich sein soll. Einfach nur krank! Wie absurd. Kann man Glück nur noch mit Pillen erfahren oder spüren? Einfach unglaublich.

Mir wird immer mehr bewusst, dass man Glück gar nicht so wirklich definieren kann. Man strebt zwar irgendwie danach glücklich zu werden und zu bleiben, aber vergisst auch, dass es zwei Seiten gibt, die Verschiedenes erreichen wollen. Die eine ist positiv und die andere negativ. Wir streben also danach, keinen Schmerz spüren zu wollen, aber auch danach, dass Lustgefühle aufkommen. Diese Lustgefühle werden durch wahre Freunde, das Liebesleben, die Gesundheit und oftmals auch Wohlstand verstärkt.  

Aber was so wirklich Glück ist, weiß ich immer noch nicht.

Zu Hause angekommen, frage ich meine Mutter, was für sie denn Glück bedeutet. Sie muss erstmal überlegen. Sie meint, dass sie es ebenfalls nicht definieren und auch nicht auf den Punkt bringen kann. Sie empfindet Glück schon dann, wenn sie in der Stadt einen Parkplatz findet. Wenn sie gesund und munter ist. Wenn sie einen Witz erzählt und andere darüber lachen. Wenn ihr Lieblingssong zum zehnten Mal im Radio läuft, sie sieht, dass mir das Essen schmeckt, ich ihr einfach mal sage, dass ich sie lieb habe, und und und. Dann sagte sie aber noch, dass sie letztens einen sehr aufregenden Glücksmoment hatte. Sie kaufte sich drei Rubbellose und gewann dann sogar 1000 €. In diesem Moment hat sie sich ein Loch in den Strumpf gefreut und sich dann auch gefragt, wie es dazu kam, dass sie in diesem Moment so viel Glück hatte.

Diese Art von Glück, die sich Glücksspiel nennt, ist noch schwerer zu definieren, da es einfach unfassbar schwer zu beschreiben ist, wieso gerade meine Mutter dieses eine verflixte Rubbellos gezogen hat. Unglaublich. Einfach Glück gehabt.

Mittlerweile ist es Abend. Ich lege mich in mein Bett. Meine Hunde liegen neben mir. Ich kraule ihnen durch das weiche Fell. Ich bin einfach glücklich! Glücklich gesund zu sein, einen Freund zuhaben, der mir in diesem Moment schreibt, dass er mich liebt, und so tolle Freunde zu haben, die mir gerade über Snapchat ein Video schicken, in dem sie einfach sie selbst sind und Grimassen machen. Einfach nur glücklich! Dieses Gefühl ist unglaublich schön und absolut schwer zu beschreiben.

Ich bin glücklich so ein tolles Leben führen zu dürfen.

 
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