Wie das Internet Meinungen manipuliert

Lisa Rosenbaum, 12e, RBZ am Königsweg 17. November 2020
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Über das Internet kommunizieren wir mit unseren Mitmenschen, liken und kommentieren, teilen unsere Meinungen mit den anderen Menschen, lesen Nachrichten und erzeugen Inhalte.
Aber ist unsere Meinung auch wirklich unsere persönliche Meinung oder werden wir über Social Media manipuliert?
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass das Internet und hier im speziellen Social Media, einen vollständigen Kulturwechsel herbeigeführt hat, der mit der Erfindung des Buchdruckes und der Erfindung von Radio und Bewegtbildern vergleichbar ist.
Es gibt einen signifikanten Unterschied zu Buchdruck und Radio. Während es bei Buchdruck und Radio bzw. später Fernsehen eine eher überschaubare Anzahl von Produzenten der Inhalte gibt, der einer großen Masse von Konsumenten gegenüberstand, haben sich die Paradigmen spätestens ab 2007 mit der Markteinführung des iPhones völlig verschoben. Jeder Mensch kann jetzt gleichzeitig schnell und einfach Sender und Empfänger von Informationen sein.
Die Plattformen, auf denen Senden und Empfangen stattfindet, werden Social Media genannt, und Facebook, Instagram oder Twitter sind nur der bekannte Teil dieser Plattformen. Es gibt davon hunderte.
Social Media Plattformen arbeiten mit Algorithmen, deren Ziel und Aufgabe es ist, Nutzer so lange wie möglich auf der Plattform zu halten. Die Algorithmen berechnen also, welche Inhalte mir gefallen könnten und zeigen mir diese an.
Ziel des Algorithmus ist also keinesfalls, mir Inhalte anzuzeigen, die mich objektiv informieren.
Schaue ich also vermehrt Bilder von einem bestimmten Anbieter oder klicke ich auf „Gefällt-mir", werden mit Werbung und weitere Angebote dieses oder ähnlicher Anbieter angezeigt. Auf diese Weise entsteht um mich herum eine Informationsblase, in der ich nur Informationen angezeigt bekomme, von denen der Algorithmus glaubt, dass ich sie glaube.
Auch können Algorithmen ausgenutzt werden, wie man 2018 bei dem Facebook-Skandal um Cambridge Analytica sehen konnte.
Cambridge Analytica soll 2016 für das Trump-Wahlkampfteam Facebook Profildaten abgerufen und ausgewertet haben, ohne dafür die Zustimmung der Nutzer zu haben. Trump soll die Firma bezahlt haben, um mit Facebook-Anzeigen Anhänger zu mobilisieren und die Wählerschaft von Hillary Clinton abzuschrecken.
Cambridge Analytica soll Profile mit Daten wie bspw. IQ und sexueller Orientierung von Millionen von Facebook Nutzern angelegt haben, um damit Umsatz zu machen.
Ob der Mensch per se einen freien Willen hat, darf gerne philosophisch diskutiert werden.
Dass wir schon immer manipuliert wurden, dürfte außer Frage stehen.
Wir glauben also, dass wir einen freien Willen haben. Wir werden aber vermehrt manipuliert, weil wir nur die Informationen bekommen, die wir sowieso schon glauben. Und wenig reflektierende Menschen, also die, die bereits am meisten beeinflusst wurden, werfen Aufklärern Manipulation vor.
Vermehrt gilt also: „Informationen ist alles was meine Meinung bestätigt, alles andere ist Propaganda."
Wohin das führen kann, haben wir in Deutschland schon in der Nazizeit erfahren müssen, in der das Recht auf freie Meinung mit Füßen zertreten wurde. Zwar ohne Social Media, aber vermehrt über Printmedien und Radio, wurden die weite Mehrzahl der Deutschen indoktriniert.
Social Media „rettet" uns ein wenig, da eine zentral gesteuerte „Volksmeinung" schwerer umsetzbar ist, denn es kann sehr viele Sender und Empfänger geben, aber es ist meiner Meinung nach nicht unmöglich, gezielt große Menschenmassen zu manipulieren. Der Wahlkampf in den USA, der gerade in seine Endphase geht, lässt uns erahnen, wie das geht.
In unserem Grundgesetz ist die Meinungsfreiheit ein hohes Gut, das unbedingt geschützt werden muss. Die Verbreitungen "alternativer Fakten" ist allerdings keine schützenswerte Äußerung einer freien Meinung, sondern schlicht eine Lüge. Und diese Lügen müssen verhindert werden.
„Alternative Fakten" ist eine Formulierung einer Beraterin Donald Trumps. Sie benutzte diesen Ausdruck, um falsche Aussagen zu rechtfertigen. Zwar kann man alternative Fakten ansatzweise von Fake-News abgrenzen, da der Autor wirklich an das glaubt, was er sagt und nicht vorsätzlich lügt, trotzdem läuft das Ganze auf das Gleiche hinaus.
Es dürfte eine der größten Aufgabe meiner Generation sein, Fakten zu vermitteln, glaubwürdige Quellen zu schaffen, die Wahrheit zu sagen oder zumindest die Fähigkeit zu entwickeln, für uns selbst den Unterscheid zwischen Wahrheit und Meinung zu kennen und einen sensiblen Blick darauf zu haben.

 
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