Die Lykkeliga jetzt auch in Deutschland?

Rune Petersen 9d Gym Ahz 15. November 2021
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Eine Handballiga ganz für sich


Bad Salzuflen. Wenn man an einem Samstag morgen in die Halle Aspe in Bad Salzuflen kommt, ist vieles wie sonst in einer Handballhalle: Geräusche von Bällen, quietschende Schuhe, Anweisungen der Trainer und ein Gewirr von glücklichen Kinderstimmen. Doch irgendwie ist auch etwas anders in der Halle. Die Zuschauerplätze sind gefüllt mit Eltern, welche ihre Kinder mental unterstützen und anfeuern und es sind mehr Trainer und Betreuer in der Halle als üblich, da diese Spieler in der Halle deutlich intensiver betreut werden.
Wir sind heute beim Training der Super Kidz, einer Mannschaft, bestehend aus Kindern und Jugendlichen mit Handicaps. Von Entwicklungsverzögerungen bis körperliche Beeinträchtigungen. Bei den Super Kidz geht es hauptsächlich um die spielerische Beschäftigung mit dem Ball: Hütchen treffen, Prellen üben, von Reifen zu Reifen springen und kleine Lauf-und Mattenspiele. Anstatt Leistung steht hier der Spaß im Vordergrund.
Die ursprüngliche Idee stammt aus Dänemark. Dort gründete die ehemalige dänische HandballNationalspielerin Rikke Nielsen, selbst Mutter von einem Kind mit Down Syndrom, 2017 das erste dänische Handballteam für behinderte Kinder. In Dänemark gibt es schon 77 Mannschaften, welche Teil der eigens dafür gegründeten Lykkeliga, zu deutsch „Glücksliga", sind. Die Lykkeliga hat inzwischen einen sehr professionellen Stellenwert angenommen, das erkennt man daran, dass sogar schon eine Nationalmannschaft entstanden ist, welche von dem dänischen Nationaltrainer Nicolai Jacobsen höchst persönlich trainiert wird. Es werden auch schon regelmäßig Turniere und Veranstaltungen, sogenannte,,Happy Camps" organisiert. ,,Die Lykkeliga erschafft kleine Sterne in einem Sternhimmel positiver Gemeinschaften", so die Vision von Rikke Nielsen. Sie möchte, dass die Kinder nicht als entwicklungsbehindert, sondern als kleine Helden der Lykkeliga gesehen werden.
Als die 25-jährige Erzieherin und Handballerin Maria Ravn Jörgensen aus Bad Salzuflen durch die sozialen Medien von der Lykkeliga hörte, wusste sie, dass sie so etwas auch in Deutschland ins Leben rufen möchte. Als aktive Handballspielerin und Erzieherin brachte sie sowohl die Grundlagen als auch die Grundeinstellung hierfür mit. Schnell wurde der Kontakt nach Dänemark hergestellt, ein Konzept entwickelt, ihr Heimatverein mit ins Boot geholt und weitere helfende Hände gefunden. ,,Einen ersten Sponsor, welcher sich sehr interessiert und engagiert, haben die Super Kidz auch schon", berichtet Andreas Stolle der Manager des Teams. Interessierte Eltern und Kinder gab es viele, einige mussten aber erst davon überzeugt werden, das gerade Ballsport der richtige Weg ist. Die Skepsis der Eltern legte sich aber sehr schnell, als sie sahen, mit wie viel Spaß ihre Kinder bei der Sache sind. Viele Eltern haben berichtet, dass ihre Kinder motorische Fortschritte gemacht haben, aber vor allem an Selbstvertrauen gewinnen und neue Freundschaften schließen konnten, worüber die Eltern sehr froh sind. Man kann sehen, dass es in diesem Konzept nicht um Ergebnisse geht, sondern viel mehr um Toleranz, Spaß, Gemeinsamkeit und Glück. ,,Das Schöne ist, dass alle Kinder in dieser Stunde, wo wir trainieren, einfach diagnosefrei sind. Sie sind einfach ganz normale Kinder. Jeder ist anders außerhalb, aber hier in dieser einen Stunde sind sie nur Kinder. Kinder, die spielen und herumtoben wollen". Das berichtet Maria Ravn Jörgensen in einem Interview.
Ziel ist es auch, eine Glücksliga in Deutschland zu etablieren. Ich fände es sehr schön, wenn Kiel, die Handballhauptstadt Deutschlands, auch Heimat solch eines Super Kidz-Teams werden könnte.
Quietschende Schuhe, das Geräusch von prellenden Bällen, Gewirr von Stimmen und Anweisungen von Trainern hören wir oft hier in Kiel, aber der Unterschied ist, dies hier sind Glückskinder.

 
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