Wie ein kleiner Eisbär zum Kunstwerk wird

Lisa Tibbe, Marleen Stellmacher, 8b, KKS Kiel 17. November 2021 1 Kommentar(e)
Reporterinnen mit Peter Nagel © Stellmacher Der Kunststoffeisbär © Stellmacher

Die MiSch-Reporterinnen Lisa und Marleen treffen den Maler Peter Nagel und erfor-schen die Geschichte eines seiner Bilder.

Prima Idea. So heißt die neueröffnete Ausstellung von Peter Nagel in der Bürgergalerie des Kieler Finanzzentrums. Beim Eintreten leuchten uns sofort die grellen Farben der Bilder ins Auge. Während wir an den riesigen Großformaten vorbeigehen, fällt uns ein kleiner Plas-tikeisbär in einer Vitrine auf. Als wir ihn uns näher anschauen, entdecken wir hinter ihm das Foto eines Gemäldes mit vielen Eisbären auf Eisschollen. Dieses Bild macht uns auf der Stelle neugierig, da es gar nicht dem farbenfrohen Stil von Peter Nagel entspricht.

Dieses Bild weckt unser Interesse, als Reporterinnen Nachforschungen anzustellen. Und wir haben Glück: Peter Nagel lädt uns zu sich nach Hause ein. Er öffnet die Haustür, führt uns direkt in sein gemütliches Atelier und seine Frau Hanne bringt uns leckere Kekse und But-terkuchen. Dann erzählt uns Peter Nagel, wie er auf die Idee für das Bild gekommen ist. Er berichtet, dass seine Enkel den Plastikeisbären bei ihm liegen gelassen haben. Als er ihn fand, merkte er sofort, dass dieser einen besonderen Ausdruck hat. Sonst werden Eisbären meistens in einer spektakulären Position oder böse guckend abgebildet, während dieser eher "ein bisschen tumb und traurig" wirkte. Ohne lange nachzudenken, begann er den Eisbären seriell auf die Leinwand zu malen. Erst später kam ihm der Gedanke, mit diesem Bild auf die Erderwärmung aufmerksam zu machen. Das funktioniert so gut, dass eines seiner zwei Eis-bärenbilder im Bundesratsgebäude in Berlin hängt und täglich an das dringende Klimaprob-lem erinnert.

Peter Nagel sagt, seine Bilder sind "nicht zum Liebhaben" da, sondern sollen auf eine feine, indirekte Weise zum Nachdenken anregen. Alles, was er als Künstler erschafft, stammt aus seinem eigenen Leben. Und so hat er die geschlossene Eisfläche auf dem Bild, die er erst malen wollte, in viele kleinere Eisschollen umgewandelt, weil sie ihn an ein Kindheitserleb-nis erinnert haben. Außerdem fällt an den gemalten Eisschollen etwas Besonderes auf: Wenn man genau hinguckt, sieht man nicht nur einen schwarzen Eisbären, sondern auch den Um-riss von Schleswig-Holstein versteckt. „Das ist dann einfach künstlerische Freude, eine klei-ne Spielerei", sagt Peter Nagel. Zwischen einem Schluck Kaffee und einem Stück Kuchen erklärt er uns, dass er kein naturalistischer Künstler ist, der alles originalgetreu abbildet. Ihm ist zwar die Genauigkeit in der Darstellung sehr wichtig, aber als Realist ordnet er das Dar-gestellte neu an und bringt weitere Ideen und Farben ein.

Auf dem Weg zur Tür lässt Peter Nagel uns wissen, dass wir das etwas kleinere Eisbärenbild, obwohl es bereits verkauft ist, in seinem Atelier sehen können, weil er es für ein neues Kunstprojekt benötigt: „Ich bin noch nicht ganz durch mit dem Thema", verrät er uns. Er denkt nämlich darüber nach, das Eisbärenmotiv noch einmal als Tondo zu malen. Das bedeu-tet, er möchte den kleinen Eisbären auf eine große Leinwand mit rundem Format bringen. - Prima Idea!

 
1 Kommentar(e)
  1. Peter Nagel
    7. Dezember 2021

    Wer so lebendig über ein Kunstwerk schreiben kann wie Lisa und Marleen, erreicht damit ein breites Publikum, das sich vorher vielleicht nicht für Kunst interessiert hat. Die Bildende Kunst sollte sich nämlich an alle und nicht nur an die Experten richten. Auch das gehört zu einer demokratischen Gesellschaft. Und außerdem sollte ein Bild nicht nur schön und dekorativ sein, sondern - wie Lisa und Marleen es treffend beschreiben - es soll auch zum Nachdenken anregen. Kurz : Den Nagel auf den Kopf getroffen ! Es gratuliert herzlich Peter Nagel

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