Mentaler Dachdecker der Dachlosen

Kira lou Seifert 12e Rbz Königsweg 17. November 2020 1 Kommentar(e)
Mentaler Dachdecker der Dachlosen © Pixabay- Hilfe,Arme,Hände,Dach

Kürzlich sah ich in Holstenstraße in Kiel einen Mann auf der Straße sitzen. Auf einem breiten Fußweg, angelehnt an einer Steinmauer. Neben ihm saß ein junges Mädchen. Ebenfalls auf dem kalten, mit alten Kaugummis verklebten Fußboden. Der Blick beider war auf den Fußboden gesenkt. Irgendwie wird mir in letzter Zeit immer mehr bewusst, was für ein Glück ich eigentlich habe, dass ich leben darf. Leben darf, ohne mir Gedanken darüber machen zu müssen, woher ich die nächsten Tage essen bekomme und wo ich mich bediene, um nicht zu verdursten. Nein, letztendlich, was für ein Glück ich habe, dass ich ein Dach über dem Kopf habe. Im Winter eine Heizung, welche mich wärmt und warme Kleidung, welche mich draußen vor Erkältungen schützt. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Was für ein Glück ich habe, dass ich überhaupt ohne Beschwerden, Gedanken oder Angst auf einem Planeten leben darf, welcher mir alle Bedürfnisse erfüllt und mir sogar noch weit darüber hinaus  Wünsche oder Träume ermöglicht. Viele Menschen streben nach dem Glück. Das Glück nicht immer zu suchen und einfach mal auf das zu schauen, was man hat. Diese krasse Differenz zwischen wohlhabenden Leuten und bedürftigen Menschen ist so immens, dass mir schlecht wird. Schlecht davon wird, dass „Glück" mit materiellen Dingen in Verbindung gebracht wird. Ist es Glück, dass man in eine reiche Familie hineingeboren wurde? Ist es Glück, dass man die Möglichkeit hat, Markenkleidung zu tragen? Natürlich bringt Wohlstand einen gewissen Luxus mit sich, aber dennoch finde ich den Vergleich zum Glück nicht in Ordnung. Glück bedeutet, dass wir die Möglichkeit haben zu leben, zu lieben und geliebt zu werden. Eine andere Person glücklich zu machen oder glücklich zu sehen, ist das höchste Glück. Ich finde das Gefühl unbeschreiblich. Nachdem ich den beiden in der Stadt ein wenig Geld und ein paar nette Worte geschenkt habe, merkte ich, was für eine Wirkung beides hatte. Das Gespräch und die warmen Worte hatten einen solchen positiven Effekt und waren mit nichts materiellem vergleichbar. Glück ist mit keinem Geld der Welt zu erlangen. Es verdoppelt sich, wenn man es teilt.

 
1 Kommentar(e)
  1. leon lembke
    25. November 2020

    WOW. Geht unter die Haut .. Klasse geschrieben. Daumen hoch;)

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