Mädchenjugend beim THW? Fehlanzeige. Läuft es bei den Frauen besser?
Kathrin Arslan, Anna Callies, Julia Horber
Im Vergleich zu den ersten Herren, die extrem erfolgreich in der Bundesliga und Champions League agieren, spielen die ersten Frauen des THW Kiels nur in der Regionsoberliga. Die männlichen Jugendmannschaften erlangen Preise und Auszeichnungen, der weibliche Jugendbereich existiert nicht. Wie kann das sein, fragten wir uns. Im Rahmen des MiSch- Projektes interwieten wir dazu Klaus-Dieter Petersen, den Jugendkoordinator vom THW Kiel, den wir im THW Leistungszentrum in Altenholz trafen.
Beim THW Kiel gibt es zwei Bereiche, den THW Kiel e.V. und die THW Kiel Bundesliga GmbH. Da die beiden Frauenmannschaften dem e.V. angehören, erhalten sie nicht die gleiche Förderung wie die männlichen Bundesliga-Mannschaften. Dies begründete Klaus-Dieter Petersen so: "Natürlich kriegen die Leistungsmannschaften mehr Förderung. Die spielen schließlich auf einem höheren Niveau. Aus der Tradition heraus sind es bei uns einfach Männer- und Jungsmannschaften geworden." Auf die Frage wieso der THW keinen weiblichen Jugendbereich habe, antwortete er, es gäbe genug andere Vereine mit einer starken weiblichen Jugend. Es läge an ihnen, diese möglicherweise zu einer leistungsorientierten Mädchenjugend zusammenzuführen. Dies würde aber in naher Zukunft nicht passieren, da die Vereine nicht zusammenarbeiten, sondern gegeneinander. Es fühlt sich keiner dazu berufen, eine Mädchenmannschaft aufzubauen, wie den THW Kiel bei den Jungs.
Die Mädchen dürfen von den Minis bis zu C-Jugend beim e.V. mitspielen und trainieren. Nach der C-Jugend gehören die Mannschaften zur Bundesliga GmbH und somit zum Leistungsbereich der Jungs. Die Folge: Mädchen müssen in einen anderen Verein wechseln. Auch die Hallenkapazitäten wären stark überfüllt, wenn die Frauen in das Leistungszentrum kämen. Das Ganze würde wirtschaftlich und finanziell einfach nicht möglich sein.
Es gab auch Ausnahmen: "Neele R. und Julia R. durften beide bei uns im männlichen Jugendbereich mittrainieren. Beide spielen jetzt beim Bundesligateam vom VFL Oldenburg.", erzählte Klaus-Dieter Petersen, den wir während seines Trainings mit seiner Mannschaft trafen - natürlich eine Jungsmannschaft.
Unsere Meinung dazu:
Mehr Förderung für Jungs als für Mädchen, das finden wir unfair!
Es ist erschreckend, dass in einer so handballbegeisterten Stadt wie Kiel (und Umgebung) nur drei Mädchenmannschaften auf Landesebene spielen, bei den Jungs sind es fünf.
Bei unseren Recherchen rund um den THW haben wir gemerkt, dass vieles aus der Tradition heraus gemacht wird, gerade was den Jungsbereich angeht. Dies finden wir sehr schade, fast schon unfair. Der THW steht für Leistung und Erfolg in Deutschland, da sollten auch die Mädchen und Frauen eine Chance zum Mitmachen bekommen! Natürlich gehen auch andere Vereine auf die Mädchen mehr ein und fördern diese auch mehr, beispielsweise die HSG Holstein Kiel/Kronshagen. Jedoch finden wir es trotzdem unfair, da sich viele Spielerinnen in Kiel eine Mädchenjugend beim THW wünschen würden. Wir hoffen also weiterhin stark darauf, dass der THW vielleicht seine Tradition ändert – oder besser: eine neue erfolgreiche Tradition gründet, nämlich hochklassigen Mädchen- und Frauenhandball!
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