Popper und Punker kamen nach Deutschland.
Bis heute gibt es kein anderes Jahrzehnt, welches wegen seiner zahlreichen Jugendkulturen bekannter ist als die 80er Jahre. Es gab z.B. Rocker, Teds, Waver, Ökos, Grufties, Hip-Hopper und Acid-Jünger. Als neue große und bekannteste Jugendkultur in den 80ern galten die rebellischen Punks sowie die konsumverliebten Popper. Diese beiden gegensätzlichen Gruppierungen prägten dieses Jahrzehnt und jeder kannte sie. Sie alle hatten ihre eigene Musik und Mode und grenzten sich damit voneinander ab.
Die vielen verschiedenen Jugendkulturen blühten in den 80ern wieder auf. Denn hohe Jugendarbeitslosigkeit, Kommerzialisierung, der Bau weiterer Atomkraftwerke und der fehlende Umweltschutz machte sich in den Achtzigern breit. Der Jugend wurde die Sorglosigkeit genommen und Zukunftsängste wurden größer. Die Zahlen der Studierenden hatte 1980 die Millionengrenze überschritten, günstiger Wohnraum wurde weniger und jeder fünfte Jugendliche war arbeitslos. Der Pessimismus stieg, Zukunftsängste wuchsen und die Selbstmordrate stieg. Es gab die Jugendlichen, die sich aufgaben, apathisch wurden und alles akzeptierten und weitermachten. Ein anderer Teil wollte rebellieren, sich wehren und dieses deutlich machen. So entstanden die unterschiedlichsten Jugendkulturen, die sich durch Innovationen in der Musik, Mode, Attituden und politischer Ausrichtung auszeichneten. Gleichzeitig war das Abgrenzen von dem Erwachsenen sehr wichtig. Um eine Vielseitigkeit der Jugendkulturen und die Gegensätzlichkeit der Popper und Punks näher kennenzulernen werden vier Gruppen vorgestellt:
Teds waren eine Entwicklung der Rockabillys, welche sehr populär in den 50er Jahren waren. Sie trugen die gleiche Mode wie die Rockabillys und trafen sich in Bars, um zu tanzen. Teds wollten so leben, wie in den 1950er Jahren. Ebenso wie ihre Eltern, dieses war für eine Jugendkultur untypisch.
Rocker waren und sind immer noch eine große Subkultur. Sie entstanden in Motorradclubs, hörten Heavy Metall und trugen Kutten, die die Zugehörigkeit zu einem Club zeigten. Das Motorrad ist das wichtigste beim Rocker. Da die Jugendlichen oft keinen Führerschein hatten, entwickelten sich kleine Gruppen, die in Motorradclubs gingen, um ein Rocker zu werden. Sie wurden aber trotzdem als Rocker von Außenstehenden angesehen und stritten sich auch mit den Jugendlichen anderer Gruppen.
Die Punks entstanden Mitte der 70er Jahre in New York City und London. 1980 kamen sie nach Deutschland. Punks prägten die jugendliche Kultur durch ihre politische, laute rebellische Musik. Die Punkbands waren z.B. Sex Pistols und die Ramones. In Deutschland kamen auch deutsche Bands auf, die den Punk vertraten, z.B. Slime und die Toten Hosen. Die größte und einflussreichste Punkerszene war in Düsseldorf. Punks waren gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie und stellten sich gegen alle Konventionen, die Konsumgesellschaft und das Bürgertum. Sie waren Anarchisten. Die Punks provozierten mit einer Ästhetik des Hässlichen gegen Spießer und den Staat. Ihre Haare waren bunt gefärbt und sie trugen oft einen Irokesenschnitt. An ihren Klamotten waren Sicherheitsnadeln, Aufnäher und Metallketten. Zusätzlich trugen sie Piercings. Ihre Anziehsachen waren zerrissen, bemalt und beschriftet. Sehr beliebt waren enge Hosen und Stiefel. Um unabhängiger zu sein, machten Punks viel selbst. Sie nähten eigene Anziehsachen, organisierten Konzerte und brachten ihre eigenen Magazine raus. Punks befürworteten ebenfalls die Hausbesetzungen. Es war eine Bewegung, woraus sich verschiedene Unterarten von Punks entwickelten, z.B. Hardcore Punk, Zecken oder die obdachlosen Straßen-Punks. Die Musik entwickelte sich in unterschiedlichen Richtungen. New Wave und Post Punk entstanden.
Doch auch Gegenbewegungen entwickelten sich, bei welchen die konsumverliebten Popper an der Spitze standen: Diese entstanden 1979 in Hamburger Gymnasien und breiteten sich rasant aus. In den 80er war beinahe jeder Jugendliche aus der Mittel- oder Oberschicht ein Popper. Sie gaben sich bewusst konformistisch und unpolitisch. Gesehen und gesehen werden war das Motto. Popper zelebrierten demonstrativ den Konsum, gegen welchen andere Jugendkulturen protestierten. Typisch für Popper waren teure Markenmode, wie z.B. Burberry und Lacoste. Durch ihre Luxusmode werteten sie sich auf und wollten hervorheben, dass sie etwas Besseres waren. Ihre Haare trugen sie meistens kurz mit einem Seitenscheitel und sie hatten ein Pony, der über ein Auge lag. Dieses war die Poppertolle. Popper hatten kein eigenen Musikstyle, was untypisch für eine Jugendkultur war. Sie hörten hauptsächlich die Charts. Zu einer Zeit voller politischen Demonstrationen wollten Popper unpolitisch und der Gesellschaft angepasst sein, wobei sie auch auf alternative Jugendkulturen herabschauten. Diese Ausrichtung war der totale Gegensatz der jugendlichen Punks. Popper bestanden aus Gruppierungen, welche sich auflösten als sie zur Uni gingen.
Weil sie gegensätzlich waren, gerieten Punks und Popper oft aneinander. Vor allem in Hamburg und West-Berlin gab es Massenschlägereien zwischen ihnen. Im Mai 1980 stürmten hunderte Punks ein Popperviertel, attackierten Statussymbole, und schlugen Scheiben ein. Etwas später eskalierte es wieder in West-Berlin. Ein Popper-Konzert wurde von ca. 400 Punks gestürmt. Nur mit Hilfe der Polizei konnte diese körperliche Auseinandersetzung beendet werden. Als dieser Vorfall an die Presse ging, wurde die Beziehung zwischen Punks und Popper mit einen Klassenstreit verglichen. Zwei große Jugendgruppierungen, die in den 80 Jahren ihren Beginn fanden und unterschiedlicher nicht sein konnten.
Natürlich gab es auch sogenannte Mischformen von Jugendkulturen. Es waren nicht alle Jugendlichen auf eine Richtung festgelegt. Es gab damals auch schon Jugendliche, die Hip-Hop Musik mochten (sogenannte Hip Hopper), Markenklamotten trugen (Popper) und trotzdem eine Einstellung gegen Atomkraft und für den Erhalt der Erde (Ökos) hatten.
Heutzutage existieren Jugendkulturen immer noch, jedoch nicht so ausgeprägt wie in den 80ern. Wenn man z.B. nicht den Punks angehört, ist es sehr viel unwahrscheinlicher, einen Punk zu sehen als damals. Früher saßen Punks und Popper zusammen in einer Klasse, heutzutage ist dies unwahrscheinlicher. Meistens passen sich die Jugendlichen an ihre Klassenkammeraden an.
Ein Festlegen auf eine Jugendkultur ist nur noch selten. Jugendliche sympathisieren mit einer Richtung, müssen diese aber nicht mit einer Mode zeigen.
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