Magersucht - sind die Sozialen Medien Schuld?

Leonie Krause, Valerie Pittelkow, Gym Ahz 9c 17. November 2020
© Leonie Krause

Soziale Medien sind immer präsenter, doch können sie am Ende Schuld an einer lebensbedrohlichen Krankheit sein?

Magersucht: Ein immer wiederkehrendes Thema. Doch warum tappen so viele Jugendiche - insbesondere Mädchen - immer wieder in diese gefährliche, manchmal sogar tödlich endende Falle? Hat der immer häufigere Umgang mit den Sozialen Medien doch schlimmere Folgen als erwartet? Oder können sie die Erkrankten sogar positiv beeinflussen?

Viele Jugendliche kennen diese Situation: Sie scrollen durch beliebte Apps wie Instagram oder Tik Tok und stoßen dabei versehentlich auf Bilder von dünnen Models und entdecken im Zusammenhang damit Tipps und Tricks zum schnellen Abnehmen und gesunder Ernährung. Diese und viele weitere Faktoren können Grundlagen von den Krankheiten Anorexie (Magersucht), Bulimie (Ess-Brech-Sucht) oder Orthorexie (Übertriebene Beschäftigung mit gesunder Ernährung) sein.

Während Instagram und Tik Tok schon Sperren einegebaut haben, um solche Situationen weitestgehend zu vermeiden, findet man auf Google stätig neue Inhalte zu Schlagwörtern wie: thighgap, proanorexie, skinnylikeanangel,... (Suchbegriffe, die Magersüchtige verwenden, um auf Inhalte weitergeleitet zu werden, die sie zum Abnehmen motivieren).

Besonders gefährlich sind allerdings Suchanfragen mit pro ana (Pro Anorexie) oder pro mia (Pro Bulimie), da diese einen auf Blogs weiterleiten, in denen an Magersucht und Bulimie Erkrankte ihre Essstörung zum Lifestyle machen und diese damit verherrlichen. Mit Fotos von abgemagerten Mädchen, kalorienarmen Rezepten und manchmal sogar selbst geschriebenen Gedichten wollen sie andere Mädchen motivieren, ihrem unbedingten Drang nachzueifern. Zudem nutzen die Inhalte auf den Blogs auch oft die Unsicherheit ihrer User aus. So gibt es zum Beispiel Briefe von Ana, einer Bewegung von Magersüchtigen im Internet, die die Erkrankten motivieren sollen, noch mehr abzunehmen.

Auszug aus einem solchen Brief: "Du bist jämmerlich. Absolut scheußlich! Du bist eine fette, dreckige Kuh! (...) Du bist schon ein Wal, ein Nilpferd, ein Fettarsch. (...) Du bist widerlich und fett, merk dir das!"

Auch Diana (Name durch Autoren geändert) ist durch solche Blogs in die Krankheit hineingerutscht."Am Anfang wollte ich mich nur etwas über Magersucht informieren. Wir hatten das Thema in der Schule und ich hatte noch ein paar Fragen offen, also habe ich gegoogelt und stieß auf Blogs mit den Namen skinny like an angel der light as a feather, " erzählt uns die nun knapp 15-Jährige. "Ich war neugierig und öffnete sie. Am Anfang fand ich die Bilder, die auf den Blogs gezeigt wurden eher abschreckend, doch ich schlug die Blogs trotzdem immer wieder auf und die Bilder kamen mir mit jedem Mal natürlicher vor"Tatsächlich beweisen auch viele Studien, dass der kontinuierliche Umgang mit Bildern von falschen Idealen die Entstehung eines verzehrten Körperbildes fördert.

"Natürlich gibt es durch Social Media auch positive Einflüsse. Es kommt immer auf die Quelle an," erzählt uns Diana, als wir sie fragen, ob der Umgang mit den Sozialen Medien denn nur negative Auswirkungen habe. "Viele Menschen sind sich der Gefahr bereits bewusst und rufen andere dazu auf ihren Körper und sich selbst zu lieben."

Fest steht: Social Media bringt keine 100-prozentige Gefahr mit sich, allerdings sollte man lieber die Finger von Pro-Ana und Pro-Mia-Foren lassen und den täglichen Umgang mit Fotos von dünnen Models meiden.

Falls Sie selbst Probleme mit einer Essstörung oder noch weitere Fragen haben, melden Sie sich bitte unter der folgenden Telefonnummer: 0800 5577330 

 
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