Walwarnung im Ultraschallbereich

Tonya und Jenny 9b Gymn. Altenholz 15. November 2020
Warngerät PAL © Zur Verfügung gestellt von Boris Culik Schweinswal in gefährlicher Nähe zum Stellnetz! © Zur Verfügung gestellt von Boris Culik Boris Culik, der Unternehmensinhaber der Firma F3 (Forschung/Fakten/Fantasie), Entwickler des PAL © Zur Verfügung gestellt von Boris Culik

Ein dunkler Schatten unter der Wasseroberfläche, ein elegantes Auftauchen, die charakteristische, schwarze Finne. Ein Schweinswal! Der Anblick der einzigen heimischen Walart in der Ostsee lässt alle Menschen auf der Brücke am Falckensteiner Strand innehalten. Manche zücken ihre Handys, andere sind einfach fasziniert. Aber wie lange werden wir diese faszinierenden Tiere noch zu Gesicht bekommen?

Bedrohungen ohne Ende...

Die Bestände in der westlichen Ostsee sind bedroht und das Durchschnittsalter der Schweinswale sinkt. Deshalb könnten wir in Zukunft kaum noch heimische Schweinswale an unseren Stränden sichten. Aber warum?
Es gibt verschiedene Ursachen, warum die Sterblichkeit steigt. „Es gibt natürlich natürliche Ursachen", sagt Boris Culik, Unternehmensinhaber der Firma F3 (Forschung/Fakten/Fantasie), der Entwickler eines Gerätes, welches die Schweinswale vor gefährlichen Stellnetzen warnt (PAL). Er deutet auch auf unnatürliche Faktoren hin. „Da ist dann der Mensch beteiligt oder die Veränderung der Umwelt zum Beispiel. Fischernetze, oder das Überfahren mit schnell fahrenden Booten." Es gibt aber auch noch viele andere Gefahren für die kleinen Wale, wie Umweltgifte, die Überfischung und Sprengungen im Meer.

Getarnte Gefahr:

Die Stellnetzfischerei ist eine der Hauptbedrohungen. Da die Schweinswale die grobmaschigen, dünnen und durchsichtigen Netze in der trüben Ostsee nicht mithilfe ihrer Echoortung „sehen" können, verfangen sie sich in diesen. Dann ersticken die Meeressäuger qualvoll, da sie nur eine durchschnittliche Tauchlänge von sechs Minuten haben und nicht an die Oberfläche kommen können, um zu atmen. Die verendeten Schweinswale in den Netzen der Fischer stellen auch eine Gefahr für diese dar. Die Größe und das Gewicht der Wale verhindert oft, dass sie mit den Netzen eingeholt werden können. Also schütteln die meisten Fischer die Netze, sodass sich die Schweinswalkadaver aus den Netzen lösen. Vielleicht war auch der tote Schweinswal, den meine Familie vor fünf Jahren am Stand entdeckt hatte, ein solch qualvoll verendetes Tier. Der Anblick eines toten Schweinswals beim Strandspaziergang würde uns alle berühren, nicht nur da die meisten Gefahren von uns ausgehen, den Menschen.
In vielen Ländern wird Forschung zu dem Thema der Beifangverringerung betrieben, aber erst in Heikendorf bei Kiel wurde ein wirklich nachhaltig funktionierendes Gerät entwickelt.

Rückschläge bei Rettung der kleinen Wale: 

In manchen Ländern werden die Schweinswale nun von sogenannten „Pingern" von den Stellnetzen vertrieben. Dieses relativ billige Gerät stößt Geräusche aus, die die Schweinswale vertreiben sollen. Das tut dieses Gerät im wahrsten Sinne des Wortes: Durch das störende Geräusch werden die Schweinswale langfristig aus ihren Lebens- und Fanggründen vertrieben. Also eignen sich die „Pinger" nicht, um den Schweinswalbestand in der westlichen Ostsee wieder zu stabilisieren. Dennoch wird das Gerät in manchen Ländern eingesetzt wie z.B. in Schweden.

„Mit dem PAL für den Wal":

PAL (Porpoise Alert) hingegen ist ein ausgeklügeltes Gerät die Schweinswale zu warnen, aber nicht zu vertreiben. Boris Culik erklärt, „dass wir hier mit dem Gerät ein Warnsignal erzeugen, das Schweinswale selber benutzen, um sich gegenseitig zu warnen" (s. Bild). Dadurch wird die Echoortungsaktivität der Schweinswale aktiviert und sie können dem Netz rechtzeitig ausweichen.
Wir stellen uns oft vor, dass im Meer alles still und leise ist, aber bei den Schweinswalen und auch vielen andere Tieren ist das nicht so. Für das PAL haben sich Boris Culik und sein Team also die Kommunikationssignale (Klicksignale bei 133 Kiloherz) der Schweinswale aus einem Aquarium in Dänemark abgeschaut, und in die Geräte einprogrammiert.
Zuerst wurde PAL im Aquarium getestet, dann im Freiland und „zum Schluss haben wir zusammen mit den Fischern das Gerät eingesetzt, um zu sehen, ob die Netze in denen sich das Gerät befindet, wesentlich weniger Beifang erzielen, als die Netze in denen das Gerät nicht ist und tatsächlich beträgt die Verringerung 80%." Aber heißt dieses erfreuliche Ergebnis, dass sich die Schweinswalbestände wieder erholen werden?

Rettung durch PAL?

Um PAL zu testen, haben sich drei Fischer aus Schleswig-Holstein und Dänemark zwischen 2014 und 2016 bereit erklärt, hier, in der Kieler Förde, vor Øresund und Fehmarn die PAL auszuprobieren. Die Fischer und Forscher konnten belegen, dass PAL eine Lösung zum nachhaltigen Schweinswalschutz ist. Aber was hat die meist skeptischen Fischer überzeugt, die PAL einzusetzen? An der Flensburger Hochschule haben Studentinnen daraufhin eine Akzeptanzstudie gemacht „...und festgestellt, dass das letztlich am Verbraucher liegt, der muss ja eigentlich nachfragen beim Fischer, wenn er den Fisch kauft im Hafen, ob der Fischer Beifang freundlich fängt", erläutert Boris Culik.
Somit können wir uns alle, durch das vergewissernde Nachfragen bei unseren Fischern für den Schweinswalschutz einsetzen und diese faszinierende Art schützen.

Wir haben also ihre Sprache und ihre Kommunkationssignale abgeschaut.

Nur mit Walwarnung fischen!

Der damalige Umweltminister von Schleswig-Holstein Robert Habeck hat die Fischer ab 2017 eine freiwillige Vereinbarung unterschreiben lassen, die sich u.a. auf den Schutz von Schweinswalen bezieht. Boris Culik erklärt die Beweggründe der Fischer in Schleswig-Holstein: „Und da haben sich ganz viele Fischer beteiligt, denn hätten sie das nicht gemacht, hätte es also Schutzgebiete gegeben, in denen sie gar nicht mehr hätten fischen dürfen. Und im Rahmen dieser Freiwilligen-Vereinbarung haben sie sich auch verpflichtet, sobald es ein Warngerät gibt, was die Schweinswale warnt, dieses auch einzusetzen."
Die Fischer mussten PAL nicht einmal bezahlen, da sie vom Ostsee Info-Center Eckernförde gestellt wurden und auch die Wartungen der PAL übernommen wurde: „Das sind 200 Fischer, die daran beteiligt sind",berichtet Boris Culik.

Hoffnungsschimmer am Horizont

Und jeder, der auf der Brücke am Falckensteiner Strand steht, wünscht sich, die Schweinswale würden nie am Horizont verschwinden, denn ihr magischer Anblick ist selten und wird selten bleiben. So erfolgreich der Schutz von PAL auch ist, gibt es noch viele andere Gefahren für die Schweinswale in der Ostsee.
Als die Schweinswale dann am Horizont verschwanden, blitzte ein Hoffnungsschimmer auf und ich wünsche mir, dass die Schweinswalsichtungen nun dank PAL in Zukunft häufiger vorkommen könnten.

 
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