Austausch in zwei verschiedenen Zeiten

Malin Schlieske, Jolina Heine (Gym Ahz, 9a) 17. November 2021 1 Kommentar(e)
Ein Ausflug nach Lübeck mit Maïssane © Privat Originelles Mitbringsel aus Frankreich © Privat

Trotz Corona - Das Interesse an einem deutsch-französischen Schüleraustausch besteht nach wie vor

Maïssane Seïté (16) hat es gewagt, trotz Corona und fühlt sich bei ihrer Gastfamilie ,,super wohl''. Die 16-Jährige aus Rennes, welches in der Bretagne liegt, hat im November 2021 an einem deutsch-französischen Schüleraustausch teilgenommen. Dies ist in der heutigen Zeit sicherlich eine besondere Herausforderung. Die 17-jährige deutsche Schülerin Lisann Heine hat ebenfalls an einem Schüleraustausch teilgenommen, der jedoch 2019 vor der Pandemie stattgefunden hat.

Was es heutzutage alles zu bedenken gibt, weiß die Französischlehrerin Julia Ellendt an dem Gymnasium Altenholz zu berichten. Häufig sei es so, dass sich im Vergleich zu den Französinnen und Franzosen mehr deutsche Jugendliche bei einem Schüleraustausch anmelden. In den deutschen Schulen seien es überwiegend weibliche und in den französischen Schulen überwiegend männliche Schüler, die sich zu einem Austausch anmelden, erzählt Julia Ellendt. Die Schülerinnen und Schüler schreiben jedes Jahr abwechselnd einen Steckbrief über sich, wobei die Austauschpartnerinnen und -partner der jeweils anderen Schule sich eine entsprechende Person aussuchen. Dabei zeigen manche Familien durch die Pandemie mehr Interesse, ein geimpftes Kind aufzunehmen, jedoch gäbe es keinen "rechtlichen Anspruch", darauf, da es weder in Deutschland noch in Frankreich eine Impfpflicht gibt. Durch das Homeoffice im Lockdown hat die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler Konferenzen über Plattformen, wie zum Beispiel Zoom oder Skype, gehabt. Dies ist eine neue Art der Kommunikation, die landesübergreifend von immer mehr Personen genutzt wird und in diesem Falle auch zum Kennenlernen unter den Austauschpartnerinnen und -partnern dient.
Im Gespräch erwähnte Frau Ellendt: „Das Interesse an einem Austausch trotz Corona ist gleich stark geblieben und sogar ein bisschen gestiegen." Dies könnte vermuten lassen, dass viele Schülerinnen und Schüler durch die lange Lockdownzeit und die Reiseeinschränkungen jetzt wieder vermehrt Lust auf Reisen und Abenteuer haben. Bei der Planung des Austauschs gab es jedoch auch Schwierigkeiten, teilte uns Ellendt mit. „Es ist immer wieder schwierig, eine Partnerschule zu finden und zwei geplante Austausche wurden wegen vieler Umstände und der Coronasituation in Frankreich erneut abgesagt." Durch Corona hat sich auch viel in den jeweiligen Schulen verändert. In Frankreich wird verlangt, eine Maske zu tragen, wenn man sich auf dem Schulgelände befindet. Jedoch ist es nicht verpflichtend, einen negativen Test vorweisen zu können. Das Interessante ist, dass bei den französischen Schülerinnen und Schülern die COVID-19 Impfung nicht das Gesprächsthema Nummer eins ist, so wie am Gymnasium Altenholz, berichtete Maïssane. In bestimmten Gebieten Deutschlands wird die Maskenpflicht immer weiter gelockert, so dass auf dem Schulhof und auf dem eigenen Sitzplatz im Klassenraum keine Maske mehr verpflichtend ist. Der Nachweis eines negativen Tests wird für die ungeimpften Schülerinnen und Schüler zweimal pro Woche verlangt. Um Komplikationen beim Reisen mit dem Zug, bei Grenzübertritten, an der fremden Schule und bei Ausflügen, wie zum Beispiel einem Museumsbesuch, zu vermeiden, hat sich Maïssane impfen lassen. Die 15-stündige Bahnfahrt musste auch ununterbrochen mit Maske absolviert werden: „Das war anstrengend, aber ich bin daran gewöhnt, da ich in der Schule auch den ganzen Tag eine Maske trage", betonte Maïssane. Allerdings haben sich bestimmte Rituale durch den Coronaeinfluss verändert. Ein Beispiel dafür sind die traditionellen Begrüßungsküsschen, „la bise", die durch die Abstandsregeln bei vielen Französinnen und Franzosen nicht mehr gängig sind. In dem gemeinsamen Gespräch mit ihr kam ebenfalls zur Geltung, dass der Einfluss von Corona auf Alltagssituationen, wie z.B. Vereinstreffen, gemeinsame Aktionen mit Freunden, das Nutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln und das Leben in einem Internat- in Frankreich ziemlich ähnlich wie in Deutschland ist.

Die Schülerin Lisann Heine hat 2019 am deutsch-französischen Schüleraustausch teilgenommen, bei dem Corona noch keine Rolle gespielt hat. Ohne Bedenken vor einer Coronainfektion reiste Lisann vor zwei Jahren mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern für eine Woche nach Paris. „Ich bin mit dem Zug und der Metro gefahren, ohne Angst zu haben, mich anderweitig anzustecken. Heute würde ich mich dabei unwohl fühlen und eher versuchen, die Metro erst gar nicht zu benutzen. Auch Museumsbesuche würde ich momentan nicht so gerne unternehmen mögen!", meinte die 17-Jährige. Sie traf sich dort auch in geschlossenen Räumen mit Freundinnen und Freunden aus Deutschland, oftmals in größeren Gruppen, welches heutzutage für viele immer noch unvorstellbar scheint. Diese Unbeschwertheit wünschen sich viele zurück. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Coronalage im nächsten Jahr etwas entspannen wird, um den so wichtigen Kulturaustausch zwischen Deutschland und Frankreich in alter Form weiter stattfinden lassen zu können.

 

 

 

 
1 Kommentar(e)
  1. Maya
    26. November 2021

    Super Artikel mit einem sehr interessanten Thema! Würde ich gerne mehr drüber in der Zeitung lesen!

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