"Man kann sich mit Gemüse nicht vergiften."

Stine Möllenkamp, Klasse 8a, Ricarda-Huch-Schule Kiel 18. November 2020
Dr. med. Ursula Hiedl © Foto von Stine Möllenkamp mit Genehmigung von Dr. med Ursula Hiedl Ernährungspyramide © http://www.ernaehrung.de/tipps/vollwertig/vollwert12.php Nutri Score © https://www.swrfernsehen.de/landesschau-rp/gutzuwissen/video-1414-nutri-score-100.html

"Man kann sich mit Gemüse nicht vergiften."

Wie die Ernährung unsere Gesundheit beeinflusst

KIEL. Wenn wir an das Thema Essen denken, fallen uns vielleicht zunächst spontan die Dinge ein, die wir besonders gerne mögen: Pizza, Pommes, Nutella, oder Cola. Und wenn das Stichwort "Gesundheit" fällt, denken wir vielleicht zuerst an Sport und Wellness, bevor wir an gesunde Ernährung denken.

Doch ist es heutzutage kein Geheimnis mehr, dass die Ernährung unsere Gesundheit stark beeinflusst. Aber ernähren wir uns wirklich gesund? Die Allgemeinmedizinerin und Ernährungsexpertin Dr. med. Ursula Hiedl befasst sich schon lange mit dem Thema und berät und behandelt in ihrer Kieler Praxis ihre Patienten diesbezüglich eingehend.
Sie sei schon früh darauf gekommen, bei ihren Patienten auch die Ernährung zu hinterfragen, sagt Hiedl. "Weil mir schon bewusst geworden ist, im Laufe meiner 25-jährigen Praxiszeit, dass doch viele Erkrankungen ernährungsbedingt sind. Und es gibt den schönen Spruch: Oft sorgen Messer und Gabel dafür, dass wir früher den Löffel abgeben. Da ist etwas Wahres dran, weil durch eine falsche Ernährung eine Menge Erkrankungen entstehen. Und es wird immer mehr. Natürlich ist Übergewicht das sichtbarste Zeichen von Überernährung, aber auch Normalgewichtige sind häufig falsch ernährt."

Auch kann sie durchaus schwere Krankheitsfälle nennen, die durch falsche Ernährung verursacht wurden. "Die bekannteste Erkrankung ist natürlich die Zuckerkrankheit, der sogenannte Alterszucker, wobei der ja auch durchaus bei Kindern und Jugendlichen auftreten kann," so Hiedl. Sie plädiert für eine deutliche Reduzierung der Kohlenhydrate." Jede Form von Kohlenhydraten wird letztlich auch in Zucker aufgespalten und bei hohem Verzehr wird der Fettanteil im Körper höher. Je dicker man wird und je weniger man sich bewegt, umso häufiger wird man zuckerkrank, bekommt Bluthochdruck. Das führt zu einer ganzen Menge von Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall aber auch Krebserkrankungen, als Folge von Fehl- und Überernährung, warnt Hiedl.

Inwiefern Patienten auf eine individuell auf sie zugeschnittene Ernährung achten müssen, beantwortet Hiedl so: "Im Prinzip landet man eigentlich mehr oder weniger immer bei der gleichen gesunden Ernährung. Dadurch, dass wir uns heute in der Gesellschaft nicht mehr so oft bewegen, werden auch weniger Kohlenhydrate verbrannt." Für sie selbst fängt eine gute Ernährung schon beim Frühstück an. "Obst und Gemüse jeden Tag. Gerne mehr Gemüse als Obst, aber das ist das, was jeden Tag sinnvoll ist. Und dann achte ich auch sehr auf Bio- Lebensmittel, auf nachhaltige Produktion und wo sie herkommen." sagt Hiedl. Sie versucht das zu praktizieren, was sie auch ihren Patienten empfiehlt. Das bedeutet, 80 bis 90 Prozent ihrer Ernährung ist wirklich gesunde Ernährung.

Zudem ist es sinnvoll, bei der Ernährung auf eventuelle Beschwerden einzugehen. Gerade junge Leute, die eher anfällig für ungesundes Fast Food sind, haben oft entwicklungsbedingt mit Hautproblemen zu kämpfen. Es gibt diverse Studien, die belegen, dass bei unreiner Haut eine Ernährung mit viel grünem Gemüse - egal ob als Smoothie, Rohkost, Beilage oder Suppe -, Vollkornprodukten, fettem Seefisch an zwei Tagen die Woche - Seefisch enthält die wichtigen Omega-3-Fettsäuren -, zuckerarmem Obst sowie Hühnchen empfehlenswert ist. Die genannten Omega-3-Fettsäuren wirken im ganzen Körper entzündungshemmend, so natürlich auch in der Haut. Auch Nüsse enthalten die "guten" Fette. Wissenschaftlich belegt ist auch, dass Milchprodukte das Hautbild beeinflussen können. Die Haut reagiert auf die in der Kuhmilch enthaltenen Hormone. In diesem Fall macht eine Umstellung auf pflanzliche Drinks Sinn.

Mittlerweile gibt es ein reichhaltiges Angebot an Soja-, Hafer- oder Mandeldrinks.
Dr. Hiedl erlebt in ihrer Praxis viele Krankheitsfälle, die sich sich durch eine Ernährungsumstellung stark verbessert haben oder sogar geheilt wurden. Sie meint, dass gesunde Ernährung am meisten hilft und betont immer wieder:" Gemüse, Gemüse, Gemüse ! Man kann sich mit Gemüse nicht vergiften." Außerdem ist sie der Meinung, dass man eher etwas ohne Zutatenliste kaufen sollte. Denn wenn man etwas auf der Liste nicht kennt oder diese Zutaten nicht versteht, sollte man das Lebensmittel eher wieder zurück legen."

In den Siebziger Jahren wurde die erste Ernährungspyramide veröffentlicht. Sie zeigt an der Basis die Lebensmittel, die täglich mehrfach und reichlich verzehrt werden sollten. Oben an der Spitze stehen die eher ungesunden Lebensmittel. Damals war die erste Stufe komplett mit Kohlenhydraten belegt. Heute sieht es etwas anders aus, die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hat eine Pyramide veröffentlicht, in der ganz unten zuckerfreie Getränke wie Wasser und Tee stehen, dann in der nächsten Ebene folgen Obst und Gemüse. Erst dann, in der dritten Ebene, erscheinen die Kohlenhydrate in Form von Brot, Kartoffeln, Reis und Getreide. Für Dr. Hiedl ist klar: "Sie sind schon in die richtige Richtung gegangen. Sie haben lange darauf beharrt, den Kohlenhydratanteil von 50% bis 55% zu propagieren, was aber meines Erachtens viel zu viel ist."

Ganz frisch ist auf unseren Lebensmitteln in den Supermärkten eine Ernährungsampel, genannt "Nutri-Score" zu finden. Dabei handelt es sich um eine Kennzeichnung auf den Produkten, die den Verbrauchern anzeigt, ob es sich um ein gesundes Lebensmittel handelt. Die Skala geht von "A" bis "E", die Produkte mit der Note "A" gelten als besonders gesund und sind für den täglichen Verzehr geeignet, die Note "E" zeigt ein Produkt, das eher als seltener Luxus gesehen werden sollte. Zusätzlich kennzeichnet eine Farbskala von grün bis rot die Lebensmittel. Laut dem Magazin "Spiegel" hat die Ernährungsministerin Klöckner sowie die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker bewusst versucht, die Einführung dieser Ampel zu verhindern.

Hiedl hält die Ampel für ein bisschen zu kurz gefasst, aber trotzdem "ganz gut". Allerdings sei die Kennzeichnung auch irreführend, da viele Lebensmittel von Natur aus schon süßer sind als andere, aber trotzdem als gesund gelten. Als Beispiel nennt sie die Dattel. "Die Dattel soll ja auch ein gesundes Lebensmittel sein, aber ist halt unglaublich süß durch den ganzen Fruchtzucker, der darin enthalten ist. Zu viele Datteln können dann auch eine Fettleber verursachen."

Generell rät sie von allen Lebensmitteln ab, die sogenannte Transfettsäuren enthalten. Das sind Lebensmittel wie Kekse, Kuchen und Croissants und alles, was die Kombination von Fett und Zucker hat und industriell produziert wurde. "Davon würde ich abraten, weil das langfristig weder für die Gefäße noch für das Gehirn gesund ist."


 

 
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