Auswandern nach Paraguay - Traum oder Alptraum?

Joso Jochimsen, 9d, Jungmannschule Eckernförde 17. November 2021

"Mama, wir wollen wieder zu Oma und Opa!" Der 8-jährige Joso und sein 10-jähriger Bruder Janne Bo haben gerade ihren Vater verloren. Sie und ihre Mutter trifft es schwer und für alle fühlt es sich so an, als wären sie vom Glück verlassen worden. "Der Tod meines Mannes belastet uns alle unendlich, er fehlt uns.", meint auch die Mutter.  Diese dunkle Erinnerung geht ihnen nicht mehr aus dem Kopf, ein guter Grund für sie zurückzukehren. Also standen sie im November 2015 am Flughafen in Acuncíon, der Hauptstadt von Paraguay.
Nach 11 Stunden Flug verließen sie das Flugzeug, um in ein neues Leben zu starten, die an fast 40°C gewöhnten Kinder verspürten eine enorme Kälte, die ihnen im bereits spät-herbstlichen Deutschland entgegen schlug.

Paraguay, ein kleines Land, mitten in Südamerika, unberührte Natur, niedrige Lebenshaltungskosten, warmes Klima und geringe Steuerlast: Das ist ein begehrtes Auswanderungsziel für Europäer.
6½ Jahre lebte der junge Joso dort, nämlich von 2008 bis Ende 2015.
Die ersten 5 Jahre beschreibt die damals noch vierköpfige Familie (Vater Jörg, Mutter Regina, Söhne Janne Bo und Josi) als unbeschwert, aber dann begann sich das Blatt zu wenden. Das heiße Klima wie auch die ungewohnte Mentalität der Einheimischen sowie die erhöhte Kriminalitätsrate und ein korruptes Rechtssystem ließen die Familie beginnen, zu zweifeln, ob Paraguay für sie das richtige Land zum Leben sei.
Beginnend mit diesen Zweifeln, nahm das Schicksal der Auswandererfamilie einen dramatischen Lauf. "Mein Mann fühlte sich eines Tages plötzlich krank. Anfangs dachten wir, es sei eine einfache Magen-Darm-Verstimmung. Nach einigen Wochen, stellte sich jedoch nach einigen Untersuchungen die Diagnose unheilbarer Krebs im Endstadium heraus. Jörgs Zustand verschlechterte sich so rapide, dass nur noch eine Sterbebegleitung vor Ort möglich war." Er starb am 17. Dezember 2014, 5 Tage vor seinem 43. Geburtstag in den Armen seiner Söhne und seiner Frau.

Für Joso, seine Mutter und seinen Bruder war es nun an der Zeit nach Hause zurück nach Deutschland zu kehren. Sie zogen zurück nach Schleswig-Holstein, in ihre alte, aber inzwischen unvertraute Heimat. Denn anfangs war es eine große Umgewöhnung für die Drei, beim ersten Einkauf wurden sie von der riesigen Auswahl in den Geschäften überwältigt.
Man erkennt dabei sofoert den maßlos den Unterschied zwischen europäischen Ländern und Entwicklungsländern. Die Paraguayische Währung ist Guaraní. Ein paraguayischer Guaraní sind 0,00012€, ein enormer Unterschied.
Eine andere deutliche Veränderung der Lebenssituation ist die Infrastruktur, riesige und lange Straßen, die einwandfrei geteert sind, mehrspurig und sehr stark befahren. "Ja Kinder, unglaublich!In Paraguay fahren sie zu siebt auf einem Motorrad.", staunte die Mutter. "Und es gibt keine Hubbel und Löcher in den grauen Straßen.", bemerkten die Jungs. "So sehen eben richtige Straßen aus, Jungs, außerdem werdet ihr euch auch schnell daran gewöhnen."
Letzendlich steht fest, dass sich ihr Leben durch die Rückkehr nach Deutschland stark verändert und verbessert hat.
Der Traum des Auswanderns war für sie nicht erfolgreich wie für viele andere auch nicht, was folgende Zahlen untermauern: Von 2010 bis 2019 wanderten 3963 Deutsche nach Paraguay aus, davon leben heute 3716 wieder in Deutschland.

 
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