Vom Ponymädchen zur Trakehnerzüchteri

Yasmin Böhnke Gymnasium Lütjenburg 19. November 2020
Gabi Steen mit der jüngsten Nachzucht Burgrose geb. 2017 li. und ihrer Gründerstute Loreen geb. 1988 re. ©


Mit zwei Jahren saß Gabi Steen zum ersten Mal im Sattel und ist seitdem von Ponys und Pferden nicht mehr weg zu bekommen. Der Traum eines Pferdemädchens ist in Erfüllung gegangen.


Wann und wie sind Sie zu den Pferden gekommen?
Mein Onkel war Hufschmied und Pferdehändler und hat mich schon im frühsten Kindesalter aufs Pony gesetzt, dadurch hat mich wohl das Pferdefieber gepackt. Auf meinen Geburtstags- und Weihnachtswunschlisten stand immer ein Pony ganz oben. Mit neun Jahren erfüllten mir meine Eltern diesen Wunsch und ich bekam mein erstes Pony.


Gibt es ein besonderes Pferd für Sie, und warum ist es so besonders?
Ein besonderes Pferd in meinem Leben war das Deutsche Reitpony „Samson". Ich habe es bekommen, als ich dreizehn Jahre alt war. Es war 33 Jahre lang immer an meiner Seite bis es 2014 leider mit 36 Jahren verstorben ist. Es hat mich durch meine Schulzeit, durch die Ausbildung, so manchen Liebeskummer und gute sowie schlechte Zeiten begleitet.


Wie sind Sie zu den Trakehnern gekommen?
Zu den Trakehnern bin ich gekommen, da ein entfernter Verwandter ein Gestüt ganz in der Nähe hatte. Ich bin regelmäßig dorthin geritten und habe dort geholfen die jungen Pferde zu reiten. 1988 habe ich mich in ein Fohlen verliebt, welches auf dem Hof geboren wurde, und habe dieses von meinem gesparten Geld gekauft. Ab da hatte mich dann auch komplett das Trakehner-Fieber gepackt und ich habe angefangen mich mehr mit der Trakehner Rasse zu beschäftigen. Ich habe viele Trakehner Veranstaltungen besucht wie zum Beispiel das Fohlenbrennen oder Hengstkörungen.


Wieso haben Sie angefangen zu züchten?
Ich war von dem Wesen und dem Charakter meiner Stute so begeistert, dass ich unbedingt eine Nachzucht von ihr wollte, um die Stutenfamilie (Libelle Jaeschke - Fresendorf) zu erhalten. Da ich selber schwanger wurde und ich eine Reitpause einlegen musste, hatte ich mich dazu entschlossen, dass meine Stute auch ein Fohlen bekommen sollte, damit ging es dann mit meiner Zucht los. Durch für mich glückliche Umstände, kam ich im Laufe der Jahre noch zu zwei weiteren reinrassigen Trakehnerstuten, wodurch sich meine Zucht langsam weiter aufbaute.

Was ist das für ein Gefühl, wenn ein Fohlen geboren wird?
Das Gefühl ist unbeschreiblich, ich finde kaum Worte dafür. Es sind erst 11 Monate voller Spannungen, die ihren Höhepunkt bei der Geburt erreichen. Man hat Angst und ist voller Anspannung, ob es dem Fohlen gut geht und die Mutter alles übersteht. Doch wenn das Fohlen dann gesund auf die Welt gekommen ist, ist man überglücklich und es kommen einem die Tränen. Die Geburt eines Fohlens ist immer wieder ein besonderes Erlebnis für mich.


Nach welchen Kriterien suchen Sie einen Hengst aus?
Für mich ist das wichtigste Kriterium der Charakter des Hengstes, er sollte ruhig und umgänglich sein. Die Optik ist für mich nur zweitrangig. Er muss einem zwar gefallen, soll aber auch zu der Stute passen. Das Zuchtziel eines jeden Züchters ist immer der Wunsch, die Erbanlagen der Elterntiere zu verbessern, deshalb ist es wichtig, einen Hengst auszuwählen, der die Defizite der Stute ausgleichen kann.


Welches Pferd ist das erfolgreichste aus Ihrer Zucht?
Es ist schwer zu sagen, denn Erfolg bedeutet für mich nicht nur Erfolg auf Turnieren, sondern dem Besitzer Freude zu bereiten. Ich habe viele meiner Pferde an Freizeitreiter verkauft, die gar nicht auf Turniere gehen, aber trotzdem überglücklich mit dem Pferd sind. Eine meiner Stuten wurde von einem älteren Herrn für seine Enkelin als Freizeitpferd gekauft, als das Mädchen dann in die Ausbildung ging, haben sie das Pferd einem Kutschenfahrer zur Verfügung gestellt. Dieser ist mit der Stute dann erfolgreich vierspännig auf Fahrturnieren gefahren. Eigentlich war sie kein Fahrpferd, doch der Mann war so begeistert von der Stute und meinte, dass sie das perfekte Kutschpferd sei.


Würden Sie alle Pferde, die bei Ihnen geboren sind, noch wiedererkennen?
Ja. Ich habe zu jedem Pferd, von Fohlen an, eine Beziehung aufgebaut und alle meine Pferde ganz bewusst verkauft. Schwierig wird es, wenn die Pferde noch mal weiterverkauft werden. Aber zu den meisten Erstkäufern besteht noch Kontakt und ich bekomme regelmäßig Bilder zugeschickt.


Wie sieht Ihre weitere Zucht-Planung aus?
In diesem Jahr habe ich zwei Stuten mit Hengsten angepaart und bin schon ganz gespannt auf die Fohlen, die im Frühjahr 2021 geboren werden. Ich habe zwei interessante Anpaarungen gewählt, einmal in Richtung Vielseitigkeit und einmal in Richtung Dressur.

Herzlichen Dank für das Interview und alles Gute für Ihre Zucht.

 
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