Alexander Bommes (45) ist Fernsehmoderator von der ARD. Er ist Quizmaster in der beliebten Vorabendshow „Gefragt-Gejagt" und ist regelmäßig in der „Spotschau" zu sehen. Außerdem sah man Bommes 5 Jahre lang (2014-2019) in der Freitagabendtalkshow „Tietjen und Bommes". Im Jahre 2014 empfing er vor 500.000 Menschen, die Fußballnationalmannschaft am Brandenburger Tor. Der ehemalige Altenholzer und Handballer moderierte 2012 die Olympiasommerspiele in London und die Sommerspiele 2016 in Rio. Auch bei den verspäteten Spielen in Tokio, moderierte Alexander Bommes.
Wer war denn in Ihrer Kindheit Ihr Handballidol? Sie haben ja selbst sehr lange gespielt?
Das war ein Spieler vom THW Kiel, das müsste in den 80ern gewesen sein, da war der THW Kiel schon mein Lieblingsverein. Ich habe mich früher immer gefreut, wenn meine Eltern mich mit in die Ostseehalle genommen haben. Es gab einen Mittelmann und Regisseur aus Polen namens Marek Panas. Den fand ich richtig gut. Zu Hause habe ich immer versucht, so zu spielen wie er.
Haben Sie im Handball und Fußball einen Lieblingsverein? Oder dürfen Sie das als Sportschaumoderator nicht sagen?
Natürlich habe ich den noch – und das darf ich auf jeden Fall. Bei mir ist das beim Handball seit der Kindheit der THW Kiel - natürlich nach dem TSV Altenholz, muss ich sagen, denn das ist ja mein Heimatverein... Beim Fußball ist es tatsächlich auch Holstein Kiel, da stand ich ja auch schon als kleines Kind am Spielfeldrand. Da bin ich Kiel sehr treu. Auch wenn ich schon als Erwachsener und Journalist nicht mehr so richtig ein Fan bin –das sind so die Mannschaften, auf die ich immer noch gerne schaue. Denen drücke ich auch gerne mal die Daumen.
Sie waren bereits 3x bei Olympia; wie reagiert man auf einen nervösen oder angespannten Sportler oder Interviewpartner?
Bei Olympia ist es ja meistens so, dass die Sportler nach ihren Wettkämpfen zu uns kommen, und dann sind sie entweder glücklich oder traurig. Da gilt es dann zu schauen, dass man Verständnis und Mitgefühl, aber im Journalismus ist es eben manchmal auch so, dass man Kritik äußern muss. Wenn man das Gespräch auf eine offene und respektvolle Art und Weise führt, dann ist es auch meist für beide Seiten o.k. Und manchmal, wenn sie sehr nervös sind, dann versuche ich vorher herauszufinden, was genau sie nervös macht, und dann gelingt es häufig, ihnen die Nervosität zu nehmen. Interesse, Offenheit und Respekt sind immer die Grundvoraussetzungen.
Da muss man aber auch ganz schön professionell sein, oder?
Ja, auf jeden Fall. Viele sind auch einfach nervös, weil Sie nicht jeden Tag vor der Kamera stehen. Das ist dann ja auch eine besondere Situation. Aber ich merke immer wieder, wenn man es schafft, dem Gesprächspartner zu zeigen – Du, wir reden hier wie zwei normale Menschen miteinander, ob da nun Kameras sind, oder nicht – dann funktioniert das meistens ganz gut.
Warum wollten Sie denn genau Sportmoderator werden oder was finden Sie daran spannend?
Ich hatte zwischenzeitlich auch mal ganz andere Berufswünsche. Ich wollte auch mal Fußballweltmeister werden, aber das hat nicht ganz so geklappt (lacht). Dann wollte ich ein großer Rechtsanwalt werden, weil ich viele Filme darüber gesehen habe und habe auch Jura studiert, zumal mein Vater Rechtsanwalt und Notar war. Aber ich habe dann gemerkt, dass das, was ich als kleiner Junge schon toll fand, nämlich Sport anzuschauen und darüber zu sprechen, mein Berufswunsch wurde. Ich habe das früher vorm Spiegel schon geübt oder habe auch den Fußballspielern Noten gegeben als 7-Jähriger. Dass ich später Moderator wurde, war dann eigentlich Zufall. Ich wollte Journalist werden, in der Politik und im Sport. Was es dann geworden ist, das hat dann sicherlich auch meinem Talent entsprochen. Aber das konnte ich nicht so richtig planen, ich bin aber auf jeden Fall sehr zufrieden damit.
Sind Sie lieber als Sportmoderator oder als Quizmaster aktiv, und warum?
Da muss ich ehrlich sagen, da kann ich keine Abstufung machen, weil es mir beides wahnsinnig viel Spaß macht. Das hat beides so vieles mit mir zu tun und das Quiz ist ja auch ein Wettkampf. Denn es geht auch hier darum, schnell zu sein und es ist zugleich spannend. Da bin ich sehr glücklich, dass ich beide Sachen mache und mache sie beide gleich gern.
Wieso ist es denn so schwer vor Millionen von Menschen zu reden? Und wie oft passieren Ihnen Versprecher?
Ich habe da großes Glück in meinem Leben gehabt, dass ich das nie schlimm fand - auch schon als Kind. Der eine kann das besser, der andere kann das weniger gut. Ich kenne auch sehr viele Freunde, die es gar nicht mögen, vor vielen Leuten zu sprechen. Ich persönlich mag dann vielleicht ein paar andere Sachen nicht und dementsprechend habe ich damit nie sehr viele Probleme gehabt. Ich habe mir manchmal, wenn ich nervös war und mir vorher überlegt hatte - jetzt schauen ein paar Millionen Menschen zu - vorgestellt, ich erzähle es einfach einem Freund oder einer Person, die hinter der Kamera steht und insofern brauchte ich mich nie zu verstellen oder hatte nie große Ängste. Ich mochte es immer ganz gerne, wenn ein bisschen was los war.
Das gehört ja auch mit zum Beruf!
Ja, das liegt einem dann im Blut oder nicht. Zum Beispiel ein toller Wissenschaftler, der forscht, der hat im Blut, dass er sich stundenlang mit einer Sache alleine konzentrieren kann. So hat jeder seine eigene Talente und seine Vorlieben.
Wie schwer fällt es Ihnen vor der Kamera nicht parteiisch zu sein oder vorher zu spoilern?
Gar nicht. In der Sportschau spoilern wir nicht. Das ist das gute alte Format. Wir wissen natürlich auch, dass der überwiegende Teil der Zuschauer das Ergebnis schon weiß, aber es gibt immer noch ein paar Andere. Ich persönlich mache es zum Beispiel immer noch so, wenn ich die Sportschau nicht moderiere, dass ich sie gucke, ohne vorher die Ergebnisse zu wissen. Das ist schwer heutzutage, weil Du viele Handynachrichten bekommst, aber ich ziehe das wirklich durch.
Das Thema Parteilichkeit hat mir zum Glück nie Probleme bereitet. Ich habe ja selbst Handball in der Bundesliga gespielt und hatte danach als Handball-Reporter nie ein Problem über meine ehemaligen Gegenspieler oder Mitspieler zu sagen, wenn sie schlecht gespielt haben. Da konnte ich das respektvoll kritisieren. Aber ich konnte genauso gut auch immer sagen, wenn sie gut gespielt haben. Da habe ich nie ein Thema mit gehabt. Das gehört aber natürlich auch zum Job mit dazu. Die Distanz zu haben, ist eine wichtige Geschichte bei uns.
Wie lange dauert eine Aufzeichnung einer Sendung, ist es wirklich 1:1 oder muss man auch mal lachen und wird das dann auch mit aufgezeichnet?
Ja, ich musste schon ganz oft lachen und ich habe mich auch schon oft versprochen während einer Sendung. Aber in einer Live-Sendung ist es dann halt passiert und dann ist es auch sympathisch und nett, wenn man damit offen umgeht und das ist ja auch völlig normal. Fernsehmoderatoren sind ja keine Maschinen und man hat ja manchmal auch den ersten Tag mit der neuen Zunge und verspricht sich dann manchmal (lacht). Bei Gefragt-Gejagt ist es so, dass es aufgezeichnet ist und da dauert die Sendung im Fernsehen 45 Minuten. Da ist noch eine Werbepause drin, und wir zeichnen 1:15 Stunde auf. Da werden dann nur die kleinen Umbaumaßnahmen rausgeschnitten: Ratepult rein, Ratepult raus, Kandidat nach vorne, Kandidat nach hinten. Ansonsten ist es meistens so, wie wir es in der Sendung machen, da wird nicht viel dran rumgeschnippelt.
Vielen Dank für das Gespräch!