Zwischen Spaß und Bürokratie

Sophie Eck 9b Gymnasium Altenholz 12. November 2020 2 Kommentar(e)
Linus (14) zeigt sein Können mit seinem Dirt-Bike © Linus Schaper Auf dem Grünstreifen am Rande der Allee befindet sich der Bike-Park (schraffierter Bereich) © Amt Dänischenhagen

Dänischenhagen. Es sind die letzten schönen Herbsttage und während viele ihre Zeit drinnen verbringen, ist auf dem sogenannten "Bike-Park" in Dänischenhagen noch viel los. Um die 15 Kinder und Jugendliche aller Altersklassen sowie ein paar Erwachsene tummeln sich heute hier und haben einfach Spaß. Mit ihren sogenannten "Dirt-Bikes" springen sie in spektakulären Sprüngen über Rampen und rasen durch die engen Kurven des Parks. Auf die Frage, wieso sie hier herkommen, ist die Antwort einstimmig: Es macht einfach einen riesigen Spaß nach der Schule, einfach mal rauszukommen. "Ich liebe es einfach, jeden Tag meine Tricks zu üben, und wenn ich sie kann, ist es einfach ein geiles Gefühl!", findet der 12 jährige Max. Außerdem: "Sportarten wie Handball oder Fußball sieht man vielleicht oft im Fernsehen und sowas wie Mountain-Bike oder Dirt-Bike sieht man halt nicht so oft und wenn man hier mal vorbeikommt und spazieren geht und man das sieht, findet man das vielleicht cool und ist beeindruckt und dann möchte man das auch mal probieren", meint Linus (14). Er und viele weitere Jugendliche verbringen fast ihre gesamte Freizeit auf dieser Bike-Strecke. Hier in Dänischenhagen hat sich das sogenannte "Dirt-Biking" zur neuen Trendsportart entwickelt.

Wie alles begann...

Aber wie hat das Ganze eigentlich angefangen? Fritz Remus, einer der Begründer, meint dazu, dass das Ganze Anfang bis Mitte der Corona-Zeit angefangen habe, dort sei es jedoch noch nicht allzu groß gewesen, bis er sich der Sache angenommen und ein, zwei größere Sprünge gebaut habe. Dann seien immer mehr Leute dazu gekommen und nach den Sommerferien sei der Park entstanden, den man jetzt sehen kann. Aus den anfänglichen 10 Erbauern sind fast 60 Bike-Begeisterte geworden. Auch der MTV-Vorsitzende Marc Tietjen unterstützt das Projekt mit Begeisterung, er sagt dazu: "Erst sollte es eigentlich ganz klein sein und auf einmal wurde es mega groß, auf einmal kamen Kinder im Alter von 4 bis 15 Jahren und alle haben sich untereinander super gut verständigt und das ist das Tolle am Bike-Park."

Der Schock: Alles umsonst?

Doch kurz nachdem der Park im August von den Jugendlichen fertiggestellt wurde, kommt der Schock: Die Gemeinde untersagt es den Jugendlichen, den Park weiter zu nutzen, und droht sogar damit, ihn ganz zu schließen. Die Kinder sind geschockt, doch schnell ist eine große Unterschriftensammlung initiiert und die Antwort der Dänischenhagener ist eindeutig: Über 900 Unterschriften werden innerhalb weniger Tage gegen die Schließung des Bike-Parks gesammelt. Bei der Übergabe dieser an das Amt ist unter anderem der Bürgermeister Horst Mattig anwesend, er sagt über das Treffen: "Bei der Unterschriftenübergabe waren ja sehr viele Jugendliche, einige Erwachsene dabei gewesen. Da haben wir sehr offen darüber gesprochen, über die Probleme und über Lösungsmöglichkeiten." Doch eine Lösung gibt es immer noch nicht!

Jeder hilt jedem!

Währenddessen ist auf dem Bike-Park Hochbetrieb. Das Motto: Jeder hilft jedem! Egal ob ein Rad locker ist oder ein neuer Trick gelernt werden soll, immer ist jemand zur Stelle, der hilft. Und auch wenn die Kleinsten, mit 5 oder 6 Jahren, mal einen kleinen Sprung wagen wollen, ist für sie sofort Platz und sie können in Ruhe üben. "Ich finde es einfach cooler hier draußen, Sport zu machen, als drinnen zu sitzen und Videospiele zu spielen!" findet Moritz (11), denn gerade das finden auch die Eltern am besten, die Alternative zu den Handys und Playstations.

Verschiedene Lösungsvorschläge, aber keiner bringt Erlösung

Gibt es denn wirkliche Alternativen? Bürgermeister Mattig meint, dass die Gemeinde solche Aktivitäten gerne stärker in den Fokus nehmen möchte, solange man "vorher, bevor etwas umgestetzt wird, gemeinsam ins Gespräch kommt und gemeinsam nach Lösungen sucht." Aber wenn die Gemeinde so etwas gerne fördert, wo ist dann das Problem? Der Bürgermeister hat einen durchaus nachvollziehbaren Grund, denn es ist so, dass "der Bike-Park auf einer offiziell ausgewiesenen, naturnahen Grünfläche liegt und dass es von daher schwierig ist, (...) das irgendwie offiziell zu machen." Lösungsvorschläge gibt es, zum Beispiel von Seiten des MTV's: "Der MTV-Dänischenhagen würde den Kindern ja eine Heimat geben hinter dem Tennis-Platz, aber tatsächlich halten wir selbst genau diesen Platz für den besten Platz. Lärmbelästigung gleich null, es wird niemand gestört, null." Doch das Umschreiben des Grünstreifens in eine Fläche, die man für den Bike-Park nutzen könnte, wäre laut Bürgermeister Mattig sehr aufwändig, da das Amt dies  nur mit Zustimmung der Bauaufsicht des Kreises und der Naturschutzbehörde machen dürfe und es würde wieder Zeit kosten, die es laut Fritz Remus nicht gebe: "Wir brauchen das schnell, wir können jetzt hier nicht so inoffiziell weitermachen, weil wir würden natürlich auch gerne größere Sprünge bauen."

Ein Blick in die Zukunft

Eine für die Einwohner offene Sitzung der zuständigen Gemeindegremien hätte am 5.11. in der Turnhalle in Dänischenhagen stattfinden sollen, aber wegen der aktuellen Situation mit der Corona-Krise ist dies leider nicht möglich! Das bedeutet, dass eine Lösung, mit der alle Parteien einverstanden wären, in weite Ferne rückt.

Dies ist ein gutes Beispiel dafür, das Spaß und Bürokratie leider nur in den seltensten Fällen miteinander vereinbar sind und trotzdem hoffen viele, dass in nicht allzu ferner Zukunft noch eine Lösung gefunden wird.

 

 
2 Kommentar(e)
  1. janna
    19. November 2020

    meiner Meinung nach ein super Artikel Liebe Grüße
  2. rosa
    19. November 2020

    wirklich sehr interessant geschrieben gefällt mir super gut

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