„Bisher haben wir alle wieder herstellen können“

Holstein Kiel steht im Moment, auch wegen dem Trainerwechsel oft im Mittelpunkt. Doch dabei rückt die Arbeit wichtiger Personen bei Holstein Kiel in den Hintergrund. Wie auch die Arbeit von Tim Höper, der dort als Physiotherapeut arbeitet.

Was macht man als Physiotherapeut bei Holstein Kiel?
In erster Linie sind wir für die Versorgung der Lizenzmannschaft zuständig (die Mannschaft, die der Zeit in der 2. Bundesliga spielt). Wir sind insgesamt mit Springern elf Kollegen, fünf davon bemühen sich derzeit um die Lizenzmannschaft und die übrigen sechs um das Nachwuchsleistungszentrum. Wir führen Behandlungen unterschiedlicher Natur durch. Diese gehen von direkter Schmerz- und Akutbehandlung bei Verletzungen auf dem Platz über regenerative Behandlungen und entlastenden Maßnahmen bei Verletzungen, die sich über einen längeren Zeitraum ziehen. Diese langfristigen Maßnahmen werden mit den Assistenz- und Athletiktrainern abgestimmt.

Wie sind Sie zu Holstein Kiel gekommen?
Das war in meinen Fall so, dass der damalige Sportdirektor Andreas Bornemann auf uns als MARE AKTIV Reha-Zentrum zugekommen ist. Und hat dort zwei verletzte Spieler vorgehalten, die beide im Bereich der Beine verletzt waren. Ein Kreuzbandriss und ein sogenanntes Kompartmentsyndrom. Er hat uns damals gebeten, diese Spieler zu betreuen, weil es davor eine gewisse Unzufriedenheit mit dem Leistungsanbieter gab. Im Zuge dieser Arbeit und der Anerkennung der Arbeit des Reha Zentrum hat man mich dann irgendwann auch gebeten, die Leitung der Physiotherapie zu besetzen.

Wen behandeln Sie?
Ich bin in der Physiotherapie beziehungsweise der Osteopathie tätig und behandle wie oben genannt Spieler aus der Lizenzmannschaft, aber auch einzelne Spieler aus den U Mannschaften. Wen es mal Kollegen gibt, die noch eine Frage haben z.B. zu ergänzenden Behandlungen oder wo sie vielleicht auch nicht weiterkommen, fragen sie mich gerne mal, ob wir uns das noch mal zusammen anschauen können.

Behandeln Sie auch Spieler aus anderen Vereinen?
Das ist tatsächlich so, aber nicht auf dem Vereinsgelände, sondern im Reha Zentrum, da haben wir unter anderem auch die Verantwortung über die Spieler des THW Kiels, die zweimal jährlich zur Leistungsdiagnostik kommen. Oder aber bei schweren Verletzungen bei uns auch ihre Reha-Procedere durchlaufen. Wir haben aber auch viele andere Sportler bei uns z.B. aus dem Fechten, dem Segeln, dem Beachvolleyball, Eishockey und Basketball, wir sind da relativ breit aufgestellt.

Hat eine Physiotherapeut Einfluss, wann ein Spieler das Training wieder aufnehmen darf?
Tatsächlich kommt der Trainer auf uns als Physiotherapeut zu und fragt, ob ein Spieler wieder spielen darf. Wir beraten uns dann mit dem Arzt sowie mit dem Reha Trainer. Wir diskutieren dann, ob wir den Spieler wieder spielen lassen oder ob wir eher noch einen Riegel vorschieben, um den Spieler vor weiteren Verletzungen zu schützen. Am Ende können wir aber nur eine Empfehlung abgeben und der Arzt muss dann entscheiden.

Fahren Sie mit auf Auswärtsspiele?

Also grundsätzlich ist es so, dass die Physiotherapeuten, die im Anstellungsverhältnis bei Holstein Kiel sind, sowohl Heim- als auch Auswärtsspiele zu begleiten haben. Es sind immer zwei Physiotherapeuten bei dem Spiel im Einsatz und ein Mannschaftsarzt. Die versorgen dann die Spieler auf und neben dem Platz. Das beginnt dann meistens schon mit der Behandlung im Hotel, denn wir sind meistens schon eine Nacht vorher dort. Wenn es um die Auswärtsspiele geht, behandeln wir dort die Spieler vor und nach dem Abendessen, bis teilweise abends um elf oder zwölf, dann geht´s morgens nochmal zum Training. Danach fahren wir anschließend ins gastgebende Stadion und nach dem Spiel geht es dann wieder Richtung Heimat.

Was ist die häufigste Verletzung, die von einem Physiotherapeuten behandelt wird?
In erster Linie sind die häufigsten Verletzungen sicherlich muskulärer Natur, das heißt Verhärtung, Zerrungen zum Teil kleinen Muskelfaserrisse, aber durchaus auch mal ein kleiner Cut. Das ist eine kleine Verletzung innerhalb der Oberfläche der Haut, die es dann zu versorgen gilt, entweder bei Spielern, die bei Kopfbällen mit dem Schädel zusammenstoßen oder wenn ein Spieler mal den Fußballschuh durch die Unterschenkel eines anderen zieht. Aber in erster Linie sind es muskuläre Beschwerden, die die Spieler haben. Diese werden entsprechend versorgt mit unterschiedlichen Anwendungen wie z.B. manualtherapeutische Behandlung, Lymphdrainage aber auch Akkupunktur oder Stoßwelle.

Konnten Sie auch schon mal nicht helfen?
Soweit ich mich erinnern kann, war das noch nicht der Fall. Wir haben immer alle Spieler, soweit es geht, wiederherstellen können. Das ist immer so ein bisschen abhängig von der Verletzung selbst, man muss wissen, dass eine Verletzung zum Beispiel des Kreuzbandes, welches im Fußball eine wirklich sehr schwere Verletzung ist. So etwas zieht eine Pause von sechs bis neun Monaten nach sich. In der Regel haben wir sie auch immer wieder auf den Platz gestellt bekommen. Von daher kann ich sagen, dass wir haben, eigentlich immer alle Lizenzspieler eine entsprechende Behandlung zuteilwerden lassen und die sind auch alle zurückgekommen. Von daher toi toi toi, dass es so bleibt und so weiter geht und wenn wir dann jetzt auch demnächst wieder mit dem Gewinnen anfangen, dann werde ich noch ein Stück weit glücklicher sein.